Franz Schreker: Orchesterwerke & Lieder
Orchesterwerke & Lieder
2
CDs
CD (Compact Disc)
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- Kammersymphonie; Kleine Suite für Kammerorchester; Romantische Suite op. 14; Zwischenspiel "Nachtstück" aus Der ferne Klang; Valse lente für kleines Orchester; Vom ewigen Leben für Sopran & Orchester; 5 Gesänge für tiefe Stimme & Orchester
- Künstler: Chen Reiss, Matthias Goerne, Konzerthausorchester Berlin, Christoph Eschenbach
- Label: DGG, DDD
- Bestellnummer: 11127005
- Erscheinungstermin: 17.3.2023
- Gesamtverkaufsrang: 1469
- Verkaufsrang in CDs: 793
Das Musikleben im deutschsprachigen Raum des frühen 20. Jahrhunderts war ungeheuer vielfältig. Einige Komponisten lösten sich nach und nach von der Tonsprache der Romantik und stießen ästhetisch in neue Gefilde vor. Sie begannen in freier Tonalität zu komponieren und erprobten neue Klänge. Ihr prominentester Vertreter war Arnold Schönberg, später schlossen sich seine Schüler Alban Berg und Anton Webern der neuen Schreibweise an. Dem gegenüber standen die Komponisten, die sich nach wie vor in der Romantik zu Hause fühlten und die die Dur-Moll-Tonalität nicht aufgeben wollten, auch wenn sie diese bis an die äußerste Grenze ausreizten. Zu dieser Gruppe gehörte Franz Schreker. Er wurde 1878 im Fürstentum Monaco als Franz Schrecker geboren, änderte später jedoch seinen Namen in Schreker mit langem e. Sein Vater war ein jüdischer Hofphotograph aus Böhmen, die Mutter stammte aus einer altsteirischen Adelsfamilie. Schrekers Familie zog später nach Linz und nach dem frühen Tod des Vaters schließlich nach Wien. Dort begann Schreker zunächst ein Violinstudium, bald wechselte er jedoch in die Klasse des renommierten Kompositionslehrers Robert Fuchs, der eine ganze Reihe von später berühmt gewordenen Komponisten ausbildete, unter ihnen Gustav Mahler, Hugo Wolf, Jean Sibelius und Richard Strauss.
Schrekers erste Oper Flammen entstand 1902, sie erfuhr zu Lebzeiten des Komponisten allerdings keine Bühneninszenierung. Ein weitaus bedeutenderes Projekt stellte seine zweite Oper Der ferne Klang dar. Sie trägt stark autobiographische Züge, wie Schreker selbst bekannte, wurde 1912 in Frankfurt am Main uraufgeführt und machte ihn schlagartig berühmt. Das Stück spielt um 1900 in Deutschland und Venedig und dreht sich um den jungen Komponisten Fritz, der die kleinbürgerliche Enge zu Hause nicht mehr erträgt, weshalb er seine Verlobte Grete verlässt und sich nach Venedig begibt. Dort hofft er, einen »rätselhaften, weltenfernen Klang« zu finden. Doch die Sehnsucht nach Grete verzehrt ihn, weshalb er sich auf die Suche nach ihr macht. Er findet sie schließlich in einem Bordell, in dem sie als Edelkurtisane ihre Dienste anbietet. Fritz beschimpft sie als Dirne und verlässt sie wieder. Fünf Jahre später erlebt seine Oper Die Harfe ihre Uraufführung im Hoftheater. Grete besucht diese, doch als sie sich selbst in der Hauptrolle wiedererkennt, erleidet sie einen Schwächeanfall. Die Premiere gerät zum Fiasko. Grete erfährt nun, dass Fritz todkrank ist. Die beiden begegnen sich wieder, doch für ein gemeinsames Glück ist es zu spät: Fritz findet den geheimnisvollen »fernen Klang«, nach dessen verführerischem Trugbild er ein Leben lang trachtete, im Tod, der ihn mit der wiedergefundenen Grete vereint.
