Mitreißend & emotional: Eine Mutter kämpft für das Leben ihrer Kinder
„Wenn sie nicht bald etwas unternähme, irgendetwas Entscheidendes, würde ihre Zukunft nicht anders als die Gegenwart aussehen. Sie würde ihr Leben lang in diesem Haus festsitzen, Tag und Nacht von einer Krankheit bestimmt, an der sie elf Jahre zuvor gelitten hatte, ebenso wie von einem Aussehen, das sie niemals würde ändern können.“
INHALT:
Texas, 1921: Elsa Wolcott hat die letzten Jahre überwiegend einsam daheim bei ihrer Familie verbracht. Seit sie als Kind rheumatisches Fieber hatte, wird sie geschont und versucht mit Romanen, ihrem Alltag zu entfliehen. Mit fast 25 Jahren ist sie überzeugt, als alte Jungfer zu enden. Dünn und groß, wie sie ist, entspricht sie ihrer Meinung nach nicht dem gängigen Schönheitsideal.
Doch alles kommt anders als gedacht. Denn Elsa wird schwanger und wird von der Familie verstoßen.
Die Weltwirtschaftskrise und die Dürren ab 1931 stürzen die Menschen zusätzlich in die Krise. Nichts will in der ausgetrockneten Erde mehr wachsen, es regnet einfach nicht mehr. Schwere Sandstürme und große Armut machen sich breit.
Und schließlich muss sich Elsa entscheiden: Soll sie hierbleiben und für ihr geliebtes Land und ihren letzten Besitz kämpfen? Oder wagt sie, wie so viele Menschen in dieser Zeit, mit ihren Kindern einen Neuanfang in Richtung Kalifornien?
MEINUNG:
Da ich „Liebe & Verderben“ und „Das Mädchen mit dem Schmetterling“ von Kristin Hannah geliebt habe, war ich neugierig auf ihr neustes Buch und hatte dementsprechend auch hohe Erwartungen.
Zunächst hatte ich viel Mitgefühl für Elsa, deren Eltern ihr absolut nichts zutrauen. „Sie hatte still und unsichtbar zu sein.“ „Seit sie denken konnte, hatte es geheißen, sie sei unansehnlich.“ Wie traurig ist das bitte? Und wie kann man seiner Tochter das antun!?
Diese wird jahrelang daheim mehr oder weniger festgehalten. Das tat mir ausgesprochen leid für sie und ich hatte gehofft, sie würde irgendwie dort ausbrechen. Denn sie träumt davon, frei zu sein und endlich leben zu können und das wünscht man ihr beim Lesen so sehr!
Dass sie sich dann allerdings gleich dem ersten Mann an den Hals wirft, als sie zum ersten Mal ausgeht, obwohl Familie so konservativ ist, empfand ich leider äußerst unglaubwürdig und total übertrieben. So schade!
Glücklicherweise entwickelte sich das Buch für mich dann aber sehr positiv und wurde immer lesenswerter.
Ich fand es spannend über die Dürre, deren schreckliche Auswirkungen und die Staubstürme zu lesen. Vor allem Letztere waren mir neu. Das muss wirklich heftig sein, wenn der Staub durch alle Ritzen dringt und auch Augen und Atemwege nicht verschont. Die Autorin hat dies so lebendig geschildert, dass ich es direkt vor Augen hatte.
Auch die Armut ist ein großes Thema im Buch, die Leute müssen jeden Tag kämpfen, um sich am Leben zu halten. Es gibt so viele Menschen ohne Arbeit oder mit sehr schlechter Bezahlung. Man lernt es wieder zu schätzen, wenn man ein Dach über dem Kopf, passende Kleidung und genug Essen und Trinken hat.
Man hat das Gefühl, als hätte die Autorin die Dürre, die schlimmen Staubstürme, die Armut, die Flucht und die verzweifelte Suche nach Arbeit, um die Kinder ernähren zu können, selbst erlebt. Ich fand dies alles sehr emotional und mitreißend geschildert!
Und es ist erschreckend, wie aktuell die Themen im Buch noch heute sind: Auswirkungen der Klimakrise, der Kampf um faire Löhne, bzw. die Ausbeutung in anderen Ländern, Flüchtlinge, die Angst vor Migranten sowie Armut und dadurch bedingte Ausgrenzungen.
Das Ende fand ich dann etwas zu dick aufgetragen, hat mich aber nicht weiter gestört.
FAZIT: Obwohl ich den Anfang zu unglaubwürdig fand, konnte mich das Buch dennoch überzeugen. Kristin Hannah schreibt mitreißend und emotional über das Leben einer kämpferischen Mutter und deren Kinder, die Dürrejahre, Staubstürme, Armut, Hungerlöhne und Flucht. Insgesamt fand ich es ein lesenswertes Buch. Wer dramatische Geschichten mag, sollte es sich mal anschauen! 4/5 Sterne!