Krimi in der Nachkriegszeit!
1947, ein strenger Winter in der Eifel geht ins Land und der sechsjährige Peter Assmus beobachtet in einer Scheune den Mord an dem Alteisenhändler Jupp Küppers.
Lieutenant Richard Davies von der Royal Military Police ist für diesen Fall zuständig und benötigt Verstärkung. Polizistenassistentenanwärterin Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei in Köln wird ihm zur Seite gestellt, um den Zeugen zu vernehmen. Der kleine Peter spricht seit dem Mord kein Wort mehr und da Friederike ebenfalls aus Ostpreussen stammt, hofft Davies, dass sie Zugang zu ihm findet. Tatsächlich öffnet er sich bei ihr und nun sind die Ermittler gefordert, denn schon bald geschieht wieder ein Mord. Diesmal ist ein Priester das Opfer.
Der Start in diese Geschichte fiel mir nicht ganz einfach, denn der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Die Autorin drückt sich sehr gewählt aus und so brauchte ich einige Zeit um flüssig lesen zu können. Gestört hat mich, dass immer wieder mal englische Liedtexte meinen Lesefluss unterbrochen haben, die völlig überflüssig für die Story sind. Gefallen hat mir, dass die Ausdrücke durch und durch authentisch sind. So wurde zum Beispiel für den Beruf Alteisenhändler der Ausdruck "Alträucher" verwendet.
Die Zeit nach Kriegsende ist hervorragend beschrieben und vermittelt worden. Ich denke, das macht das grosse Plus von dieser Geschichte aus. Zuerst mal die Nöte, Sorgen, den Hunger, die die Bevölkerung leidet. Die zerbombten Häuser und die teilweise unwürdigen Unterkünfte, in denen sie leben. Dann die vielen unterschiedlichen Schicksale von Menschen, die im Krieg Angehörige verloren oder seither vermissen. Auch die Wertschätzung gegenüber Frauen in sogenannten Männerberufen. Da spricht zum Beispiel ein Einsatzleiter bei der Polizei seine Truppe mit "meine Herren " an, obwohl zwei weibliche Polizistinnen anwesend sind.
Neben all den authentischen und berührenden Geschichten der Menschen nach Kriegsende, geraten die Ermittlungen und die Morde ab und zu ein wenig in Vergessenheit.
Die Figuren sind hervorragend charakterisiert. Richard Davies trifft die Beschreibung "harte Schale, weicher Kern " am besten. Friederike Matthée habe ich zu Beginn unterschätzt. Da heult sie beim ersten Einsatz und man denkt sich, dass sie wohl zu schwächlich für diesen Beruf ist. Doch dann entwickelt sie sich weiter, wächst über sich hinaus und ermittelt auf eigene Faust. Und das, obwohl die "Beamten der Weiblichen Polizei" ohne Genehmigung des Vorgesetzten keinen Schritt alleine tun und nicht ermitteln dürfen Sie werden nur zu einzelnen Vernehmungen, in denen hauptsächlich Kinder als Zeugen aussagen, zugezogen.
Dieser Krimi zeigt anschaulich die Schicksale Kriegsgeschädigter, die Gewohnheiten der damaligen Zeit und wie ermittelt wird. Da dauert es schon mal ein paar Tage bis ein Mord den zuständigen Behörden gemeldet wird…dies weil kein Telefon vorhanden ist.
Diese Geschichte ist jedoch auch politisch angehaucht, zeigt zum Beispiel den Widerstand gegen Hitler und thematisiert die Gesinnung der Deutschen zu dieser Zeit. Dies alles ist jedoch sehr dezent eingeflochten worden. Gerade der historische Bezug hat mir gefallen und wurde sehr gut in die Handlung eingeflochten.