Liebesgeschichte, atmosphärischer Roman und Kriminalfall in einem Buch
Nach mehr als einem Jahrzehnt kehrt der erfolglose Schriftsteller Elijah Leith in seine Heimatstadt an der amerikanischen Ostküste zurück. Seine Heimat, die er verlassen hatte, um seinen großen Traum zu verfolgen - und für den er seine große Liebe Nakita aufgab. Nach Elijahs Rückkehr lebt der verschmähte Erwachsene ein abgeschiedenes Leben als Selbstversorger, schafft es nach und nach aber, wieder eine Verbindung zu Nakita aufzubauen. Bis eines Tages eine Leiche auf seinem Grundstück gefunden wird und Elijah unter Verdacht gerät, einen Mord begangen zu haben, wie er ihn in seinem eigenen Thriller einst beschrieben hat...
Auf "Middletide" aufmerksam geworden bin ich vor allem durch das zauberhafte Cover. Es vereint Sehnsucht, Schönheit und Ruhe in einem, präsentiert ein wunderschönes Naturmotiv und damit auch ein Stück dieser Geschichte.
Denn Sarah Crouchs Debütroman spielt in Mitten der dargestellten Szenerie. Und Crouchs Schreibstil betont genau die zuvor benannten Eigenschaften: Er ist sanft und ruhig, aber dennoch auf den Punkt gebracht, hebt die Einzigartigkeit der unberührten Natur um die kleine Küstenstadt Point Orchards wundervoll hervor. Im Ton habe ich mich hier definitiv an "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens erinnert gefühlt - ein Buch und ein Film, den ich damals geliebt habe.
Und auch die Handlung erinnert in ihren Grundzügen an Owens Bestseller. Denn auch hier wird ein von der Gesellschaft verschmähter Außenseiter eines Mordes verdächtigt, und auch hier spielen gleichzeitig große Gefühle sowie eine zarte, erste Liebe eine große Rolle. Dabei hielten beide Aspekte dieser beiden unterschiedlichen Genres - Kriminal- und Liebesroman - meiner Meinung nach optimal die Waage, ergänzten sich gegenseitig und hielten in dieser einzigartigen Kombination die Geschichte am laufen ebenso wie die Spannungskurve am wachsen, bis diese sich schließlich in einem schlüssigen, sanft darauf hingewiesenem Ende entlädt.
Zu beschriebener Spannungskurve beitragen konnten sicherlich auch die Zeitsprünge im Roman. Immer wieder wird der Leser in vergangene Zeiten und Erlebnisse zurückgeworfen, findet sich sogleich jedoch erneut in der Gegenwart wider. Durch Crouchs Schreibstil lassen diese Zeitsprünge das Buch jedoch keineswegs unruhig wirken. Im Gegenteil: Sie bereichern die Handlung, sind gezielt eingesetzt und platziert worden.
Müsste ich diese Lektüre respektive deren Autorin in wenigen Worten beschreiben, so würde ich beides wohl als Delia Owens jüngere, kleinere Schwester betiteln. In vielen Aspekten kann diese Geschichte um Elijah und Nakita mit den Flusskrebsen mithalten. Und auch, wenn der ein oder andere Punkt mit Sicherheit noch perfektioniert werden könnte, so bleibt "Middletide" doch ein wundervolles, spannendes und gleichzeitig berührendes Leseerlebnis.
5/5 Sterne