Leichter, an manchen Stellen leider auch seichter Unterhaltungsroman – nichts Besonderes.
Buchinhalt:
Als die junge Innenarchitektin Melissa eines Tages die Nachricht erhält, in Colorado eine Erbschaft gemacht zu haben, begann sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen zu verändern. Das Erbe entpuppt sich als drei wertvolle Häuser, gefüllt mit Antiquitäten – und der Tatsache, dass es ihre leibliche Großmutter war, die ihr die Immobilien vermacht hat. Melissa will zunächst verkaufen, doch der smarte und gutaussehende Bürgermeister des kleinen Ortes hat andere Pläne mit den drei Häusern...
Persönlicher Eindruck:
In Carla Laureanos Gegenwartsroman nimmt sie ihre Leser mit ins ländliche Colorado, an einen kleinen Ort namens Jasper Lake. Wie bereits das Cover vermuten lässt, schmiegt sich die kleine Stadt an einen malerischen See in mitten schroffer Berge – ein idyllischer Platz, an den man auch als Leser gerne einmal reisen würde. Jasper Lake ist der Ort, von dem Hauptfigur Melissas Familie herkommt, doch Melissa ist zunächst alles andere als begeistert, mit den geerbten Häusern eine Verbindung zu Mutter und Großmutter zu bekommen: Melissa wuchs als Pflegekind in verschiedenen Familien auf und kann es ihrer Mutter bis heute nicht verzeihen, dass sie sie damals nicht behalten hat.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Beziehung zwischen Melissa, ihrer Vergangenheit und dem smarten Bürgermeister Gabriel, der ihr als Testamentsvollstrecker quasi „frei Haus“ geliefert wurde – und gerade diese Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren fand ich nicht sonderlich glaubhaft.
Natürlich ist schon bald vorhersehbar, in welche Richtung sich die Freundschaft der beiden Protagonisten entwickelt, jedoch fehlt jedwede Distanz gerade zu Beginn. Wer würde sich einem völlig Fremden gegenüber derart verhalten? Ich glaube noch nicht mal, dass das in den USA so Usus wäre. Melissa und Gabriel – ja sogar dessen Vater, der Pensionswirt – sind von Beginn an per Du und verhalten sich ziemlich distanzlos dem jeweilig anderen gegenüber. Melissa eröffnet Gabriel sehr schnell ihre Vergangenheit und man hat nicht den Eindruck, als würden die beiden sich erst ein paar Stunden kennen.
Wie auch immer: Gabriel als männlicher Gegenpart ist sehr schwer einzuschätzen. Natürlich will er Melissa dazu bringen, die geerbten Häuser nicht zu verkaufen, spielt aber meiner Meinung nach zu sehr mit der emotional instabilen Frau und ihren Gefühlen. Erst nach einer Weile wird aus Freundschaft eine Beziehung, die sich aber inhaltlich schon sehr früh abzeichnet.
Thematisch befasst sich der Roman mit christlichen Themen wie Vergebung und Neuanfang, der christliche Aspekt an sich ist aber sehr minimalistisch und bis auf ein Gespräch zwischen den beiden Hauptfiguren kaum sichtbar. Es geht um Melissas Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und damit, Frieden zu schließen mit dem, was war. Colorado ist für Melissa ein Neuanfang, eine Chance, mit sich und ihrer Familie ins Reine zu kommen.
Vom Stil her ist der Roman sehr bildhaft und eingängig, das Setting und die Menschen in Jasper Lake, das Leben und die Umgebung sind authentisch und schön beschrieben. Insgesamt konnte der Roman mich aber nicht so mitreißen, wie ich es erhofft hatte. Spannungselemente fehlten einer Meinung nach komplett. Ein unerwartetes Vermächtnis ist ein leichter Unterhaltungsroman mit einigen Längen, aber leider nichts wirklich Besonderes, das ihn aus der Masse heraushebt.