Anton Bruckner: Symphonie Nr.9 (4-sätzige Version)
Symphonie Nr.9 (4-sätzige Version)
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- (der nur aus Skizzen bestehende Finalsatz der Symphonie erklingt hier in einer von den Musikwissenschaftlern Samale, Phillips, Cohrs und Mazzuca in den Jahren 1983-2012 vervollständigten Fassung)
- Künstler: Berliner Philharmoniker, Simon Rattle
- Label: Warner, DDD, 2012
- Erscheinungstermin: 18.5.2012
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Bruckners viersätzige Neunte mit Simon Rattle
Er widmete sie „dem lieben Gott“, doch der Allmächtige ließ ihm nicht die Zeit, sein Werk zu vollenden: Als Anton Bruckner 1896 starb, hinterließ er seine letzte Sinfonie dreisätzig – das Finale war zum großen Teil nur skizziert. Seit Jahrzehnten ringen Wissenschaftler darum, diese Neunte im Sinne des Meister-Sinfonikers zu vollenden. Die Berliner und New Yorker Aufführungen der vervollständigten, viersätzigen Fassung im Februar 2012, an der ein Wissenschaftler-Team fast 30 Jahre arbeitete, fällt mit einem besonderen Jubiläum zusammen: der zehnjährigen Partnerschaft von Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern.
„Die Philharmoniker spielen mit enormer Intensität, geführt von einem Dirigenten, der sich die ausgefuchsten Details diesmal versagt und stattdessen den Riesenatem dieser Partitur souverän beschwört“, so die Berliner Zeitung. „Rattle bringt uns diese bekannte unbekannte Neunte … mit großer Zärtlichkeit näher“, schrieb der Tagesspiegel. „Wild ist sie und erschreckend, hebt Zeit und Raum aus den Angeln und leuchtet durch das Jüngste Gericht hin zur Auferstehung.“ „Bruckner wollte am Schluss Sonate, Fuge und Choral verbinden und als gläubiger Katholik die Größe des allmächtigen Gottes darstellen“, so John Phillips, einer der Bruckner-Forscher. Rattle selbst erklärt: „Alles, was an diesem Finale merkwürdig ist, ist 100% Bruckner. Und wir sehen hier den Schrecken, die Furcht und die Passion, die er zu dieser Zeit durchlebte.“ Fazit: Rattles zweite Bruckner-Aufnahme mit den Berlinern (nach der Vierten) sorgt für eine Sensation. Simon Rattle über die Symphonie mit dem neuen Finale: "Seit Generationen ist jedermann an die Idee gewöhnt, Bruckners Neunte Sinfonie als dreisätziges, in sich geschlossenes, perfektes Werk zu betrachten, obwohl eine Sinfonie, die in d-moll beginnt und E-dur schließt, selbst für einen Komponisten wie Bruckner, der zusehends radikaler wurde, undenkbar war. Wenn man das Gefühl hat, dass der langsame Satz beschaulich endet – und liebevoll auf seine früheren Werke zurückschaut – kommt das Finale als Schock. Es ist jedoch erstaunlich, dass die Musik nach dem glühenden Höhepunkt des Adagios - der mit einer Dissonanz endet, wie sie nie zuvor in klassischer Musik zu hören war und so extrem ist, dass sie um die letzte Jahrhundertwende neu harmonisiert wurde – wieder zum Anfang des Adagios zurückkehrt und im gleichen Tempo fortfährt. Das Ende des Adagios sendet Signale die durch ein gewaltiges Finale gelöst werden müssen. In den 1890er Jahren, als Bruckner seine Neunte Sinfonie schrieb, befand er sich sowohl physisch als auch psychisch in schlechtem Gesundheitszustand. Aber er schrieb überirdische Musik mit einer neuen Stimme und in einer Sprache, die revolutionärer und extremer war als er je zuvor verwendet hatte: äußerst dissonant, oft krass und verzweifelt. Es besteht ein Mythos, dass nur Skizzen für den letzten Satz überliefert sind, aber tatsächlich besitzen wir eine in der Entstehung begriffene Orchesterpartitur, die bis fast zum Ende vollständig ist. Sie ist wie der Plan einer großen Kathedrale. Es gibt zwar einige leere Seiten, und einige gingen verloren, aber weil Bruckner sein Notenpapier mit Taktstrichen und nummerierten Phrasenlängen vorbereitete, besitzen wir eine wesentlich deutlichere Vorstellung davon, was ausgefüllt werden muss, als für andere