gelungener Thriller, wenn auch an einigen Stellen etwas spannungsarm
Rebecca Russ – Die Influencerin
Sarah ist verheiratet, Mutter und eine erfolgreiche Fitness-Influencerin. Doch eine ihrer Followerinnen hat sich das Leben genommen. Das hat Sarah verändert und sie zieht sich, sehr zum Missfallen ihres Ehemannes, der auch gleichzeitig ihr Manager ist, von der Online Welt zurück.
In ihrem realen Leben läuft es gerade aber auch nicht rund: Ihre Teenie-Tochter rebelliert, ihr Mann drängt sie darauf, wieder online zu gehen und vor ihrem Haus stehen immer wieder garstige Geschenke.
Doch was Sarah in diesem Moment noch gar nicht ahnt: Im Hintergrund lauert ein Stalker und der ist gar nicht begeistert davon, dass sich die Influencerin aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hat. Doch wie weit ist der Stalker bereit zu gehen um das zu bekommen, was ihm seiner Meinung nach zu steht?
Ich habe noch kein Buch der Autorin gelesen. "Die Influencerin" habe ich als ungekürztes Hörbuch gehört. Eingesprochen wird dieses von Jasmin Shaudeen. Die Sprecherin lässt die Figuren und die Handlung lebendig werden, obwohl sie meines Erachtens ruhig noch etwas mehr Tempo hätte einbringen können. Die verschiedenen Situationen und der hohe Leidensdruck von Sarah sind gut und glaubhaft transportiert worden. Alles in allem hat die Sprecherin einen guten Job gemacht. Die Stimme ist angenehm.
Der Erzählstil ist modern, die Handlung ist ein Wechsel aus starken, spannenden Passagen und dann wieder ruhigen, fast schon zähen Momenten. Hier hätte ich mir insgesamt für die ruhigeren Passagen etwas mehr Tempo gewünscht, da mich das Hörbuch immer wieder einige Momente verloren hat.
Insgesamt ist die Geschichte aber durchaus interessant und lesenswert, was mir gut gefiel und weshalb ich dran geblieben bin.
Die Gefahren, die ein Leben in der Öffentlichkeit inklusive Stalker, bösen Kommentaren und anderen Widrigkeiten mit sich bringt, sind gut dargestellt.
Die Charaktere sind größtenteils lebendig und vielseitig dargestellt.
Ich kann leider auch am Ende des Buches nicht behaupten, dass mir die Hauptfigur Sarah sympathisch war, dafür hat sie einfach zu lange die Zügel schweifen lassen und sich zu sehr auf ihren Ehemann gestützt. Das sie nebenbei auch noch eine Affäre hat, hat sie zwar menschlicher aber leider nicht sympathsicher gemacht. Im Umgang mit ihrer Tochter wirkt sie oft etwas unbeholfen. Im Verlaufe des Buches bleibt ihr aber keine Wahl und so entwickelt sie sich zu einer Persönlichkeit, die die Dinge in die Hand nimmt und um ihr Überleben kämpft.
Viele Nebenfiguren, wie Lindas Ehemann oder ihre Tochter, haben eine gewisse Würze in die Geschichte gebracht. Sympathiepunkte hat allerdings kaum einer gewonnen.
Die Atmosphäre des Buches ist düster und angespannt.
Das Setting ist aber durchaus anschaulich und bildhaft ausgearbeitet.
Der Thriller ist zwar perse nicht grausam, obwohl hier mehrere Menschen ihr Leben verlieren, aber auf psychologischer Ebene schon beeindruckend aufgebaut. Sarahs Ängste, die Panik, das Unwohlsein, die Hoffnungslosigkeit sind gut dargestellt. Die Geschichte nimmt ein paar überraschende Wendungen und bietet auch einige Stolpersteine und Sackgassen. Hier wird das Leben einer scheinbar ganz normalen unauffälligen Familie auf den Kopf gestellt und man kann nie genau sagen, wer eigentlich Freund und Feind ist.
Ich hätte mir eine durchgängigere Spannung und etwas mehr Tempo in den ruhigeren Passagen gewünscht. Auch ein oder zwei liebenswerte Charaktereigenschaften bei den wichtigsten Nebenfiguren hätte ich gut gefunden.
Insgesamt ist es aber ein gelungener Thriller und ich werde sicherlich weitere Bücher der Autorin lesen.
Das Cover gefällt mir gut. Die Scherben symbolisieren sehr gut den inneren Twist der Hauptfigur und finden sich auch in der Geschichte wieder.
Fazit: gelungener Thriller, wenn auch an einigen Stellen etwas spannungsarm. Knappe 3,5 Sterne.