In Brahms Schatten
Die CD titelt: "Robert Fuchs, der vergessene Romantiker". Wer sich mit seinem sinfonischen Werk auseinandersetzt, wird mir sofort zustimmen: Ein zu Unrecht vergessener Romantiker. Damit teilt der berühmte Musikpädagoge das Schicksal vieler Romantiker. Alle Fuchs-Sinfonien erinnern in ihrer Harmonik, Motivik und auch im Orchesterklang an Johannes Brahms, der neben Bruckner im Zentrum der deutsch-österreichischen romantischen Sinfonik steht. Das führt(e) unweigerlich dazu, solche Komponisten - man könnte in diesen Zusammenhang auch Albert Dietrich, Hermmann Götz, Robert Radecke oder den ungarisch-österreichischen Komponisten Karel Goldmark nennen - als "Traditionalisten" in die "zweite" Reihe zu verbannen. Für Musikwissenschaftler mag der "Innvoationsgehalt" oder die "Zunkunftsgerichtetheit" von Komponisten ein wichtiges Kriterium der zeithistorischen Bewertung sein. Für den Musiklieber ist aber entscheidend, was Ohren und Herz begehren. Und da können wir uns alle nur darüber freuen, dass zumindest im Radio und bei den CD-Produktionen schon lange ein Umdenken stattgefunden hat und viele Komponisten - neuerdings auch gewichtige weibliche! - neu entdeckt oder wiederentdeckt werden. Robert Fuchs ist einer aus dieser Gruppe. Er hat melodische, abwechslungsreiche und berührende Orchesterwerke geschrieben, die einfach nur beste Unterhaltung bieten. Unkomplizierte Musik, die sich auf Anhieb erschließt und Freude bereitet.
Fuchs 3. Sinfonie wurde im Februar 1907 uraufgeführt. Da die Stimmen bei der Aufführung noch voller Fehler waren, verlief diese für Fuchs recht unbefriedigend. Erst im Januar 1923 wurde das Werk durch die Wiener Philharmoniker (unter Felix Weingartner) "vollendet" uraufgeführt. Die Verwandtschaft zu Brahms ist durch und durch hörbar. Aber auch Einflüsse Schuberts (im Scherzo) oder Schumanns (im Finale) sind spürbar. Vielleicht bietet die Dritte - ebenso wie ihre beiden Vorgänger - gerade deshalb ein so großes Hörvergügen. Die Struktur ist viel unkomplizierter (weil konziser) als bei Bruckner. Auch hier lehnt sich Fuchs an die genannten Vorbilder an. Die Melodik ist überaus erfinderisch. Als Beigabe enthält CD eine Ouvertüre und ein ebenfalls hörenswertes (Booklet: besonders klangschönes) Andante plus Cappricio.
Das Booklet ist gut lesbar und informativ. Die Aufnahme ist allerdings schon etwas älter (Oktober 1994). Das merkt man auch dem Klangbild an. Das Orchester klingt etwas kompakt, wenig brilliant, aber transparent. Auch die dynamische Abstufung ist in Ordnung. Insgesamt hätten die Tontechniker meines Erachtens aber mehr rausholen können.