Überzeugt mich nicht - weder inhaltlich noch gestalterisch
Buchinhalt:
Die als nachhaltig und zeitlos betrachtete Form des Cottage-Gartens erfreut sich nicht nur in England großer Beliebtheit. Malerisch und naturnah gestalten sich Staudenbeete im Jahreskreis und lassen romantisch verwunschene Gärten entstehen – wie den hier beschriebenen, den die Autorin und ihre Lebenspartnerin in den 1990er Jahren gestalteten und bis in die 2000er betrieben: üppig blühend, für Mensch und Tier.
Persönlicher Eindruck:
Cottage-Gärten im englischen Stil haben mich schon immer fasziniert: üppige Staudenbeete, eingewachsene Häuser und etwas verwunschen dienen sie Mensch und Natur und sind oft Kulisse für TV-Produktionen. In diesem Buch beschreibt die Autorin, wie sie und ihre Lebenspartnerin zu ihrem Cottage-Garten im englischen Coleshill kamen, ihn anlegten und was interessierte Gartenbesitzer wissen müssen.
So weit, so gut. Sachkenntnis ist vorhanden, daran liegt meine Kritik nicht. Dennoch überzeugt mich das Buch weder inhaltlich noch gestalterisch.
Inhaltlich kritisiere ich vor allem die Einstellung der Autorin: an zahlreichen Stellen im Buch bezeichnet sie Unkraut als „an der falschen Stelle wachsende Wildkräuter“, die man ja stehen lassen soll, weil sie einen positiven Effekt auf den Garten haben. Da bin ich anderer Meinung. Unkraut ist das, was das Wort schon sagt: Wildwuchs, den man nicht haben will – der Feind jedes Gartens, da Unkraut die gewollte Bepflanzung überwuchert, verdrängt, unterirdisch unterminiert.
Wer sich ein bisschen in der Welt des englischen (Klein-)Gartens auskennt, weiß: die englische Gartenkultur ist vielseitig aber gepflegt. Ich rede nicht vom Englischen Rasen, ich rede von Gartenwettbewerben, preisgekrönten Pflanzungen, Wettstreit. Und mit dem, was sich hier auf den Bildern präsentiert, wäre dort kein Blumentopf zu gewinnen.
Gut, gehen wir mal davon aus, es soll alles öko sein. Das darf es – dennoch ist „Wildkraut, das an falscher Stelle wächst“ Ausrede Nummer eins, wenn man nicht viel machen will. Staudengärten sind ebenso pflegeintensiv wie gewöhnliche Ziergärten.
Mir ist van Groeningens Garten zu sehr Wildnis, zu ungepflegt, als dass ich ihn als Vorbild nehmen wollen würde. Zudem sprechen mich die relativ kleinen Bilder mit reduzierter Farbpalette nicht recht an, da sie altbacken rüber kommen. Von einem Gartenbuch der gehobenen Preisklasse (immerhin 28 €) erwarte ich ein ausgewogeneres Verhältnis von Text und Bild sowie großformatige Fotos auf dem heutigen Stand der Zeit. Ob das Layout hier bewusst auf alt getrimmt wurde oder ob das zufällig so erscheint, vermag ich nicht zu sagen.
Vom Material des Covers bin ich sehr enttäuscht, denn das Buch kommt ohne jedwede Schutzfolie auf der Farbschicht daher. Hat man das Buch einmal in der Hand gehabt, gibt’s bereits Schabspuren an Ecken und Kanten. Das dürfte bei dem Preis nicht passieren.
Letztendlich spricht mich das Buch in der vorliegenden Form wenig an, wie es den Deutschen Gartenbuchpreis gewinnen konnte, bleibt mir ein Rätsel.