Let's have some fun
Let's have some fun
Hound Dog Taylor hat bei Alligator Records vier Alben veröffentlicht: Die Alben HOUND DOG TAYLOR & THE HOUSE ROCKERS (1971) und NATURAL BOOGIE (1974) zu seinen Lebzeiten sowie posthum das Live-Album BEWARE THE DOG (1976) und das Album GENUINE HOUSEROCKING MUSIC (1982) mit Outtakes aus den Jahren 1971 und 1973.
Hound Dog Taylor starb am 17.12.1975 60-jährig an Lungenkrebs. Es war nicht der viele Alkohol, sondern die vielen "Pall Malls", die zu seinem Tode führten. Auf seinem Sterbebett im Cook County Hospital versöhnte er sich noch mit seinem langjährigen Freund und Bandmitglied Brewer Phillips, den er, wahrscheinlich unter Alkoholeinfluss, nach einem kindischen Streit "about having sex with Hound Dogs wife" ("ghetto-blast humor") angeschossen hatte.
Bruce Iglauer erzählt in seinem Buch "Bitten By The Blues" von den Schwierigkeiten bei den Sessions für das zweite Album NATURAL BOOGIE. Erstens gab es Probleme bei der Songauswahl, da die besten Songs schon für das Debütalbum verwendet worden waren und zweitens hatte Bruce Iglauer dummerweise Hound Dog erlaubt, seine Freundin zu den Aufnahmesessions mitzubringen. Anstatt auf die Produzenten zu hören, verließ sich Hound Dog auf das Urteil seiner Freundin, die alle Aufnahmen auf Anhieb gut fand, was den betrunkenen Hound Dog davon abhielt, mehrere Takes einzuspielen. So musste eine zweite Aufnahmesession ohne Freundin einberufen werden, um das Album zu vervollständigen, was zu zusätzlichen Kosten für die damals noch finanziell auf wackeligen Füßen stehende Record Company führte. Am Ende brachten Hound Dog Taylor & The House Rockers jedoch noch ein erneutes "Let's have some fun"-Album zustande.
Das Album eröffnet mit der wilden Slide-Orgie, "Take Five", nicht zu verwechseln mit dem Jazz-Musikstück des Dave Brubeck-Quartetts von 1959. Hound Dogs "Take Five" ist ein "recut" seiner ersten Single aus dem Jahr 1960. Der Text erschöpft sich in "I Gotta Go, I Gotta Go Babe/…/Oh yeah/Sho'nuff/I Gotta Go Babe/Be back some old day/Take five, take five babe, take five/…/Oh yeah/Sho'nuff/Take Five Babe/Be back some old day/…"
Ebenfalls "raw and distorded" geht es mit dem Instrumentalstück "Hawaiian Boogie", einer Hommage an Elmore James, weiter. Möglicherweise wurde bei den Aufnahmesessions zu NATURAL BOOGIE wieder der schon bei den Aufnahmen zu HOUND DOG TAYLOR & THE HOUSE ROCKERS verwendete "Sears Roebuck Silvertone Amplifier" mit seinem aufgrund von zwei demolierten Lautsprechern besonders verzerrten Sound verwendet?
Mit dem Jimmy Reed-liken "See Me In The Morning", das mit den Worten "Ha Ha, well I know you got them/I got them too/I got the blues tonight" eingeleitet wird, geht es im mittleren Tempo mit etwas weniger verzerrter Gitarre weiter.
Das Album nimmt mit dem Instrumental "You Can't Sit Down" wieder Fahrt auf. Das Original stammt von The Bim Bam Boos aus dem Jahr 1959. Hound Dog Taylors instrumentale Version orientiert sich vom Tempo her aber eher an der Gesangs-Cover-Version der Dovells, die 1963 Platz drei in den Billboard Pop Singles-Charts erreichte.
Nach Hound Dogs Definition "slow songs are blues and fast songs are rock and roll" ist das folgende, langsame "Sitting At Home Alone" der erste Blues auf dem Album. Entsprechend der Kritik auf "Keno's Hound Dog Taylor Web Site" hat der Song ein ähnliches, aber verzerrteres Riff wie "Held My Baby Last Night" von seinem ersten Album HOUND DOG TAYLOR & THE HOUSE ROCKERS.
Der anschließenden Uptempo-Nummer "One More Time" wird dort, ebenso wie "You Can't Sit Down", ein "almost '50s Guitar Rockabilly Revival Sound" beischeinigt.
Dem Bluesstandard "Roll Your Moneymaker" oder "Shake Your Moneymaker", 1961 von Elmore James aufgenommen, werden im Booklet die Credits "irrtümlich" Hound Dog Taylor zugeschrieben.
Das Instrumental "Buster's Boogie" ist wieder "rawest of electric blues".
Während sich die meisten Eigenkompositionen von Hound Dog Taylor auf der Bühne entwickelt haben, ist der Blues-Song "Sadie", den er während der "New England-Tournee" 1971 geschrieben hat, der erste Song, zu dem sich Hound Dog jemals hingesetzt und den Text geschrieben hat. Eine große Leistung für jemanden, der kaum lesen oder schreiben konnte. "Sadie, will you come back home tonight/I love you, and you know I'm gonna treat you right/…"
"Talk To My Baby" oder "Talk To Me Baby" ist ein weiterer Coversong vom "King of the Slide Guitar" Elmore James. Aufgenommen wurde das Original von Elmore James im Jahr 1963 und veröffentlicht auf der DLP TO KNOW A MAN im Jahr 1969.
Hound Dog wünscht uns mit dem instrumentalen "Goodnight Boogie" eine gute Nacht, vom Tempo und von der Lautstärke her ist der Song aber eher ein Anti-Schlaf-Mittel, eine "Halloo-Wach-Tablette".
Als Fazit sei Robert Christgau zitiert, der Hound Dog Taylor für ein "spiritual and cultural miracle" hält, vergleichbar mit John Lee Hooker, mit dem Unterschied, dass John Lee Hooker der Bass von Brewer Phillips und die Drums von Ted Harvey fehlen, um den Blues in Rock'n'Roll zu verwandeln. Die drei Musiker sind nach Christgaus Meinung im Rahmen ihrer Grenzen alle virtuos und ausdrucksstark.
Quellen:
"Bitten By The Blues, The Alligator Story" - Bruce Iglauer & Patrick A. Roberts
"Christgau's Record Guide - Rock Albums Of The '70s"
"The Penguin Guide To Blues Recordings" - Tony Russell & Chris Smith
www.keno.org - "Keno's Hound Dog Taylor Web Site"
Bewertung:
Christgau's Record Guide: A- (A very good record)
The Penguin Guide To Blues Recordings * * * * (worthwile = lohnenswert)