Nicola Antonio Porpora: Carlo Il Calvo (3 CDs)

Nicola Antonio Porpora: Carlo Il Calvo

Nicola Antonio Porpora (1686-1768)

Carlo Il Calvo

Julia Lezhneva, Suzanne Jerosme, Max Emanuel Cencic, Franco Fagioli, Bruno de Sa, Petr Nekoranec, Nian Wang, Armonia Atenea, George Petrou

3 CDs

CD (Compact Disc)

Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.

Nicola Antonio Porpora (1686-1768): Carlo Il Calvo, 3 CDs

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Künstler: Julia Lezhneva, Suzanne Jerosme, Max Emanuel Cencic, Franco Fagioli, Bruno de Sa, Petr Nekoranec, Nian Wang, Armonia Atenea, George Petrou
Label: Parnassus, DDD, 2022
Bestellnummer: 11105234
Erscheinungstermin: 5.1.2023

Gesamtverkaufsrang: 11835
Verkaufsrang in CDs: 5581

Filmausschnitte/Videotrailer

Exorbitante Anforderungen
Nicola Porpora war einer der Hauptvertreter der neapolitanischen Opera seria, während seiner Londoner Jahre auch einer der Rivalen Händels. Als bester Gesangslehrer Europas (zu seinen Schülern zählten u. a. die Star-Kastraten Farinelli und Caffarelli – und in den späteren Jahren auch Joseph Haydn) war er ein unvergleichlicher Kenner der menschlichen Stimme, was man den Opern sofort anhört.

Seine Oper Carlo il Calvo (Karl der Kahle) wurde 1738 am führenden Opernhaus Roms, dem Teatro delle Dame, uraufgeführt. Sie basiert auf einem venezianischen Libretto von 1699, das unter verschiedenen Titeln von Komponisten wie Vinaccesi, Keller, Alessandro Scarlatti, Orlandini und Telemann vertont wurde. Die Partitur hat sich im Konservatorium zu Neapel erhalten. Die Handlung führt in jene Epoche des frühen Mittelalters, als das Europa Karls des Großen unter den Händen seiner zerstrittenen Erben zerfiel. Ihre Besonderheit besteht darin, dass der Titelheld ein Kind ist. Lothar der Deutsche, sein Stiefbruder, Enkel Karls des Großen, entführt den rechtmäßigen Thronerben, um ihm die Herrschaft zu entreißen. Das gibt Karls Mutter Gelegenheit zu herzzerreißenden Verzweiflungsszenen und atemberaubenden Gefühlsausbrüchen.

Auf der Bühne der Uraufführung standen umjubelte Sängerstars des barocken Europas; entsprechend exorbitant sind die vokalen Anforderungen der reizvollen Partitur. In dieser Erstaufnahme bei PARNASSUS ARTS werden die Parts souverän und erstklassig interpretiert von einer geradezu luxuriösen Sängerriege: Franco Fagioli (Adalgiso), Max Emanuel Cencic (Lottario), Julia Lezhneva (Gildippe), Suzanne Jerosme (Giuditta), Petr Nekoranec (Asprando), Bruno de Sá (Berardo) und Nian Wang (Eduige). Begleitet werden sie von Armonia Atenea unter der Leitung von George Petrou.

Tracklisting
Details
Mitwirkende

Disk 1 von 3 (CD)

Carlo il Calvo

1 Sinfonia: Allegro - Minuet - Contradanza
2 SCENA I: Recitativo - Asprando, Lottario SCENA II: Recitativo - Adalgiso, Lottario, Berardo
3 ARIA: Vado nello splendore - Lottario
4 SCENA III: Recitativo - Adalgiso, Asprando
5 ARIA: Col passaggier talora - Asprando
6 SCENA IV: Recitativo - Adalgiso, Gildippe
7 ARIA: Tornate tranquille - Adalgiso
8 SCENA V: Recitativo - Gildippe
9 ARIA: Sento, che in sen turbato - Gildippe
10 SCENA VI: Recitativo - Giuditta, Berardo
11 ARIA: Sai, che fedel io sono - Berardo
12 SCENA VII: Recitativo - Eduige, Giuditta
13 ARIA: Pender da' cenni tuoi - Eduige
14 SCENA VIII: Recitativo - Lottario, Giuditta
15 ARIA: Se rea ti vuole il Cielo - Lottario
16 SCENA IX: Recitativo - Giuditta, Gildippe
17 ARIA: Pensa, che figlia sei - Giuditta
18 SCENA X: Recitativo - Gildippe
19 ARIA: Se nell'amico nido - Gildippe
20 Marchia
21 SCENA XI: Recitativo - Giuditta, Lottario, Asprando, Berardo, Adalgiso
22 ARIA: Vorresti a me sul ciglio - Giuditta

