Ergreifend, einfühlsam und witzig
Abby ist eine hingebungsvolle Hausfrau und Mutter: Sie ist Gastgeberin von ausgezeichneten Partys, hat das Talent aufmerksame Geschenke zu überreichen und ist eine Quelle für weise Ratschläge. Sie ist der Eckpfeiler ihrer Familie… bis zu dem Tag, an dem sie von Dach der Bibliothek stürzt begeht. Ihren Ehemann Brady und ihre Tochter Eve lässt sie mit gebrochenen Herzen zurück. Sie fragen sich, wie es dazu kommen konnte, hatte Maddy doch Pläne für die nahe Zukunft. Warum ist Maddy scheinbar ohne Grund aus ihrem Leben verschwunden? Und wie können sie ohne Maddy weiter machen? Auf der Suche nach Antworten sind Brady und Eve gezwungen, sich mit beunruhigen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
Maddy hingegen ist noch nicht bereit, diese Welt und ihre Familie für immer zu verlassen. Aus dem Jenseits beobachtet sie ihre Familie und begibt sich auf die Suche nach dem perfekten Ersatz für sich und stößt dabei auf Rory, einer hübschen und fürsorglichen Grundschullehrerin. Doch auch sie hat ihre Last zu tragen.
„Unser Leben ist ein Geschenk und die Konsequenz ist der Tod.“ (Kapitel 16, Madeline)
Mit „Für immer ist die längste Zeit“ legt Abby Fabiaschi ein erstaunliches Debüt hin. Dieses an sich sehr sensible Thema, der vermeintliche Selbstmord/ das Ableben einer geliebten Person, arbeitet die Autorin gekonnt auf. Passend dazu sind die Kapitel in jeweils drei Abschnitte unterteilt, in denen jeweils einer der Protagonisten in seiner ganz eigenen Art und Weise die Handlung wiedergibt: Maddy aus dem Jenseits, die ihre Familie beobachtet und Eve und Brady im Diesseits. Davon profitiert die Geschichte stark, denn die Emotionen der drei Protagonisten werden dadurch hervorragend ausgearbeitet, und schließlich fühlt man mit jedem mit, versteht ihre Wünsche und ihr Handeln, aber auch die Wut, die Enttäuschung und die Resignation. Natürlich sind die emotionalen Aspekte des Buches nicht zu übersehen, aber die Autorin beherrscht es, immer wieder humorvolle Szenen zu bringen, sodass das Geschehen aufgelockert wird.
Eve und Brady sind auf der Suche nach dem „Warum“. Sie suchen Gründe dafür, denn keiner kann sich vorstellen, dass es Maddy so schlecht erging, dass sie dieses Leben verlassen wollte. Die Schuldgefühle, die sie als Angehörige entwickeln, sind realitätsnah und auch der Schmerz durch den Verlust entstanden ist, wird überzeugend dargestellt. Sehr einprägsam war, dass Eve und Brady jeweils ganz eigen damit umgehen. Das überzeugte mich, denn jeder Mensch geht mit Verlusten anders um.
Auch Maddys Rolle aus dem Jenseits fand ich sehr bemerkenswert. Als Verstorbene wirkte sie stets ein wenig pragmatisch, was ihre Schilderungen anfangs etwas nüchtern erscheinen lassen: sie will ihre letzten Angelegenheiten noch regeln, alles dafür tun, dass es einen Nachfolger für sie gibt und es ihrer Familie gut geht. Das Maddy mehr bewegt, wird dennoch im Verlauf der Geschichte deutlich.
„Für immer ist die längste Zeit“ ein kurzweiliger, emotionaler Roman. Die Geschichte schafft es, den Leser zu berühren, und führt geschickt durch das sensible Thema über den Verlust eines geliebten Menschen. Durch gelegentlichen Humor mäßigt Abby Fabiaschi die Schwermut in der Erzählung.