Nicola Antonio Porpora: Polifemo (3 CDs)

Nicola Antonio Porpora: Polifemo

Nicola Antonio Porpora (1686-1768)

Polifemo

Julia Lezhneva, Max Emanuel Cencic, Yuriy Mynenko, Pavel Kudinov, Sonja Runje, Armonia Atenea, George Petrou

3 CDs

CD (Compact Disc)

Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.

Nicola Antonio Porpora (1686-1768): Polifemo, 3 CDs

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Künstler: Julia Lezhneva, Max Emanuel Cencic, Yuriy Mynenko, Pavel Kudinov, Sonja Runje, Armonia Atenea, George Petrou
Label: Parnassus Arts, DDD, 2022
Bestellnummer: 11553802
Erscheinungstermin: 8.9.2023

Zum Blühen gebracht
Nicola Porpora war zu Lebzeiten ein gefeierter Komponist und erfolgreicher Gesangslehrer, außerdem ein Rivale von Händel und Hasse. Als eine der schillerndsten Figuren des musikalischen Barock gab er der Opernentwicklung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entscheidende Impulse. Er wirkte in Italien, vor allem in seiner Heimatstadt Neapel, aber auch in London, Dresden und Wien, wo ihm übrigens Mitte der 1750er Jahre der junge Haydn als Gegenleistung für Unterricht als Kammerdiener und Begleiter im Gesangsunterricht fungierte. Porpora verstand es in genialer Weise, mit Stimmen umzugehen, sowohl was ihre Ausbildung als auch ihren optimalen Einsatz in seinen Werken betraf.

1735 schrieb Porpora für die Londoner »Opera of the Nobility« die Opera seria Polifemo. Diese 1733 gegründete Operngeselllschaft war bewusst als destruktive Konkurrenz zur »Royal Academy of Music«, Händels Operngesellschaft, gegründet worden und machte Händel tatsächlich alsbald das Leben schwer. Nicht zuletzt auch wegen der dort verpflichteten Stars der damaligen Opernszene: In der Premiere von Polifemo sangen beispielsweise u. a. Antonio Montagnana (Polifemo), Farinelli (Aci), Francesca Cuzzoni (Galatea) und Senesino (Ulisse), die zum Teil zuvor von Händel abgeworben worden waren.

Das Libretto von Paolo Rolli basiert auf zwei bekannten griechischen Mythen, die beide mit dem Zyklopen Polyphem in Verbindung stehen: die Geschichte über die Nymphe Galatea und den Hirten Acis sowie die Begegnung mit Odysseus, die für den einäugigen Riesen ungünstig endet. Porpora schuf für die vielfarbigen Szenen eine Musik von großer Ausdruckskraft und Virtuosität, die damals wie heute ihre Wirkung nicht verfehlt – vor allem, wenn wie hier ein absolut hochkarätiges Ensemble Porporas Partitur erst richtig zum Blühen bringt.

Rezensionen

»George Petrou und das Ensemble Armonia Atenea spielen mit ausgewogener Balance zwischen Instrumenten und Stimmen und bereichern das Geschehen an vielen Stellen mit solistischen Oboen, Flöten, Hörnern und Trompeten.« (FONO FORUM, Dezember 2023)

Tracklisting
Details
Mitwirkende

Disk 1 von 3 (CD)

