Ein literarisches Meisterwerk
Ich war schon von Clara Maria Bagus‘ vorigem Buch „Die Farbe von Glück“ sehr begeistert, aber mit ihrem neuen Werk „Die Unvollkommenheit des Glücks“ hat sie sich noch einmal übertroffen und ein literarisches Meisterwerk geschaffen, dass lange nachhallen wird. In einer sehr feinen, gefühlvollen Sprache erzählt sie nicht nur die Lebensgeschichten von Ana und Lew, deren Wege sich vor längerer Zeit nur einmal sehr kurz gekreuzt haben, ehe das Schicksal sie vermeintlich unüberwindbar trennt, sondern sie schildert sehr tiefsinnig auch die Schrecken des Krieges - sowohl das moralische Dilemma der Soldaten an der Front als auch das unvorstellbare Leid der Bevölkerung eines überfallenen und immer mehr zerstörten Landes. Ohne dass der Schauplatz und der Aggressor nur ein einziges Mal direkt genannt werden, ist ziemlich schnell klar, dass es sich um den Krieg in der Ukraine handeln muss. In kurzen, sehr ausgefeilten Artikeln schafft es Bagus auf etwas mehr als 400 Seiten eine Lebens- und Liebesgeschichte, eine Anklage an Krieg und Diktatur und immer wieder eingestreute philosophische Exkurse über den Sinn des Lebens und die Bedeutung von Schicksal und Glück derart perfekt zu verknüpfen, dass am Ende alles gesagt, aber kein einziges Wort zu viel ist. Schon lange hat mich kein Buch emotional so sehr in seinen Bann gezogen wie dieses mit all seinen Facetten.