Ein Künstler, der sich stets für die Musik des frühen 20. Jahrhunderts interessiert hat, ist Christoph Eschenbach. Intensiv beschäftigte er sich etwa mit den Werken von Alban Berg, Arnold Schönberg und Alexander Zemlinsky. Die Stücke von Franz Schreker entdeckte er erst nach der Jahrtausendwende für sich. 2004 führte er das Vorspiel zur Oper Die Gezeichneten auf mit dem damaligen NDR Sinfonieorchester, und 2010 die Kammersymphonie mit dem Ensemble intercontemporain in Paris. »Die Kammersymphonie hat mich absolut fasziniert, deshalb wollte ich sie unbedingt aufnehmen«, bekennt Eschenbach. »Sie ist eigentlich ein groß angelegtes Stück, das fein aufgefächert ist, mit sehr vielen verschiedenen Facetten.« Allgemein bewundert Eschenbach, wie Schreker mit Orchesterklangfarben umgeht: »Seine Instrumentation war sehr fortschrittlich«, erklärt er, »er hat die Mahler’sche Symphonik weitergeführt.« Allerdings sei es bei Schrekers Werken nicht einfach, »die richtigen Farben herauszufinden und herauszuhören und herauszuspielen. Das verlangt eine immense Musikalität«, betont der Dirigent, »die beim Konzerthausorchester allerdings absolut vorhanden ist. Es hat sich sofort mit dieser Musik identifiziert.«
Als weitere Orchesterstücke wählte Eschenbach die Kleine Suite für Kammerorchester, ein neoklassizistisches Werk, das Schreker 1928 für den Rundfunk komponierte, sowie die Romantische Suite (1903), »die aber so romantisch gar nicht mehr ist, da sie weit in die Neuzeit hineinragt«, betont Eschenbach. »Da zeigen sich bereits Elemente des Expressionismus.« Von Expressionismus seien einzelne Werke Schrekers stark geprägt, so Eschenbach, einem Musikstil, der die Seelenregungen des Menschen in der Musik ausdrücken soll. Da hat es ihn auch nicht verwundert, als er herausfand, dass Schreker gut mit Sigmund Freud befreundet war. Ein weiteres expressionistisches Werk ist das Nachtstück aus der bereits erwähnten Oper Der ferne Klang, ein instrumentales Zwischenspiel, das Eschenbach als »großartiges symphonisches Poème« lobt und deshalb auch für das Album auswählte.
Wer über Schreker schreibt, konzentriert sich meist auf seine Opern, sodass seine Lieder leider oft zu kurz kommen. Christoph Eschenbach schätzt sie sehr, auch aufgrund ihrer oft symbolistisch angehauchten Texte, und entschied sich deshalb, die Orchesterwerke des Albums mit Liedern zu ergänzen. Vom ewigen Leben sind zwei »lyrische Gesänge« für Sopran und Orchester (1923 / 1927) nach Gedichten des amerikanischen Lyrikers Walt Whitman. Den Fünf Gesängen für tiefe Stimme (1909 / 1922) liegen bis auf das erste Lied, das der arabischen Märchensammlung Tausendundeine Nacht entstammt, Lyrik der österreichischen symbolistischen Dichterin Edith Ronsperger zugrunde. Zusammen bilden die fünf Gedichte einen Zyklus, der sich von der Sehnsucht nach einem geliebten Menschen über Entfremdung, Verzweiflung, nostalgische Erinnerungen bis hin zu Tod und Erlösung bewegt. Zu der Zeit als Schreker diese Lieder schrieb, wurde er in den Schönberg-Kreis eingeführt. Schönberg lud ihn ein, die Lieder seinen Schülern vorzuspielen – unter anderen war auch Alban Berg anwesend – und sorgte dafür, dass der Zyklus 1912 in ein Konzert mit neuer österreichischer Musik aufgenommen wurde.
