Bewegende Geschichte um Verlust, Heilung und Neuanfang – hat mir gut gefallen!
Buchinhalt:
Toronto in den 1930er Jahren: Die junge Olivia verbüßt eine Haftstrafe im berüchtigten Mercer Reformatory, einer Frauenerziehungsanstalt. Nach ihrer Entlassung wird sie von ihrer Familie verstoßen. In der Not macht Olivia Bekanntschaft mit der verwitweten Mrs. Bennington, mit der sie wenig später ein Mütterheim für in Not geratene, vor allem schwangere Frauen gründet. Doch auf das Grundstück in bester Lage hat auch schon ein skrupelloser Immobilienmakler ein Auge geworfen: sein Angestellter Darius Reed hat den Auftrag, alles zu versuchen, die beiden Frauen los zu werden – doch schon bald stehen ihm seine aufkeimenden Gefühle für Olivia im Weg....
Persönlicher Eindruck:
Mit diesem emotional aufwühlenden Auftakt ihrer Redemption's Light-Trilogie nimmt Autorin Mason ihre Leser mit nach Kanada zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Man mag es kaum glauben, doch auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es Ressentiments und Vorbehalte gegen ledige Mütter – ein relativ unbekanntes aber dennoch gültiges kanadisches Gesetz macht es möglich. So wird auch Olivia Opfer dieses Gesetzestextes: Ihr Verlobter ist im Krieg gefallen, sie erwartet ein lediges Kind – und wird prompt von ihrem konservativen Vater angezeigt.
Was Olivia in der Frauenhaftanstalt Mercer Reformatory erlebt, ist an Grausamkeit nicht zu überbieten. Ihr Neugeborenes wird ihr gegen ihren erklärten Willen weggenommen, die junge Frau für medizinische Versuche missbraucht. Und es ist keine erfundene Geschichte: das Grundgerüst von Masons Roman basiert auf den Erinnerungen einer real existierenden Frau namens Velma Demerson, die im Mercer Schreckliches erlebt hat, einem Heim, das übrigens bis weit in die 1960er Jahre betrieben wurde.
Die Geschichte liest sich trotz aller Brisanz eingängig und spannend. Olivias und Ruths Hilfsbereitschaft und Kämpfergeist für die Rechte schutzloser Schwangerer auf der einen Seite, die Machenschaften des skrupellosen Immobilienhais auf der anderen Seite – man mag das Buch kaum aus der Hand legen, hat man einmal mit dem Lesen begonnen.
Olivia ist eine starke Frau, die sich trotz allem, was sie erlebt hat, nicht brechen lässt. Ihre Liebe zu ihrem verlorenen Kind lässt ihre Fürsorge für die Waise Abigail fast zur Besessenheit ausarten. Langsam, Stück für Stück öffnet sie sich emotional gegenüber ihren Mitmenschen und findet in Darius schließlich den Mann, dem sie vertraut.
Darius war für mich die zwiespältigste und vielschichtigste Person der Geschichte. Als Angestellter bei besagtem Immobilienhai hat er zwar Skrupel, aber auch Loyalität seinem Arbeitgeber gegenüber und macht nur langsam eine Entwicklung vom Saulus zum Paulus durch. Es dauert eine ganze Weile, bis Darius erkennt, welche Seite die richtige ist und wie er mit seinem Gewissen wieder ins Reine kommt.
Der christliche Aspekt der Geschichte behandelt Themen wie Vergebung, Heilung und Neuanfang, aber auch Trauer, Schuld und Sühne. Insgesamt ist die christliche Komponente angenehm und unaufdringlich in die Handlung eingeflochten.
Mir hat dieser Auftakt sehr gut gefallen und bin schon gespannt auf die Fortsetzung. Daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Freunde historischer Romane, die eine Geschichte abseits des Mainstreams suchen. Hier liegt man ganz sicher nicht verkehrt!