Vielschichtige, authentische und mitreißende Fortsetzung der Familiensaga um ein Gut in Westpreußen
Buchinhalt:
Westpreußen 1942: der Zweite Weltkrieg tobt in Europa und in Abwesenheit der meisten Männer haben Hedda und ihre Mutter die Leitung des Gutes Falkensee übernommen. Für die Arbeit auf dem Gut wurden ihnen polnische Zwangsarbeiter zugewiesen. Entgegen dem strikten Befehl von oben behandeln die von Bargelows die polnischen Arbeitskräfte anständig – was Julius Kirchner erneut auf den Plan ruft. Dieser ist inzwischen ein hohes Tier in der NSDAP und versucht alles in seiner Macht stehende, Heddas Familie das Leben zu vergällen. Hedda erhält unerwartete Hilfe von Clemens, einem Kriegshelden – doch wie so viele andere muss die Familie schließlich vor der Roten Armee fliehen und Westpreußen für immer verlassen....
Persönlicher Eindruck:
Im dritten Teil ihrer Familiensaga um Gut Falkensee in Westpreußen hat sich Autorin von Kamecke wieder selbst übertroffen: vielschichtig und mit authentischen Figuren verwebt sie die realen Erlebnisse ihrer eigenen Familie, die im Zweiten Weltkrieg aus Westpreußen fliehen musste, mit einer fiktiven Romanhandlung, in die man schon nach wenigen Seiten vollkommen eintaucht.
Im Zentrum der Erzählung steht diesmal Hedda, Tochter der Gutsherrin Charlotte. In wechselnden Abschnitten erzählt der Plot die Sicht verschiedener Gutsbewohner, unter anderem auch die von Klara, einer Dienstmagd, die sich in einen der polnischen Zwangsarbeiter verliebt, die von Elise, der jüngsten der von Bargelows oder die von Clemens, dem Bürgermeister und Kriegshelden mit dunklem Geheimnis.
Die Figuren sind erneut tiefgängig und authentisch angelegt, ihre Handlungen nachvollziehbar und das Leben auf dem westpreußischen Gut sowie die leidvolle Flucht aus der Heimat glaubhaft und bewegend beschrieben. Gut gefiel mir, wie die Autorin mit ihrem Roman ein Stück verlorene Heimat lebendig macht und ihre Leser in eine noch gar nicht so lang zurückliegende Zeit mitnimmt.
Hedda als Hauptfigur ist stark und tough, obwohl es das Schicksal ganz und gar nicht gut mit ihr meint. Ihr Verlobter fällt kurze Zeit vor der geplanten Hochzeit und die Leitung des Gutes und die Schikanen durch den nationalsozialistisch verblendeten Julius Kirchner verlangen alles von ihr ab. Dennoch schafft sie es, die Familie zusammenzuhalten und sich selbst immer treu zu bleiben.
Der zweite Charakter, der eine erstaunliche Wandlung durchmacht, ist zweifelsfrei Clemens Schickedanz. Zunächst als Bürgermeister von Falkensee und treuer Anhänger der Nazis eingeführt, erfährt der Leser schon bald, dass er nicht das ist, was er zu sein scheint. Ja, er ist ein Kriegsheld – doch gleichzeitig jener Antiheld bezüglich der herrschenden Regierung, der sodann zum Retter wird in mehrerlei Fällen.
Die Flucht und Vertreibung der Gutsfamilie aus Westpreußen und die Suche nach einem neuen Zuhause spielt sich im letzten Viertel der Geschichte ab und war absolut packend. Obwohl der Roman als in sich abgeschlossen beworben wird, bleiben zahlreiche Fragen angenehm vage beantwortet, so dass Raum bleibt für eine eventuelle Fortsetzung und für eigene, weiterführende Gedanken.
Mich hat die Lektüre sehr mitgerissen und ich würde mich über einen weiteren Band sehr freuen, zumal in der Reihenfolge der Bargelow-Frauen, die alle schon Hauptfiguren in den bisherigen Bänden waren, jetzt auch noch Heddas Nichte Elisa an der Reihe wäre, die zum Zeitpunkt dieses dritten Bandes noch ein Kind ist. Bleibt also spannend und ist in meinen Augen bei weitem noch nicht zu Ende.
Ein spannender und emotional mitreißender Roman aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, den ich absolut empfehlen möchte. Eine tolle Reihe, die man gelesen haben muss!