Als Lied-Interpreten wählte Eschenbach die israelische Sopranistin Chen Reiss und den deutschen Bariton Matthias Goerne. Mit beiden Künstlern ist Eschenbach seit Jahren durch viele Projekte verbunden. So spielte er mit Goerne Liederzyklen von Schubert und Brahms ein, während er mit Reiss unter anderem in Wien die Zauberflöte aufführte. »Beide sind Meister der Textausdeutung«, erklärt er seine Wahl. Jetzt fehlte nur noch ein kleines »Zuckerl« als Abrundung des Programms. Eschenbach suchte dafür die Valse lente aus, »ein ganz bezauberndes Stück. Kurz, sehr intim und sehr wienerisch. Das passte sehr gut als Kontrast zu den anderen Werken.«
Schrekers erste Oper Flammen entstand 1902, sie erfuhr zu Lebzeiten des Komponisten allerdings keine Bühneninszenierung. Ein weitaus bedeutenderes Projekt stellte seine zweite Oper Der ferne Klang dar. Sie trägt stark autobiographische Züge, wie Schreker selbst bekannte, wurde 1912 in Frankfurt am Main uraufgeführt und machte ihn schlagartig berühmt. Das Stück spielt um 1900 in Deutschland und Venedig und dreht sich um den jungen Komponisten Fritz, der die kleinbürgerliche Enge zu Hause nicht mehr erträgt, weshalb er seine Verlobte Grete verlässt und sich nach Venedig begibt. Dort hofft er, einen »rätselhaften, weltenfernen Klang« zu finden. Doch die Sehnsucht nach Grete verzehrt ihn, weshalb er sich auf die Suche nach ihr macht. Er findet sie schließlich in einem Bordell, in dem sie als Edelkurtisane ihre Dienste anbietet. Fritz beschimpft sie als Dirne und verlässt sie wieder. Fünf Jahre später erlebt seine Oper Die Harfe ihre Uraufführung im Hoftheater. Grete besucht diese, doch als sie sich selbst in der Hauptrolle wiedererkennt, erleidet sie einen Schwächeanfall. Die Premiere gerät zum Fiasko. Grete erfährt nun, dass Fritz todkrank ist. Die beiden begegnen sich wieder, doch für ein gemeinsames Glück ist es zu spät: Fritz findet den geheimnisvollen »fernen Klang«, nach dessen verführerischem Trugbild er ein Leben lang trachtete, im Tod, der ihn mit der wiedergefundenen Grete vereint.
Ein Künstler, der sich stets für die Musik des frühen 20. Jahrhunderts interessiert hat, ist Christoph Eschenbach. Intensiv beschäftigte er sich etwa mit den Werken von Alban Berg, Arnold Schönberg und Alexander Zemlinsky. Die Stücke von Franz Schreker entdeckte er erst nach der Jahrtausendwende für sich. 2004 führte er das Vorspiel zur Oper Die Gezeichneten auf mit dem damaligen NDR Sinfonieorchester, und 2010 die Kammersymphonie mit dem Ensemble intercontemporain in Paris. »Die Kammersymphonie hat mich absolut fasziniert, deshalb wollte ich sie unbedingt aufnehmen«, bekennt Eschenbach. »Sie ist eigentlich ein groß angelegtes Stück, das fein aufgefächert ist, mit sehr vielen verschiedenen Facetten.« Allgemein bewundert Eschenbach, wie Schreker mit Orchesterklangfarben umgeht: »Seine Instrumentation war sehr fortschrittlich«, erklärt er, »er hat die Mahler’sche Symphonik weitergeführt.« Allerdings sei es bei Schrekers Werken nicht einfach, »die richtigen Farben herauszufinden und herauszuhören und herauszuspielen. Das verlangt eine immense Musikalität«, betont der Dirigent, »die beim Konzerthausorchester allerdings absolut vorhanden ist. Es hat sich sofort mit dieser Musik identifiziert.«
Als weitere Orchesterstücke wählte Eschenbach die Kleine Suite für Kammerorchester, ein neoklassizistisches Werk, das Schreker 1928 für den Rundfunk komponierte, sowie die Romantische Suite (1903), »die aber so romantisch gar nicht mehr ist, da sie weit in die Neuzeit hineinragt«, betont Eschenbach. »Da zeigen sich bereits Elemente des Expressionismus.« Von Expressionismus seien einzelne Werke Schrekers stark geprägt, so Eschenbach, einem Musikstil, der die Seelenregungen des Menschen in der Musik ausdrücken soll. Da hat es ihn auch nicht verwundert, als er herausfand, dass Schreker gut mit Sigmund Freud befreundet war. Ein weiteres expressionistisches Werk ist das Nachtstück aus der bereits erwähnten Oper Der ferne Klang, ein instrumentales Zwischenspiel, das Eschenbach als »großartiges symphonisches Poème« lobt und deshalb auch für das Album auswählte.
