Nur für Sammler
Nur vier Alben hat Hendrix veröffentlicht. Dabei ist die „Band of Gypsies“ wohlwollend dazugezählt. Nun wird der Flut der posthum auf den Markt geworfenen Alben ein weiteres mit Studiotracks hinzugefügt.
Von den 12 Songs sind ganze 5 scheinbar neu: VALLEYS OF NEPTUNE, MR. BAD LUCK, SHIPS PASSING THROUGH THE NIGHT, LULLABY FOR THE SUMMER und CRYING BLUE RAIN. Nun sind VALLEY OF NEPTUNE und MR. BAD LUCK schon auf Lifelines: The Jimi Hendrix Story zu finden, (Reprise 4 CD Box). Laut Harry Shapiro (Jimi Hendrix - Electric Gypsy, 1990) stammt MR. BAD LUCK noch aus den Greenwich-Village Zeiten und wurde schließlich als LOOK OVER YONDER bekannt. VALLEYS OF NEPTUNE hat eine ähnliche Geschichte, immer wieder für ein Album vorgesehen(auf Are You Experienced erhält 3RD STONE FROM THE SUN den Vorzug), der Song war dann für das letzte von Hendrix konzipierte und autorisierte Album First Rays Of The New Rising Sun vorgesehen, dann aber verworfen (First Rays wurde schließlich kompiliert und liegt in exzellenter Klangqualität vor und ist uneingeschränkt zu empfehlen).
Bei den restlichen Titeln ist unklar, ob es sich um offizielle Titel handelt, denn noch nicht einmal als Arbeitstitel tauchen sie in den Sessions von 1969 und 1970 auf (Vollständige Dokumentation aller 829 je von Hendrix eingespielten Titel bei Shapiro). Dafür gibt es aber jede Menge tracks der Sorte jam #26 oder slow blues # 19, die im Nachinhein betitelt wurden. Dieses Album schlägt keineswegs den Bogen von „Electric Ladyland“ zu „First Rays…“, das zu behaupten ist wirklich vermessen. Bestenfalls stellt es einen Lückenbüßer dar zwischen „The Cry of Love“ und „First Rays…“. Zumal die fünf Songs doch sehr an „The Cry of Love“ in ihrem Charakter erinnern.
Die übrigen Aufnahmen sind gewiss gute aber nicht sensationelle Versionen lange bekannter Hendrix Standards. Zumindest für diese Songs steuert dieses Album keine Innovation hinzu. Bei“ Sunshine of your Love“ handelt es sich um einen take aus einer Probensitzung zum Konzert in der Royal Albert Hall. Das Original dort ist besser. Allerspätestens klar wird, dass es sich um ein Marketing Produkt handelt von eher zweifelhaftem Wert durch die Tatsache, dass einige Songs erst für dieses Album fertiggestellt wurden: es wurden nachträglich Bassspuren aufgenommen oder andere Manipulationen.
Echten Fans dient dieses Album bestenfalls zur Ergänzung der eigenen Sammlung. Neueinsteiger: Finger weg und bei den autorisierten Alben zugreifen oder aber das exzellente „First Rays…“ nehmen.
Ich persönlich warte noch auf die klanglich optimierte Edition des Jimi Hendrix Auftritts auf dem Newport Pop Festival vom 20. Juni 1969 (übrigens auch mit: SUNSHINE OF YOUR LOVE, STONE FREE als 16 Minuten Jam, FIRE, HEAR MY TRAIN A COMING, RED HOUSE).
Der Hendrix Clan hat sich verdient gemacht um das Erbe von Jimi Hendrix und erreicht, dass seine Musik die verdiente Würdigung und Pflege erfährt und nicht wie etwa von Alan Douglas gefleddert wurde. Nun sollten sie nicht in dessen Fußstapfen treten.