Sehr spannende Fortsetzung der Familiensaga aus Westpreußen in den 1920er und 30er Jahren
Buchinhalt:
Westpreußen, 1925: die Ehe der Gutsbesitzertochter Isabella mit dem Getreidehändler Julius steht unter keinem guten Stern. Julius ist Ortsgruppenleiter der NSDAP und ganz auf einer Linie mit der Doktrin seiner Partei – das unabhängige und weltoffene Wesen seiner Frau passt ihm gar nicht. Zudem kommt, dass Isabella einfach nicht schwanger wird und Julius seine politischen Felle davonschwimmen sieht. Als er sie auf einer Ferienreise vergewaltigt, will Isabella die Scheidung – doch das bringt ungeahnte Konsequenzen für die Familie mit sich….
Persönlicher Eindruck:
Im zweiten Band der Westpreußen-Saga ist inzwischen einige Zeit vergangen und die nächste Generation der von Bargelows steht im Mittelpunkt. Hintergrund der Geschichte ist die Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die auch das Leben in Westpreußen verändert.
Isabella von Bargelow, die Tocher von Alice und Stieftochter von Konrad sowie der ekelhafte Julius Kirchner sind in diesem Band die Hauptfiguren. Auch diesmal schafft er die Autorin, die handelnden Personen tiefgängig und nachvollziehbar anzulegen – seien es nun die Protagonisten oder auch die zahlreichen Nebenfiguren, die dem Plot Leben und Intensität einhauchen.
Isabella ist sehr lange Zeit die behütete Gutsherrntochter, aufgewachsen mit allen Annehmlichkeiten, Kammerfräuleins und dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund. Ihre Mutter wünscht sich nichts mehr, als eine reiche, adlige Partie für ihre Tochter. Als der auserkorene Zukünftige dann Isabellas Freundin heiratet, scheint zunächst alles verloren. Dann stürzt sich Isabella in eine Heirat mit dem Lebemann Julius, der ebenfalls wohlhabend aber bürgerlich ist.
Julius ist das Ekel schlechthin. Ich glaube, er erhofft sich durch die Einheirat in den Gutsbetrieb lediglich mehr Kundschaft für seinen Getreidehandel – Isabellas Gedanken und Wünsche sind ihm vollkommen egal. Als glühender Anhänger von Hitler und Mitglied in der NSDAP macht er keinen Hehl aus seiner Einstellung: seine Frau solle möglichst schnell und viele Kinder bekommen und zu Hause bleiben, er erlaubt ihr noch nicht einmal Fahrten mit ihrem eigenen Automobil oder die Besuche bei Fine, die inzwischen ein Mädchenpensionat in Deutsch Eylau leitet.
Die historischen Begebenheiten und die Gräuel der Nazis klammert dieser Roman zu keiner Zeit aus, vieles vermittelt die Autorin höchst subtil (ich denke hier an die Passagen über Frau Schubbke in der Nervenklinik oder die Pogrome gegen jüdische Geschäftsleute, wie Isabellas Hutmacherin oder dem Tierarzt Leonhard Kampmann).
Gerade in den letzten Kapiteln, als es nach der Scheidung von Julius für Isabella doch noch die große Liebe gibt, steht diese auf reichlich sandigem Untergrund und man weiß auch als Leser nicht, ob es für die beiden eine gemeinsame Zukunft geben wird.
Der Schluss ist harmonisch in Bezug auf die Gesamthandlung, allerdings trotzdem so weit offen gehalten, dass die Möglichkeit für einen weiteren, dritten Band möglich bleibt. Die gesamte Handlung spielt sich zwischen 1925 und 1936 ab, somit noch vor dem Zweiten Weltkrieg, und beschreibt auf eindringliche Weise das Leben der Menschen in der damaligen Zeit.
Ich kann für „Sterne über Falkensee“ auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen, man müsste noch nicht mal den ersten Band kennen, um Freude an dem Roman haben zu können. Eine gelungene Fortsetzung einer großartigen Reihe!