Wer über Schreker schreibt, konzentriert sich meist auf seine Opern, sodass seine Lieder leider oft zu kurz kommen. Christoph Eschenbach schätzt sie sehr, auch aufgrund ihrer oft symbolistisch angehauchten Texte, und entschied sich deshalb, die Orchesterwerke des Albums mit Liedern zu ergänzen. Vom ewigen Leben sind zwei »lyrische Gesänge« für Sopran und Orchester (1923 / 1927) nach Gedichten des amerikanischen Lyrikers Walt Whitman. Den Fünf Gesängen für tiefe Stimme (1909 / 1922) liegen bis auf das erste Lied, das der arabischen Märchensammlung Tausendundeine Nacht entstammt, Lyrik der österreichischen symbolistischen Dichterin Edith Ronsperger zugrunde. Zusammen bilden die fünf Gedichte einen Zyklus, der sich von der Sehnsucht nach einem geliebten Menschen über Entfremdung, Verzweiflung, nostalgische Erinnerungen bis hin zu Tod und Erlösung bewegt. Zu der Zeit als Schreker diese Lieder schrieb, wurde er in den Schönberg-Kreis eingeführt. Schönberg lud ihn ein, die Lieder seinen Schülern vorzuspielen – unter anderen war auch Alban Berg anwesend – und sorgte dafür, dass der Zyklus 1912 in ein Konzert mit neuer österreichischer Musik aufgenommen wurde.
Als Lied-Interpreten wählte Eschenbach die israelische Sopranistin Chen Reiss und den deutschen Bariton Matthias Goerne. Mit beiden Künstlern ist Eschenbach seit Jahren durch viele Projekte verbunden. So spielte er mit Goerne Liederzyklen von Schubert und Brahms ein, während er mit Reiss unter anderem in Wien die Zauberflöte aufführte. »Beide sind Meister der Textausdeutung«, erklärt er seine Wahl. Jetzt fehlte nur noch ein kleines »Zuckerl« als Abrundung des Programms. Eschenbach suchte dafür die Valse lente aus, »ein ganz bezauberndes Stück. Kurz, sehr intim und sehr wienerisch. Das passte sehr gut als Kontrast zu den anderen Werken.«
- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 2 (CD)
Der ferne Klang
- 1 Nachtstück (Der ferne Klang)
- 2 Valse lente
Kammersymphonie
- 3 I. Langsam, schwebend (Kammersymphonie)
- 4 II. Scherzo Allegro Vivace (Kammersymphonie)
- 5 III. Ziemlich bewegt (Kammersymphonie)
- 6 IV. Langsam, schwebend (Kammersymphonie)
2 Lyrische Gesänge
- 7 No. 1, Wurzeln und Halme sind dies nur (2 Lyrische Gesänge)
- 8 No. 2, Das Gras (2 Lyrische Gesänge)
Disk 2 von 2 (CD)
5 Gesänge
- 1 No. 1, Ich frag' nach dir jedwede Morgensonne (Fünf Gesänge)
- 2 No. 2, Dies aber kann mein Sehnen nimmer fassen (Fünf Gesänge)
- 3 No. 3, Die Dunkelheit sinkt schwer wie Blei (Fünf Gesänge)
- 4 No. 4, Sie sind so schön, die milden, sonnenreichen (Fünf Gesänge)
- 5 No. 5, Einst gibt ein Tag mir alles Glück zu eigen (Fünf Gesänge)
Kleine Suite
- 6 I. Präludium (Kleine Suite)
- 7 II. Marcia (Kleine Suite)
- 8 III. Canon (Kleine Suite)
- 9 IV. Fughette (Kleine Suite)
- 10 V. Intermezzo (Kleine Suite)
- 11 VI. Capriccio (Kleine Suite)
Romantische Suite
- 12 I. Idylle Andante (Romantische Suite)
- 13 II. Scherzo Prestissimo (Romantische Suite)
- 14 III. Intermezzo In sanfter Bewegung (Romantische Suite)
- 15 IV. Tanz Allegro vivace (Romantische Suite)
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