Komponisten. Von ca. 650 Takten sind nahezu 600 entweder in voller Partitur ausgeschrieben oder lassen sich eindeutig aus seinen umfangreichen Skizzen rekonstruieren. Und die vier wunderbaren Musiker, die viele Jahre lang am Finale arbeiteten, sagten, dass sie letztendlich nur 28 Takte komponieren mussten, für die sie Material verwenden konnten, das bereits vorhanden war. Ich würde das forensische Musikwissenschaft nennen, ähnlich wie die chirurgische Rekonstruktion eines Gesichts nach einem Unfall. Es hilft, dass Bruckner seine Finale auf so ähnliche Weise komponierte; es gibt praktisch nur zwei Modelle für seine Finale und dieses ist eher wie das fünfteilige Modell der Achten Sinfonie. Wo also ein paar Takte fehlen, lässt sich leicht feststellen, wie sie sein sollten. Das Finale wird auf sehr diszipliniertem Material aufgebaut, besonders einem punktierten Rhythmus, der nahezu wie besessen wiederkehrt. Das zweite Thema ist kalt, nahezu verloren harmonisiert: eine Art Musik, die Bruckner auch nie zuvor geschrieben hatte. In einer außerordentlichen Doppelfuge verwendet und konzentriert er dieses Material; sie besitzt die explosive Energie einer Supernova und vermittelt ein allgemeines Gefühl von letztendlichem Triumph trotz Tod und Missgeschick. Das Ende, ein typisch brucknerisches Alleluia, vermittelt genau das richtige Gefühl. Ich möchte den vier außerordentlichen Musikern – Nicola Samale, Giuseppe Mazzuca, John Phillips und Benjamin-Gunnar Cohrs – Tribut zollen, die diese nahezu unvergleichbare Rekonstruktion erstellten. Und ein Wort zum Abschluss: hier befindet sich sehr viel mehr Bruckner als Mozart in seinem Requiem. Es ist Zeit, dass wir Bruckners wahres Konzept seines letzten Meisterwerkes öfter hören können."
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Er widmete sie „dem lieben Gott“, doch der Allmächtige ließ ihm nicht die Zeit, sein Werk zu vollenden: Als Anton Bruckner 1896 starb, hinterließ er seine letzte Sinfonie dreisätzig – das Finale war zum großen Teil nur skizziert. Seit Jahrzehnten ringen Wissenschaftler darum, diese Neunte im Sinne des Meister-Sinfonikers zu vollenden. Die Berliner und New Yorker Aufführungen der vervollständigten, viersätzigen Fassung im Februar 2012, an der ein Wissenschaftler-Team fast 30 Jahre arbeitete, fällt mit einem besonderen Jubiläum zusammen: der zehnjährigen Partnerschaft von Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern.
„Die Philharmoniker spielen mit enormer Intensität, geführt von einem Dirigenten, der sich die ausgefuchsten Details diesmal versagt und stattdessen den Riesenatem dieser Partitur souverän beschwört“, so die Berliner Zeitung. „Rattle bringt uns diese bekannte unbekannte Neunte … mit großer Zärtlichkeit näher“, schrieb der Tagesspiegel. „Wild ist sie und erschreckend, hebt Zeit und Raum aus den Angeln und leuchtet durch das Jüngste Gericht hin zur Auferstehung.“ „Bruckner wollte am Schluss Sonate, Fuge und Choral verbinden und als gläubiger Katholik die Größe des allmächtigen Gottes darstellen“, so John Phillips, einer der Bruckner-Forscher. Rattle selbst erklärt: „Alles, was an diesem Finale merkwürdig ist, ist 100% Bruckner. Und wir sehen hier den Schrecken, die Furcht und die Passion, die er zu dieser Zeit durchlebte.“ Fazit: Rattles zweite Bruckner-Aufnahme mit den Berlinern (nach der Vierten) sorgt für eine Sensation. Simon Rattle über die Symphonie mit dem neuen Finale: "Seit Generationen ist jedermann an die Idee gewöhnt, Bruckners Neunte Sinfonie als dreisätziges, in sich geschlossenes, perfektes Werk zu betrachten, obwohl eine Sinfonie, die in d-moll beginnt und E-dur schließt, selbst für einen Komponisten wie Bruckner, der zusehends radikaler wurde, undenkbar war. Wenn man das Gefühl hat, dass der langsame Satz beschaulich endet – und liebevoll auf seine früheren Werke zurückschaut – kommt das Finale als Schock. Es ist jedoch erstaunlich, dass