Große Stimme, fantastische Doppel-CD
Zu Kim Weston:
Eine meiner absoluten Lieblingsstimmen unter den frühen Motown-Sängerinnen!
Diese sympathische und hochtalentierte Künstlerin, die zunächst durch ein Duett- (Album) mit Marvin Gaye (siehe meine Rezension Marvin Gaye & Kim Weston Take Two +) bekannt wurde, hat großartige Songs bei Motown aufgenommen; meine Favoriten sind: "A Thrill A Moment" +++ "You Hit Me Where It Hurt Me" +++ "Take Me In Your Arms ..." +++ "Helpless" +++ "It Should Have Been Me" +++ "Any Girl In Love"
Verheiratet mit dem Motown A&R-Manager (Artist&Repertoire) Mickey Stevenson, der sich bei Motown auch als Komponist und Produzent einen Namen machte, war sie zwar an "der Quelle" für gute Songs und Produktionen; allerdings ließ es Stevenson zu, dass der von ihm mitkomponierte Titel "Dancin' In The Street" nicht von Kim Weston, sondern von Martha Reeves & The Vandellas (siehe meine Rezension Martha Reeves & The Vandellas GOLD) gesungen und dann ein Welterfolg wurde.
Der Song hätte Kim Weston vermutlich in den "Pop-Olymp" gehoben ..., so aber blieb Kim Weston weiterhin ein wenig im Schatten ihrer bekannteren Kolleginnen und wechselte schließlich zum konkurrierenden STAX Label, wo sie weiterhin äußerst hörenswerte Songs aufnahm. Später lebte sie in Israel und widmete sich div. gesellschaftspolitischen Projekten.
Eine wunderschöne Doppel-CD, diese Kim Weston The Motown Anthology. Anschaffen, bevor es zu spät und sie aus dem Handel verschwunden ist (wie bereits die Brenda Holloway Doppel-CD The Motown Anthology).
Diese britische CD-Serie ("The Motown Anthology") ist sorgfälitg konzipiert, im Klang optimiert und hochwertig.
Die CD-Reihe gibt MOTOWN-Sammlern die Möglichkeit (teilweise erstmals auf CD), über die weltbekannten Topstars des Labels hinaus, auch die nicht ganz so bekannten Motown-Künstler kennen zu lernen.
Wer diese Künstler/innen erst jetzt entdeckt wird sicher erstaunt sein, welch' hohe Qualität sowohl Interpretation, Komposition, als auch Instrumentierung durch die damals "... wohl beste Band Amerikas, MOTOWNs legendäre Studio-Band THE FUNK BROTHERS ...", Quelle: "Where Did Our Love Go", Nelson George (siehe meine Rezension der Doppel-CD "Standing In The Shadows Of Motown Deluxe-Version") und nicht zuletzt ausgezeichnete Klangqualität (durchweg in bestem Stereo) diese Serie bietet. Es sollte dabei nicht vergessen werden, dass es sich um Original-Mastertapes der 1960er Jahre handelt, die sich hier durchaus teilweise klangtechnisch mit heutigen Studio-Aufnahmen messen können.
Zur Stellung des Labels MOTOWN in der Musikwelt der 1960er Jahre:
MOTOWN war das einzige Label mit schwarzem Eigentümer (noch dazu gab es hier den Glücksfall, dass es sich bei Berry Gordy um einen Songschreiber handelte - der bereits erfolgreiche Titel z.B. für Jackie Wilson geschrieben hatte - und nicht nur um einen Geschäftsmann, wie dies jedoch bei vielen anderen Plattenfirmen der Fall war), das in den Anfangsjahren fast ausschließlich schwarze Komponisten, Produzenten, Manager, Musiker und Sänger/innen beschäftigte.
Dagegen gehörten die "Soul-Label" STAX-RECORDS und *ATLANTIC-RECORDS Weißen und beschäftigten von Anfang an auch (und teilweise *überwiegend) weiße Studio-Musiker ...
In diesem Zusammenhang war es daher z.B. auch folgerichtig, dass Dr. Martin Luther-King seine berühmten Reden nicht etwa bei STAX oder ATLANTIC veröffentlichte, sondern auf dem "Black Forum" Label der Firma MOTOWN, ... aber das sei nur am Rande bemerkt..
MOTOWN war das wirklich schwarze Label. Allerdings war Berry Gordy klar, dass seine Künstler/innen nur ein wenig beachtetes musikalisches Nischen-Dasein führen würden, wenn man sich auf das schwarze Publikum, als Plattenkäufer, beschränken würde (schließlich gab es in den USA viel weniger Schwarze, als Weiße). Man sprach daher gezielt ein schwarzes UND weißes Publikum an und ... der Erfolg gab MOTOWN recht, der Motown-Sound wurde ein Welterfolg.
Wer den heutigen Pop-Markt verfolgt, kann sich kaum noch vorstellen, wie viele erstklassige Songs damals fast täglich neu im Radio zu hören waren. An Kreativität, Einfallsreichtum, Talent und Arbeitseifer sind die 1960er Jahre bis heute unübertroffen. Und deshalb bedienen sich immer noch regelmäßig Künstler der nachgewachsenen Generationen (von Amy Winehouse, über James Morrison bis zu Nina Zilli) aus dem Pool dieser Kronjuwelen der Popmusik.
Resümee:
Die britische CD-Serie der MOTOWN ANTHOLOGY Reihe beinhaltet sehr gut klingende Überblicke über die Karrieren von nicht ganz so bekannten MOTOWN-Künstlern. Es lohnt sich also auch nach den anderen Doppel-CD-Veröffentlichungen dieser Serie Ausschau zu halten. Ich selbst besitze etliche davon, die ich mir im Laufe der vergangenen Jahre nach und nach angeschafft habe und bin bisher niemals enttäuscht worden.
Die oft etwas einfallslose Cover-Gestaltung sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich um hochwertige, sehr gut digital remasterte CDs, die jeweils durch ein informatives Booklet, mit sorgfältig recherchiertem Hintergrundwissen, ergänzt werden, handelt.
Hier eine kleine Übersicht der bisher erschienen Anthologien, die teilweise auch als 'Ultimate Motown Collection' bezeichnet werden:
Brenda Holloway
Kim Weston
Chris Clark
Jimmy Ruffin (CD 1 teilweise in mono)
The Elgins
Barbara McNair
Chuck Jackson
Barrett Strong (komplett in Mono, aufgrund des Alters der analogen Mastertapes)
The Velvelettes
sowie die, in Lizenz bei KENT-Records veröffentlichten, Einzel-CDs
The Monitors - The Motown Anthology 1963-1968
Here Comes ... Shorty Long - The Complete Motown Stereo Masters
Marv Johnson - The Complete Motown Recordings 1964-1971
(durchgehend ebenfalls ausgezeichnet in Klang und Aufmachung)