Disk 2 von 3 (CD)

1 SCENA XII: Recitativo - Adalgiso, Lottario
2 SCENA XIII: Recitativo accompagnato - Adalgiso
3 ARIA: Saggio Nocchier che vede - Adalgiso
4 SCENA I: Recitativo - Adalgiso, Gildippe
5 ARIA: Se veder potessi - Gildippe
6 SCENA II: Recitativo - Adalgiso, Lottario
7 ARIA: Taci, oh Dio! - Adalgiso
8 SCENA III: Recitativo - Lottario, Asprando
9 ARIA: Quando s'oscura il Cielo - Lottario
10 SCENA IV: Recitativo - Asprando, Giuditta
11 ARIA: Temer della sorte - Asprando
12 SCENA V: Recitativo - Giuditta, Asprando
13 SCENA VI: Recitativo - Eduige, Berardo
14 ARIA: Per voi sul Campo armato - Berardo
15 SCENA VII: Recitativo - Eduige, Gildippe
16 ARIA: Amore è un certo foco - Gildippe
17 SCENA VIII: Recitativo - Eduige
18 ARIA: Il provido Cultore - Eduige
19 SCENA IX: Recitativo - Gildippe, Giuditta, Berardo
20 Recitativo accompagnato - Giuditta
21 ARIA: Tu m'ingannasti - Giuditta
22 SCENA X: Recitativo - Lottario, Berardo SCENA XI: Recitativo - Adalgiso, Lottario, Berardo SCENA XII: Recitativo - Ada
23 ARIA: Spesso di nubi cinto - Adalgiso

Disk 3 von 3 (CD)

1 SCENA I: Recitativo - Berardo, Asprando
2 ARIA: Su la fatal arena - Berardo
3 SCENA II: Recitativo accompagnato - Asprando
4 ARIA: Piena di sdegno in fronte - Asprando
5 SCENA III: Recitativo - Gildippe, Adalgiso
6 DUETTO: Dimmi che m'ami - Adalgiso, Gildippe
7 SCENA IV: Recitativo - Giuditta, Adalgiso SCENA V: Recitativo - Lottario, Giuditta, Adalgiso
8 ARIA: So che tiranno io sono - Lottario
9 SCENA VI: Recitativo - Giuditta
10 ARIA: Questo che miri - Giuditta
11 Scena VII: Recitativo - Adalgiso
12 ARIA: Con placido contento - Adalgiso
13 SCENA ULTIMA: Recitativo - Giuditta, Lottario, Berardo, Gildippe, Eduige, Adalgiso
14 TUTTI: Ecco alfin, che il fosco orrore

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Parnassus Arts Productions
Barnabitengasse 5/4
1060 Wien
Austria

