Liebe, Schuld und Sehnsucht
Während im ersten Teil die Liebe zwischen Grace und Sam den Mittelpunkt der Geschichte bildete, und die Erzählung so oftmals sehr kitschig geriet, ist der zweite Band deutlich düsterer gehalten. Dies ist vor allem Isabel und dem neuen Charakter Cole zu verdanken, die nun ebenfalls als Ich-Erzähler agieren. Damit stellen sie allerdings auch Grace und Sam deutlich in den Schatten, deren Geschichte anfangs ein Stück weit in den Hintergrund rückt.
Cole ist bereits mit seinen jungen Jahren eine gescheiterte Persönlichkeit, zerbrochen am plötzlichen Ruhm. Isabel dagegen macht sich für den Tod ihres Bruders verantwortlich, und leidet zusätzlich unter der Nichtbeachtung durch ihre Eltern.
In Ruht das Licht geht es viel um Schuld und Selbstzerstörung, aber auch Sehnsucht. So sehnt sich Sam nach einem normalen Leben, während sich Grace immer wieder von den Wölfen und dem Leben im Wald angezogen fühlt. Cole sehnt sich danach zu vergessen, während Isabel (auch wenn sie es nie zugeben würde) letztendlich einfach geliebt werden will.
Insgesamt ist der zweite Band deutlich intensiver und vielschichtiger, eingebunden in einen angenehmen, flüssigen Sprachstil. Während Nach dem Sommer noch durch und durch ein Jugendbuch war, wirkt Ruht das Licht erwachsener. Die Charaktere entwickeln sich konsequent weiter, so wie es nun mal auf dem Weg zum Erwachsenendasein ist. Auch die Thematik der Verwandlung wird genauer analysiert, und nicht mehr einfach als eine Art Wunder hingenommen.
Fazit: Stiefvater hat es geschafft mit ihrem zweiten Werk einen neuen Weg einzuschlagen, so dass kein langweiliger Abklatsch des ersten Bandes, sondern ein gereifter Band entstanden ist. Nach dem offenen Ende heißt es nun wohl gespannt zu warten, wie die Geschichte um die Wölfe ihr Ende nimmt.