Lohnende Investition
Diese CD-Reihe bietet MOTOWN-Sammlern die Möglichkeit (teilweise erstmals auf CD), über die weltbekannten Topstars des Labels hinaus, auch die "zweite Reihe" der Künstler in ihre CD-Sammlung aufzunehmen.
"Zweite Reihe" bedeutet dabei keineswegs "zweitklassig"!!!
Wer diese Künstler/innen erst jetzt entdeckt wird sicher erstaunt sein, welch hohe Qualität sowohl Interpretation, Komposition, als auch Instrumentierung (durch die damals "... wohl beste Band Amerikas, MOTOWNs legendäre Studio-Band THE FUNK BROTHERS ...", Quelle: "Where Did Our Love Go", Nelson George) und nicht zuletzt die ausgezeichnete Klangqualität (durchweg in bestem Stereo) diese Serie bietet. Es sollte dabei nicht vergessen werden, dass es sich um Original-Mastertapes der 1960er Jahre handelt, die sich hier durchaus teilweise klangtechnisch mit heutigen Studio-Aufnahmen messen können.
Der Soul-Sänger Chuck Jackson war schon eine "erste Adresse" in der Soul-Musik, als er 1967 bei Berry Gordys MOTOWN-RECORDS einen Plattenvertrag unterschrieb. Was ihn reizte, waren wohl das hochprofessionelle Umfeld in dem am Detroiter West Grand Boulevard 2648 die Studio-Aufnahmen entstanden und ... nicht zu vergessen: MOTOWN war das einzige Label mit schwarzem Eigentümer (noch dazu der Glücksfall, dass es sich bei Gordy um einen Songschreiber handelte und nicht nur um einen Geschäftsmann, wie bei vielen anderen Plattenfirmen), das in den Anfangsjahren fast ausschließlich schwarze Komponisten, Produzenten, Manager, Musiker und Sänger/innen beschäftigte. Dagegen gehörten die "Soul-Label" STAX-RECORDS und *ATLANTIC-RECORDS Weißen und beschäftigten von Anfang an auch (und teilweise *überwiegend) weiße Studio-Musiker ...
In diesem Zusammenhang war es daher auch folgerichtig, dass Dr. Martin Luther-King seine Reden nicht etwa bei STAX oder ATLANTIC veröffentlichte, sondern auf dem "Black Forum" Label der Firma MOTOWN, aber das nur nebenbei.
MOTOWN war das wirklich schwarze Label. Allerdings war Berry Gordy klar, dass seine Künstler/innen nur ein wenig beachtetes Nischen-Dasein führen würden, wenn man sich auf das schwarze Publikum, als Plattenkäufer, beschränken würde (schließlich gab es in den USA viel weniger Schwarze, als Weiße). Man sprach daher gezielt ein schwarzes UND weißes Publikum an und ... der Erfolg gab MOTOWN recht, der Motown-Sound wurde ein Welterfolg.
Dass Chuck Jackson nicht so berühmt wurde, wie Marvin Gaye oder Stevie Wonder mag auch ein wenig an der "Übersättigung" der Plattenkäufer in den 1960er Jahren liegen, denn damals erschienen wöchentlich derart viele Neuveröffentlichungen (Vinyl-Singles), dass dabei die weniger bekannten Namen oft in der puren Masse der neuen Songs untergingen. Wer den heutigen Pop-Markt verfolgt, kann sich kaum noch vorstellen, wie viele erstklassige Songs damals fast täglich neu im Radio zu hören waren. An Kreativität, Einfallsreichtum, Talent und Arbeitseifer sind die 1960er Jahre bis heute unübertroffen. Und deshalb bedienen sich auch heute noch regelmäßig Künstler der nachgewachsenen Generationen (von Amy Winehouse, über James Morrison bis zu Nina Zilli) aus dem Pool dieser Kronjuwelen der Popmusik.
Die Chuck Jackson CD ist randvoll mit toller Musik und somit für Motown-Fans eine wahre Fundgrube: Die Kombination der rauhen Soul-Stimme des Sängers mit der kraftvollen Begleitung durch die Funk Brothers ist Motown-Sound vom Feinsten. Eine echte (Wieder-) Entdeckung!
Resümee:
Die britische CD-Serie der MOTOWN ANTHOLOGY Reihe beinhaltet sehr gut klingende Überblicke über die Karrieren von nicht ganz so bekannten MOTOWN-Künstlern.
Es lohnt sich auch nach den anderen Doppel-CD-Veröffentlichungen dieser Serie Ausschau zu halten. Ich selbst besitze etliche davon, die ich mir im Laufe der vergangenen Jahre nach und nach angeschafft habe und bin bisher niemals enttäuscht worden.
Die oft etwas einfallslose Cover-Gestaltung sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich um hochwertige, sehr gut digital remasterte CDs, die jeweils durch ein informatives Booklet mit sorgfältig recherchiertem Hintergrundwissen ergänzt werden, handelt.
Einige dieser Doppel-CDs erzielen bereits jetzt hohe Liebhaberpreise von 100,-- bis 200,-- Euro/Stck. und es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass die Preise von Liebhaberstücken weiter steigen werden.
Hier eine kleine Übersicht der bisher erschienen Anthologien, die teilweise auch als 'Ultimate Motown Collection' bezeichnet werden:
Brenda Holloway
Kim Weston
Chris Clark
Jimmy Ruffin
The Elgins
Barbara McNair
Chuck Jackson
Barrett Strong (komplett in Mono, aufgrund des Alters der analogen Mastertapes)
The Velvelettes
sowie die, in Lizenz bei KENT-Records veröffentlichten, Einzel-CDs
The Monitors - The Motown Anthology 1963-1968
Here Comes ... Shorty Long - The Complete Motown Stereo Masters
Marv Johnson - The Complete Motown Recordings 1964-1971
(durchgehend ebenfalls ausgezeichnet in Klang und Aufmachung)