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Bewertungen und Rezensionen

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4,3

Booklet:: 5,0 von 5
Gesamteindruck:: 5,0 von 5
Klang:: 5,0 von 5

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12 Bewertungen

5: 8
4: 2
3
2: 2
1

1 Rezension

jommelli

Top 50 Rezensent

22.02.2023

Booklet:: 5 von 5
Gesamteindruck:: 5 von 5
Klang:: 5 von 5

Auf hohem Niveau

Warum nur hat man als Coverfoto für die neue CD-Ersteinspielung von Porporas „Carlo il Calvo“ ausgerechnet die Szene gewählt, die die beiden Hauptdarsteller verquält beim Geschlechtsakt zeigt? Sollen hier Spießbürger provoziert werden? Diese Zeiten dürften eigentlich seit Jahrzehnten vorbei sein. Über die vom Publikum 2020/21 in Bayreuth frenetisch beklatschte, in der BR-Mediathek gezeigte und auf Youtube verfügbare Inszenierung, die die Familientragödie ins Mafia-Milieu der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts verlegt hat, ist viel geschrieben worden und jeder möge sich hierüber seine eigene Meinung bilden. Gottseidank haben wir es bei der vorliegenden Box mit einer klanglich hervorragenden Studioaufnahme zu tun, die ohne die durch die Faxen des sog. „modernen Regietheaters“ erzeugten Nebengeräusche die volle Konzentration auf Porporas Musik ermöglicht. Die aus 26 Dacapo-Arien und einem großen Duett bestehende Opera seria zeigt den Meister auf der Höhe seiner Kunst und einmal mehr Händel und Vivaldi in jeder Hinsicht ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen.
Insgesamt ist das Niveau der Aufnahme sehr hoch, doch gibt es m.E. einige Kritikpunkte. Zunächst ist da die bei George Petrou und seiner Armonia Atenea sonst eher ungewohnte, bisweilen recht ruppige musikalische Herangehensweise: Tempi werden forciert, Akzente gewaltsam herausgemeißelt, Lautenakkorde rockig heruntergeschrubbt, extreme dynamische Stufen wechseln sich wie Feuer und Wasser ab. Was eine kurze Zeit interessant wirken kann, nutzt sich jedoch bald ab und wird zur vorhersehbaren und damit langweiligen Attitüde. Leider geraten auch die Sänger dadurch oftmals unter Druck und stehen bei schnellen Tempi deutlich hörbar unter Strom. Ich hätte mir mehr Entspanntheit und Eleganz bei dieser ins Rokoko changierenden Musik gewünscht, die auch ohne die Zutaten einer missverstandenen historischen Aufführungspraxis kontrastreich genug für Hörer des 21. Jahrhunderts ist.
Die drei Hauptrollen sind mit Topstars der Alte-Musik-Szene besetzt: Julia Lezhevna als Gildippe brilliert mit ihrer attraktiv in Mezzo-Regionen nachgedunkeltem Stimmfarbe wie immer mit unglaublich virtuoser Technik an der Grenze des Darstellbaren. Doch auch nicht zum ersten Mal hat mich dieses Zuviel an gurrenden Trillern, rasanten Läufen, Sprüngen und Kaskaden in den Dacapo-Verzierungen an eine Koloraturpuppe erinnert und auf Dauer befremdet. Weniger wäre hier mehr gewesen. Gleiches gilt für Franco Fagioli, dessen stimmliche und darstellerische Grenzen in der zugegebenermaßen exorbitant schweren Rolle des primo uomo Adalgiso leider allzu deutlich hörbar werden. Sein vormals so strahlendes Timbre wirkt oftmals durch Dauervibrato und eine Neigung zum unnatürlichen Drücken tieferer Töne wie verschattet. Max E. Cencic gibt den Kaiser Lottario mit gewohnt extrovertierter Verve und Dramatik aber auch Fähigkeit zu zartem Lyrizismus in seiner großen pathetischen Arie im 2. Akt.
Unter den kleineren Rollen sind der tadellos geführte, kernige Tenor von Petr Nekoranec sowie das faszinierend androgyn klingende leichte und hohe Organ von Sopranist Bruno de Sá, der sich inzwischen am Beginn einer Weltkarriere befindet, hervorzuheben. Hoffentlich gelingt es diesem hochbegabten Sänger, seine einzigartige Stimme unter den harten Bedingungen des internationalen Musikbusiness möglichst lange zu bewahren.
Jedem Liebhaber alter Musik sei diese mustergültig und hochwertig edierte Einspielung trotz aller Kritikpunkte zum Kauf empfohlen. Wer sich erstmalig mit Porpora beschäftigt, sollte aber vielleicht besser zu „Germanico in Germania“ greifen.

Nicola Antonio Porpora: Carlo Il Calvo