Wenn auch wieder leider nicht für die Charts dieser Welt geeignet, so mag dieses Album erneut ein Anwärter auf hohe Platzierungen in den Euro-Americana Charts sein.
Der in Los Angeles lebende New Yorker Ted Russell Kamp ist stets viel unterwegs, so auch bald wieder für einen Kurztrip in Europa. Wie bereits bei seinem letzten Longplayer “Night Owl“ wurden auch für "Walkin‘ Shoes" die Songs “On The Road“ geschrieben und teilweise auch hinsichtlich einiger Basic Tracks an verschiedenen Orten in Kalifornien und in Helsinki aufgenommen, und unter anderem im eigenen Studio “The Den“ komplettiert.
Entgegen der „eingeschobenen“ Alben “The Low And Lonesome Sound“ und “Flying Solo“ ist das neue Album wieder mit einer Band und zahlreichen Gastmusikern eingespielt worden, insofern eine direkte Nachfolge zu “Get Back To The Land“ und “Night Owl“. Abermals dockt sich die Musik stilistisch wieder bei diesen Platten an, vorwiegend am letzten, jedoch hat eine hörbare Erweiterung und Veränderung stattgefunden. Gab es bislang eine gelungene Fusion von Rock, Elementen aus dem Singer/Songwriter-Bereich, aus Country und typischem Westcoast, dazu noch Spuren von Blues und Soul, so haben sich nun die Richtungen Country und Rock ein wenig vergrößert.
“Home Away From Home“, ja, das ist lupenreiner Country-Rock im Stil der Siebziger, dabei schwingt eine nuancierte Spur des typischen Twang mit, doch zumeist ist es eben der mittlerweile eindeutige Wiedererkennungswert von Ted, niemand anders singt wie er. Ein wenig geleitet mich der Song gedanklich an die Musik der Hot Band, die einst mit Emmylou Harris arbeitete, auch das Gitarrensolo ist ein Indiz dafür. Ein klasse Einstieg! Dazu ein sehr autobiografischer Text, in dem Ted davon singt, dass er sich oft fast wie zu Hause fühlt an vielen anderen Plätzen der Welt außerhalb seiner Heimat. “Feels Like Home“, das hat er oft bemerkt, wenn wir ihn zu Gast hatten. (“I could have played it safe, I could have stayed in bed, but I won’t stop and stay at home, I’ll rest when I’m dead”, so ein Textauszug) “Paid By The Mile“ führt die Country-Rock-Richtung weiter, allerdings hier noch mit einem speziellem Southern Groove à la Memphis und auch einem Hauch von J.J. Cale, auch dieser Song könnte zu einem kleinen Hit avancieren, da hätten wir also bereits zwei.
Laid Back und in Anlehnung an frühere Balladen kommt “This Old Guitar“, eigentlich stelle ich fest, dass diese Art von Musik sehr typisch ist für den Bassisten, Komponisten und Session-Musiker Kamp. Diese Art beinhaltet für mich auch die beste Kombination zwischen Songwriting, Arrangement, Gesang und Instrumentierung, mithin die größte Harmonie aller Elemente. (“When you play rock and roll long enough, the blues is what you get”(Textauszug)
Einst hatte Ted während seiner Zusammenarbeit mit Shooter Jennings einen großartigen Song geschrieben, “Steady At The Wheel“, dieser Geist zieht sich ebenfalls durch einige Stücke des neuen Albums. Die leichte und lockere Atmosphäre wird bedient mit Titeln wie “Heart Under Pressure“, auch sehr stark am Country-Genre angelehnt, “Santa Ana Winds“ ist ähnlich angelegt, und so gefällt mir auch dieser entspannte und sehr harmonische Song sehr gut, hier spürt man Wärme, Sensibilität und Wohlgefühl. Ein echter Rocker, mit wohl hinterlassenen Spuren aus der Zusammenarbeit mit Jennings, ist “Tail Light Shine“, und auch der Bass darf einmal wieder in den Fokus, ist er doch das einzige Instrument auf “Highway Whisper“, das wird sicher auch bald zum Liveprogramm für die Solo-Touren gehören.
Noch einmal Southern Groove, die Tractors lassen grüßen und auch wieder J.J. Cale, “Get Off The Grid“ ist ein cool fließender Song, und noch einmal eine schleppende Ballade erscheint mit “Freeway Mona Lisa“, Country-Rock mit “Just About Time For A Heartache“, dann “Less Thinkin‘ More Drinkin‘ mit Bläserarrangement, yeah – das sind doch Little Feat!!!! (wenn ich es nicht besser wüsste) “Roll On Through The Night“ verabschiedet uns mit einem dahinrollenden Groove im Shuffle-Rhythmus und bringt die abwechslungsreiche Platte mit ihrem dichten und kompakten Sound zu einem gelungenen Abschluss. Wenn auch wieder leider nicht für die Charts dieser Welt geeignet, so mag dieses Album erneut ein Anwärter auf hohe Platzierungen in den Euro-Americana Charts sein. Angesichts der beiden letzten Platten, die „außer der Reihe“ entstanden sind, fiebere ich einer neuen Platte im herkömmlichen Stil sehr entgegen. So hatte ich im Abspann zu “Flying Solo“ bemerkt. Nun ist mein Verlangen gestillt worden, thanks, Ted!