Für den Schrank
Mit dem Namen Röntgen verbindet man mehr die medizinische Diagnostik als klassische Musik. Auf den Konzertpodien kommt die Musik des Komponisten nicht vor und auf Platte begann man erst in den letzten Jahren damit, sich mit ihm zu befassen. Bis vor Kurzem war der größte Teil seiner Kompositionen nicht einmal verlegt worden! Wenn Dr. Vis im Begleitheft schreibt, dass die beiden ultimativen Klavierkonzerte "mit schöner Regelmäßigkeit aufgeführt werden", würde ich gern wissen, wann und wo man die Stücke hören kann oder konnte. Röntgen hat die Klaviermusik für sich geschrieben. Er soll am Klavier ein Wunderkind gewesen sein, blieb aber ohne akademische Ausbildung. Nach der Eröffnung des Concertgebouw hat man ihn aus den Ämtern gemobbt. Seine Musik hat nur zeitlich etwas mit Romantik zu tun. Viele Tonartwechsel, Punktierungen, Stakkati, chromatisch versetzte Läufe, harte Dynamik, kaum ein ausgehaltener Schlusston - Hörer und Mitspieler waren gefordert. Dr. Vis schreibt, dass die Klavierkonzerte vom Komponisten uraufgeführt wurden und dann im Schrank verschwanden. Keine Revisionen, um die Werke publikumswirksamer, runder zu machen. Und das ist das Problem. Für Oliver Triendl und Hermann Bäumer war es sicher nicht leicht, Interpretationsansätze zu finden. Die Romanze aus Nr. 3 und das Allegretto aus Nr. 7 sind durchaus hörenswert. Den Rest nimmt man so mit.