Geschichte um Freundschaft, Verrat, Versöhnung und Ehrlichkeit. Kein wirklicher Pageturner, leider.
Buchinhalt:
Im Jahr 1905 verliert Adelaide durch ein Schiffsunglück ihre Eltern und wird dann von ihrem wesentlich älteren Halbbruder in das Mädcheninternat Lakeside geschickt. Das Mädchen fühlt sich schrecklich allein und wird von Mitschülerinnen drangsaliert, findet in Dorothy, Ruth und Susannah aber schließlich Freundinnen, die mit ihr durch dick und dünn gehen. Erst als der Erste Weltkrieg nahe rückt und sich Adelaide und Dorothy in denselben Jungen verlieben, scheint die Mädchenfreundschaft zu zerbrechen. Über 20 Jahre später treffen sich die Frauen schließlich wieder. Werden sie an die alte Freundschaft wieder anknüpfen können oder ist inzwischen einfach schon zu viel passiert?
Persönlicher Eindruck:
Von Autorin Cathy Gohlke kenne ich bereits mehrere Romane, die mich allesamt sehr mitgerissen und zum Nachdenken gebracht haben. Das vorliegende Werk In Zeiten der Freundschaft, das die lebenslange Freundschaft von vier Mädchen zum Thema hat, entwickelte sich hingegen anders, als ich erwartet habe. Das soll nicht heißen, dass ich es nicht gerne gelesen habe, aber an den Erfolg der anderen Werke der Autorin kann es meiner Meinung nach leider nicht anknüpfen.
Hauptfigur der Geschichte ist Adelaide, die mit 12 Jahren als Waise nach Lakeside, einem Mädcheninternat in Kanada, kommt. Trotz Eingewöhnungsschwierigkeiten freundet sie sich mit Dorothy, Susannah und Ruth an, die als „Ladys von Lakeside“ einander ewige Freundschaft und schwesterliche Verbundenheit für immer schwören. Doch wie im richtigen Leben ist es schließlich die Liebe zu einem Jungen, die der Mädchenfreundschaft den Garaus macht: Adelaide und Dorothy schwärmen beide für Stephen Meyer, den Sohn deutscher Einwanderer. Aufgrund der Geschehnisse des Ersten Weltkrieges ist es für den Deutschstämmigen sowieso schwer, geachtet zu werden, auch innerhalb der Mädchenclique ist das ein Thema und führt dort zu Zwistigkeiten.
Zentrales Thema ist die Kluft zwischen lebenslanger Freundschaft und hinterhältigem Verrat; als christlicher Roman geht die Geschichte aber so weit, dass die Aussöhnung zwischen den Mädchen von damals einen großen Raum einnimmt. Der christliche Aspekt als solcher ist eher spärlich aber dennoch glaubwürdig in das Leben der Figuren eingeflochten.
Was mich etwas gestört hat, war, dass mir etwa ab der Hälfte der Geschichte klar war, wie sie ausgeht und es dann im Grunde keine spannenden Wendungen mehr gab. Der Plot gibt relativ früh bekannt, in welche Richtung die Geschichte am Ende geht und das fand ich schade. Gerade durch die beiden Zeitebenen wäre mehr Spannung möglich gewesen, die Frau Gohlke diesmal nicht so zu nutzen vermochte, wie sie es in ihren anderen Romanen tat.
Natürlich wartet der Roman mit Stoff zum Nachdenken und Reflektieren auf, trotzdem bin ich selbst unschlüssig, ob das Aufwärmen der Jugendfreundschaft der vier Hauptfiguren nach dem Bruch derselben wirklich das einzig Wahre ist. Manche Dinge sollte man einfach ruhen lassen. Natürlich ist genau dieses Aufwärmen der Aufhänger für die Geschichte, die Realität spricht aber oftmals eine andere Sprache. Mit aller Gewalt an etwas kleben, dass möglicherweise der Vergangenheit angehört, ist nicht immer der richtige Weg – aber das ist wie gesagt meine persönliche Meinung.
Der Schluss ist sehr versöhnlich und ich werde nicht viel verraten, trotzdem gab es gerade im Mittelteil lange Passagen, in denen sich der Plot nicht vom Fleck rührte. Insgesamt war es eine nette Geschichte, aber kein Pageturner, der mich mit seinem Ende sonderlich überrascht hätte.