"Berührendes Debüt"
Rumer hat 2010 nicht nur einen wahren "Ohrenschmeichler", sondern auch ein emotional berührendes Album vorgelegt. Nach rund zehn weniger erfolgreichen Jahren in Londoner Clubs und verschiedenen Projekten (darunter Mitwirkung in der Indie-Band "La Honda" oder Zusammenarbeit mit dem Nürnberger "Fusion"-Duo "Boozoo Bajou") kommt für die 31-jährige Sarah Joyce unter dem Pseudonym Rumer (nach Rumer Godden, Lieblingsautorin ihrer 2003 verstorbenen Mutter) mit "Seasons Of My Soul" doch noch der beharrlich verfolgte, lang ersehnte Durchbruch als Solokünstlerin. Dabei ist das Album mit zum größten Teil eigenen Songs keineswegs spektakulär im Sinne von ausgesprochen innovativ und auch nicht marktorientiert auf Tanzbarkeit abgestellt. Es ist vielmehr solide zu nennen - mit einer deutlichen Prise Nostalgie. Denn die Mischung aus Soul, Jazz, Pop atmet den Geist der 70er Jahre, legt etwa die Assoziationen Burt Bacharach und verstärkt - gerade auch aufgrund von Ähnlichkeit in der Stimmfarbe - Karen Carpenter nahe. Rumers fragil, dabei transparent, klar und zugleich warm wirkender, nie "überladener", sondern angenehm natürlich anmutender Gesang lädt dazu ein, in die erzählten Geschichten hineinzuhorchen, die - ohne falsche, aufgesetzte Attitüde - viel von ihrem bisher nicht einfachen Leben und vor allem auch ihrer intensiven Gefühlswelt zu erkennen geben: von Enttäuschungen, Verletzungen, Verlusten, Selbstzweifeln wie auch von Wehmut, Dankbarkeit, Hoffnung und Sehnsucht nach Liebe. Eingängige, stimmungsvolle Melodien, zumeist romantische, sanfte Klänge, eine dezente Instrumentierung, die der souverän und entspannt singenden Rumer perfekt Raum gibt, tragen zur emotionalen Ausstrahlungskraft und zum besonderen Charme des Albums bei. Wie in der Presse vor kurzem zu lesen war, versteht Rumer ihr aktuelles Album "Boys Don't Cry" anscheinend nicht als eigentliches zweites Album. Dieses soll, mittlerweile geschrieben, erst 2014 erscheinen. Nachdem man aus Rumers Liedern erfahren hat, dass Musik in schwierigen Zeiten die Rolle eines guten, tröstenden Freundes einnehmen kann, darf man auf den von ihr angekündigten "Soundtrack" zu ihrer "Reise zur Glückseligkeit" gespannt sein.