Polifemo

1 Ouverture: Grave - Allegro
2 Ouverture: Vivo
3 ATTO PRIMO
4 Recitativo accompagnato - Galatea, Calipso
5 ARIA: Vo presagendo - Galatea, Calipso
6 DUETTO: Il contento che presento - Galatea, Calipso
7 SCENA II Recitativo - Polifemo, Galatea
8 ARIA: M'accendi in sen col guardo - Polifemo
9 Recitativo accompagnato - Galatea
10 ARIA: Se al campo e al rio soggiorna - Galatea
11 SCENA III Sinfonia
12 Recitativo accompagnato - Ulisse
13 Recitativo - Ulisse, Aci
14 ARIA: Core avvezzo al furore dell'armi - Ulisse
15 Recitativo accompagnato - Aci
16 ARIA: Dolci, fresche aurette grate - Aci
17 SCENA IV ARIA: Giusta non ha - Nerea
18 Recitativo - Calipso, Nerea, Ulisse
19 ARIA: Sorte un'umile capanna - Calipso
20 Recitativo accompagnato - Nerea, Ulisse
21 SCENA V Recitativo - Polifemo, Ulisse
22 ARIA: Fa ch'io ti provi ancora - Ulisse
23 SCENA VI Recitativo - Galatea, Aci
24 ARIA: Morirei del partir nel momento - Aci
25 Recitativo accompagnato - Galatea
26 ARIA: Ascoltar no, non ti voglio - Galatea

Disk 2 von 3 (CD)

1 ATTO SECONDO
2 ARIA: Una beltà che sa - Nerea
3 SCENA II Recitativo - Ulisse, Calipso
4 ARIA: Lascia fra tanti mali - Calipso
5 Recitativo - Ulisse
6 ARIA: Fortunate pecorelle - Ulisse
7 SCENA III Recitativo accompagnato - Aci
8 ARIA: Lusingato dalla speme - Aci
9 SCENA IV ARIETTA: Placidetti zeffiretti - Galatea
10 Recitativo - Polifemo, Galatea
11 SCENA V DUETTO: Placidetti zeffireti / Amoretti vezzosetti - Galatea, Aci
12 Recitativo - Galatea, Aci
13 ARIA: Nell'attendere il mio bene - Aci
14 Recitativo - Galatea
15 ARIA: Fidati alla speranza - Galatea
16 SCENA VI Recitativo accompagnato - Ulisse
17 Recitativo - Calipso, Ulisse
18 ARIA: Dell'immortal bellezza - Ulisse
19 SCENA VII Recitativo - Galatea, Aci
20 DUETTO: Tacito movi e tardo - Galatea, Aci

Disk 3 von 3 (CD)

1 ATTO TERZO
2 SCENA I ARIETTA: Fugace Galatea - Polifemo
3 Recitativo accompagnato - Polifemo
4 SCENA II Recitativo accompagnato - Galatea
5 ARIA: Smanie d'affanno, ah, perché mai - Galatea
6 SCENA III Recitativo - Calipso, Ulisse
7 ARIOSO: Crudel, se m'hai sprezzato - Polifemo
8 Recitativo - Polifemo, Ulisse
9 ARIA: D'un disprezzato amor - Polifemo
10 Recitativo - Polifemo, Ulisse
11 ARIOSO: Ma i piè non mi sostengono - Polifemo
12 Recitativo accompagnato - Ulisse, Calipso
13 ARIA: Quel vasto, quel fiero - Ulisse
14 Recitativo - Calipso
15 ARIA: Il gioir qualor s'aspetta - Calipso
16 SCENA IV Recitativo - Nerea, Galatea
17 Recitativo accompagnato - Galatea, Nerea
18 SCENA V ARIA: Alto Giove - Aci
19 Recitativo - Galatea, Aci
20 Recitativo accompagnato - Aci
21 SCENA VI ARIOSO E ACCOMPAGNATO: Furie che mi straziate -Polifemo, Aci, Galatea
22 Recitativo - Aci
23 ARIA: Senti il fato - Aci
24 Recitativo accompagnato - Polifemo
25 SCENA ULTIMA TERZETTO: La gioia immortal che alletta - Galatea, Aci, Ulisse
26 TUTTI: Accendi nuova face

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1 Rezension

jommelli

Top 50 Rezensent

16.09.2023

Booklet:: 5 von 5
Künstlerische Qualität:: 4 von 5
Repertoirewert:: 5 von 5

Beeindruckende Ersteinspielung eines Meisterwerks!