die Musik nach dem glühenden Höhepunkt des Adagios - der mit einer Dissonanz endet, wie sie nie zuvor in klassischer Musik zu hören war und so extrem ist, dass sie um die letzte Jahrhundertwende neu harmonisiert wurde – wieder zum Anfang des Adagios zurückkehrt und im gleichen Tempo fortfährt. Das Ende des Adagios sendet Signale die durch ein gewaltiges Finale gelöst werden müssen. In den 1890er Jahren, als Bruckner seine Neunte Sinfonie schrieb, befand er sich sowohl physisch als auch psychisch in schlechtem Gesundheitszustand. Aber er schrieb überirdische Musik mit einer neuen Stimme und in einer Sprache, die revolutionärer und extremer war als er je zuvor verwendet hatte: äußerst dissonant, oft krass und verzweifelt. Es besteht ein Mythos, dass nur Skizzen für den letzten Satz überliefert sind, aber tatsächlich besitzen wir eine in der Entstehung begriffene Orchesterpartitur, die bis fast zum Ende vollständig ist. Sie ist wie der Plan einer großen Kathedrale. Es gibt zwar einige leere Seiten, und einige gingen verloren, aber weil Bruckner sein Notenpapier mit Taktstrichen und nummerierten Phrasenlängen vorbereitete, besitzen wir eine wesentlich deutlichere Vorstellung davon, was ausgefüllt werden muss, als für andere Komponisten. Von ca. 650 Takten sind nahezu 600 entweder in voller Partitur ausgeschrieben oder lassen sich eindeutig aus seinen umfangreichen Skizzen rekonstruieren. Und die vier wunderbaren Musiker, die viele Jahre lang am Finale arbeiteten, sagten, dass sie letztendlich nur 28 Takte komponieren mussten, für die sie Material verwenden konnten, das bereits vorhanden war. Ich würde das forensische Musikwissenschaft nennen, ähnlich wie die chirurgische Rekonstruktion eines Gesichts nach einem Unfall. Es hilft, dass Bruckner seine Finale auf so ähnliche Weise komponierte; es gibt praktisch nur zwei Modelle für seine Finale und dieses ist eher wie das fünfteilige Modell der Achten Sinfonie. Wo also ein paar Takte fehlen, lässt sich leicht feststellen, wie sie sein sollten. Das Finale wird auf sehr diszipliniertem Material aufgebaut, besonders einem punktierten Rhythmus, der nahezu wie besessen wiederkehrt. Das zweite Thema ist kalt, nahezu verloren harmonisiert: eine Art Musik, die Bruckner auch nie zuvor geschrieben hatte. In einer außerordentlichen Doppelfuge verwendet und konzentriert er dieses Material; sie besitzt die explosive Energie einer Supernova und vermittelt ein allgemeines Gefühl von letztendlichem Triumph trotz Tod und Missgeschick. Das Ende, ein typisch brucknerisches Alleluia, vermittelt genau das richtige Gefühl. Ich möchte den vier außerordentlichen Musikern – Nicola Samale, Giuseppe Mazzuca, John Phillips und Benjamin-Gunnar Cohrs – Tribut zollen, die diese nahezu unvergleichbare Rekonstruktion erstellten. Und ein Wort zum Abschluss: hier befindet sich sehr viel mehr Bruckner als Mozart in seinem Requiem. Es ist Zeit, dass wir Bruckners wahres Konzept seines letzten Meisterwerkes öfter hören können."
Rezensionen
„Überlegen disponiert Rattle die disparaten Formverläufe, bei nie stockenden Tempi sorgt er für organische Steigerungswellen und nimmt die substanziellen Generalpausen Bruckners ernst. Auffällig ist der voll tönende, sonor abgerundete, weich abgefederte Sound des Berliner Luxusklangkörpers… Der Konzertmitschnitt vom Februar dieses Jahres dokumentiert das zehnjährige Bestehen einer Entente cordiale.“ (BR-Klassik, 22.05.2012)„Eine wunderbar schlüssige Interpretation, die eine atemberaubende Ausgewogenheit zwischen frei schwebender Transparenz und monumentaler Erhabenheit ausstrahlt.“ – Operapoint 4/2012
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Symphony No.9: I. Feierlich: Misterioso
- 2 Symphony No.9: II. Scherzo: Bewegt, lebhaft
- 3 Symphony No.9: Iii. Adagio: Langsam
- 4 Symphony No.9: IV. Finale: Misterioso, nicht schell
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