Der Überlebenskampf der Liz Murray
Hätte ich nicht von Anfang an gewusst, dass dieses Buch die tatsächliche Lebensgeschichte einer jungen Frau erzählt, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass die geschilderten Ereignisse auf Tatsachen beruhen. Was Liz Murray bis zu ihrem 19.Lebensjahr alles ertragen musste, ist schlimmer als das, was andere während ihres gesamten Lebens durchstehen müssen.
Als Töchter von Drogenabhängigen, deren einziger Gedanke der nächste Schuss ist, müssen Liz und ihre Schwester Hunger, Vernachlässigung und das Leben im Dreck ertragen. Schon als Kind sorgt und kümmert sich Lizzy mehr um ihre Eltern als diese um sie. Ihre Schilderungen sind dabei so detailgetreu, dass es mir teilweise schwer fiel längere Passagen am Stück zu lesen, da ihr Schicksal in mir derart Mitleid, Trauer und auch Wut auf ihre verantwortungslosen Eltern, aber auch auf ihre Großeltern weckte. Nur in wenigen Situationen ist eine gewisse Elternliebe zu erkennen, und ihre Großeltern halten es teilweise nicht mal für nötig ihre Enkelinnen zu besuchen, geschweige denn sie aus ihrem Elend zu befreien.
Erst als Liz endlich richtige Freunde findet, und sich so beginnt von ihrer Familie zu lösen, lässt sich das Buch flüssig zu Ende lesen. Dies soll aber nicht heißen, dass sich Liz' Lage schon zu diesem Zeitpunkt ins positive verkehrt, im Gegenteil ihr stehen noch viele Rückschläge bevor.
Der Inhalt des Buches ist meines Erachtens nicht zu bewerten, da es sich nun mal um biographische Fakten handelt, deshalb möchte ich an dieser Stelle lediglich die Sprache des Buches kommentieren: Murray schildert ihre Erlebnisse mal mehr, mal weniger distanziert, aber zu jeder Zeit sehr authentisch. Sie führt den Leser dabei in eine Welt ein, die sich viele nicht mal vorstellen können, um ihn schließlich tief berührt zurückzulassen.
Letztendlich bleibt mir nur noch zu sagen: Ich finde es unglaublich mutig, was für tiefe Einblicke Murray in ihr Seelenleben gewährt, und hoffe, dass sich noch viele Leser von der Stärke und dem Willen dieser Frau inspirieren lassen!