eine Best oft the Best Sammlung
Das Isle of Wight Festival 1970 sollte der Abgesang sein auf eine kurze und heftige Zeit von Flower-Power und Love and Peace Festivals, der Kommerz übernahm, endgültig. Chaotisch und auch aggressiv war es auf der Insel. Dennoch sollte es großartige Musik geben: Taste bei einem ihrer letzten Konzerte, Emerson, Lake and Palmer bei einem ihrer ersten. Oder Miles Davis, der den Bitches Brew unter die Leute bringt, die Doors bei einem ihrer wenigen unproblematischen Gigs oder die Who mit einer sensationellen Performance von „Tommy“.
Und natürlich Jimi Hendrix bei seinem, wie sich herausstellen sollte letzten vollständigen und auch gelungenen Konzert (wenn man von dem Chaos Konzert auf Fehmarn absieht und seiner Jam im Marquee Club mit Eric Burdon und War am Vorabend seines Todes). Hendrix spielt alle seine Klassiker und es gelingen ihm einige Interpretationen für die Ewigkeit. So als hätte Hendrix geahnt, dass nicht mehr viel Zeit bleibt. Ein ganz selten gespieltes „All Along The Watchtower“, kompakte, auf den Punkt gebrachte Versionen von „Spanish Castle Magic“, „Lover Man“ oder „Purple Haze“, seine Klassiker. Aber auch sehr viel neues Material, das einen Ausblick gibt auf das, was hätte werden können, wenn nicht: „Dolly Dagger“, Message To Love“, „Ezy Ryder“ oder die beste bekannte Live Version von „Hey Baby…“. Ein Song, mit dem er noch nicht zu Ende war. Jede bekannte Version hört sich anders an, unfertig, im Experimentierstadium. Aber diese hier: die Beste! Die eigentlichen Meilensteine aber sind „Machine Gun“ und „Red House“. Machine Gun ist nicht nur seine längste Songversion mit über 22 Minuten, es ist auch die härteste von ihm gespielte. Alleine das 5 Minuten Intro gehört mit zum Besten, was er je gespielt hat. Das Drumsolo im Mittelteil ist ein Kuriosum (mit Wavelab z.B. kann man es ja notfalls auch herausschneiden). Hier ist „Machine Gun“ vollendet. Ganz ähnlich ist es mit „Red House“. Hendrix spielt hier in E-Moll (statt C-Moll) und 12/8 Takt. Und er erzeugt dadurch eine unglaublich melancholische Stimmung. Weder die Version auf „Hendrix In The West“ noch auf Woodstock, LA Forum oder Winterland erreicht die Intensität dieser Interpretation. Und so finden sich auf dieser DVD einige ultimative Stücke von Hendrix, für die Ewigkeit.
Der Sound ist für damalige Verhältnisse wirklich gut, die gelegentlichen Störungen durch einen einstreuenden Radiosender gehören irgendwie dazu.
Sehr bedauerlich, dass es die 2CD Box von 2002 nicht mehr gibt (Experience Hendrix bei MCA).