Endlich besteht die Gelegenheit, Porporas „Polifemo“, den man stets nur in Verbindung mit der zu Recht hochgerühmten Arie des Acis aus dem 3.Akt („Alto giove“) kannte, einmal in Gänze zu hören. Und man fragt sich verwundert, warum dieses veritable Meisterwerk erst jetzt seine Weltersteinspielung erfährt, handelt es sich doch um eine der phantasievollsten und mit einer kurzweiligen und leicht nachzuvollziehenden mythologischen Handlung auch für einen Menschen des 21. Jahrhunderts dankbarsten Opern ihrer Zeit. Wie schon bei „Germanico in Germania“ und „Carlo il Calvo“ zeigt sich Porpora nicht nur auf Augenhöhe mit Händel, sondern übertrifft ihn m.E. in vielen Punkten sogar. Eine so hohe Anzahl an ausdrucksvollen Accompagnatos, eine so reiche Instrumentierung und einen so dicht und konzise in Richtung des Durchkomponierten konzipierten dritten Akt wie hier vorliegend, findet man bei Händel erst in den deutlich später entstandenen Oratorien. Und auch so manche Arie jenseits des inzwischen fast schon zu häufig gesungenen „Alto giove“ erweist sich als Juwel der an der Grenze des vorklassisch- galanten Stils stehenden spätbarocken Belcantokunst.
Die Interpretation der hochwertig und liebevoll ausgestatteten Box (inklusive Libretto mit deutscher Übersetzung) ist durchweg erstklassig, jede Kritik mithin subjektiv und auf hohem Niveau.
Problematisch erschien mir v.a. die Besetzung der 1734 von Farinelli gesungenen Partie des Acis mit dem zur Aufnahmezeit schon über 40 Jahre zählenden Yurij Minenko, einem für Countertenöre kritischen Alter. Die sich mit ihrem Wechsel von langen Legatobögen, rasanten Koloraturketten und großen Sprüngen oft an der Grenze des Darstellbaren befindliche Rolle, die permanent zwischen Sopran- und Altregister changiert, bewältigt Minenko in der tieferen Lage hervorragend. Insgesamt liegt sie allerdings etwas zu hoch für ihn, was leider deutlich auf Kosten der Intonation geht. Vor etwa 10 Jahren wären Franco Fagioli oder Ann Hallenberg hierfür ideal gewesen. Es stellt sich also wieder einmal die Frage, ob es immer die beste Idee ist, Kastratenpartien mit Countertenören zu besetzen.
Julia Lezhneva als Galatea war mir besonders bei den freien Dacapo-Verzierungen wie schon öfters zu manieriert und überengagiert. An ihren herausragenden technischen Fähigkeiten besteht aber keinerlei Zweifel.
Die kleineren Partien, zu denen auch die nicht besonders dankbare Titelrolle des Zyklopen Polyphem zählt, der insgesamt nur eine größere Arie im ersten und zwei kurze Ariosi im dritten Akt zu singen hat, sind exzellent besetzt.
Der Star der Aufnahme ist jedoch M.E. Cencic, der in der einst von Senesino verkörperten Rolle des Odysseus eine wahrhaft vollendete gesangliche und darstellerische Leistung vollbringt.
Mit der Herangehensweise von George Petrou und seiner Armonia Atenea bin ich auch diesmal nicht wirklich glücklich: Müssen diese teils völlig überdrehten Tempi, dieses Ausloten extremer Spitzentöne, diese gellenden Sforzati und unnatürlichen Ritardandi wirklich sein? Ich würde mir wünschen, dass sich bald einmal eine etwas weniger unter Hochspannung stehende Interpretation alter Musik auf breiter Front durchsetzt, denn Porporas geniale Partitur ist bedeutend genug, um auf übertrieben modische Knalleffekte verzichten zu können. Insgesamt schwankt meine Bewertung zwischen vier und fünf Sternen, passt aber wegen des hohen diskographischen Wertes besser in die obere Kategorie. Klare Kaufempfehlung für diesen beeindruckenden „Polifemo“ !

Nicola Antonio Porpora: Polifemo