"When I die, they'll say‚ he couldn't play shit, but he sure made it sound good."
Have Some Fun (1992), Live At Joe's Place (1992), Freddie's Blues (1993) und Live In Boston (1998)
Theodore Roosevelt Taylor, alias Hound Dog Taylor, so nannte man ihn, weil er die Frauen liebte und ihnen nachjagte wie ein Steppenwolf, wurde am 12.4.1915 in Natchez, Mississippi geboren. 1942 floh er vor dem Klu-Klux-Klan aus Mississippi, weil er ein Verhältnis mit einer Weißen hatte. Hound Dog war schwer alkoholabhängig, er begann den Tag mit einem doppelten Whiskey im Kaffee und war in der Regel am Abend stark alkoholisiert. Er starb, als er endlich Erfolg hatte, am 17.12.1975 60-jährig in Chicago an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs.
1960 gründete er mit dem Gitarristen Brewer Phillips die Band The House Rockers, der 1965 Schlagzeuger Ted Harvey beitrat. Brewer Phillips wurde am 16.11.1924 in Coila, Mississippi geboren und starb am 30.8.1999 im Alter von 74 Jahren in Chicago. Nach dem frühen Tod von Hound Dog Taylor nahm Brewer Phililips unter seinem eigenen Namen u.a. Alben für Delmark Records (HOMEBREW) und JSP Records (WHOLE LOTTA BLUES) auf und spielte auch mit J.B. Hutto und Lil' Ed Williams zusammen. Drummer Ted Harvey am 21.12.1930 in Chicago geboren und dort am 6.10.2016 85-jährig gestorben, bediente nicht nur auf allen Alben von Hound Dog Taylor das Schlagzeug, sondern war auch Sideman von Blues-Legenden wie Jimmy Dawkins (TRIBUTE TO ORANGE - 1993), Big Walter Horton, J.B. Hutto, Jimmy Rogers, Snooky Pryor und vielen anderen. Brewer Phillips und Ted Harvey erscheinen beide als Sidemen auf J.B. Huttos Alben bei Wolf Records LIVE 1977 (1991) und SLIDE GUITAR MASTER (2007).
Bis Bruce Iglauer 1971 Alligator Records gründete, um mit Hound Dog Taylor & The House Rockers das Album HOUND DOG TAYLOR & THE HOUSE ROCKERS aufzunehmen - die Story dürfte jedem Bluesfreund bekannt sein - gehörten die House Rockers mit zu den am schlechtesten bezahlten Bluesmusikern Chicagos. Die Band trat in schäbigen Westside Clubs wie dem "Big Duke's" und der "Florence's Lounge & Liquors" in der Shields Ave auf, wo sie Bruce Iglauer bei ihren regelmäßigen Auftritten am Sonntag besuchte. Sie sollen in dieser Zeit zusammen lediglich am Wochenende 45,00 $ und über die Woche 30,00 $ verdient haben.
Als ihr Debütalbum dem Publikum bekannt wurde, entwickelte sich eine treue Anhängerschaft außerhalb der Westside Chicagos, insbesondere unter College-Studenten. Boston war ein regelmäßiger "Out-of-Town-Stop" von Hound Dog Taylor & The House Rockers. So traten sie im November 1972 unweit der Harvard University in Joe's Place am Inman Square in Cambridge, einem Vorort von Boston, auf. Aus diesem Club, in dem auch Otis Rush (DOUBLE TROUBLE - LIVE IN CAMBRIDGE 1973) und Albert Collins (JOE'S PLACE, CAMBRIDGE, 17TH JANUARY 1973) aufgetreten sind, stammen die Aufnahmen der vier Hound Dog Taylor & The House Rockers-Alben.
Auf den beiden Wolf Records-CDs, HAVE SOME FUN und FREDDIE'S BLUES, sind je sechs von elf Tracks Instrumentals, von denen die meisten nicht auf Studio-Alben erschienen sind. Auch Ray Charles' "What'd I Say" wird instrumental dargeboten. Das Instrumental "Jumping With The Symphony Sid" ist die einzige Überschneidung auf den beiden Wolf Records-CDs. Dass der Musikstil von Hound Dog Taylor und seinen Mannen stark von Elmore James geprägt ist, zeigen die vier Vocal-Tracks, "Wild About You Baby", "Dust My Broom", "It Hurts Me Too" und "Roll (Shake) Your Moneymaker", sämtlich aus der Feder von Elmore James. Mit "The Things I Used To Do" von Guitar Slim und "Gonna Send You Back To Georgia" von Timmy Shaw (US POP #41, 1964) befinden sich zwei weitere Bluesstandards auf den beiden Alben. Eine weitere Gesangsnummer ist "Take Five", die Flipside einer Hound Dog Taylor-Single aus dem Jahr 1960.
Hound Dogs bekanntester Song "Give Me Back My Wig" fehlt auf den beiden Wolf Records-Alben. Diesen Song sowie das von Brewer Phillips gesungene "Mama Talk To Your Daughter" und "The Sky Is Crying", ein weiterer Elmore James-Song, findet man auf der bei Charlie Records erschienenen CD LIVE IN BOSTON (im Internet für EUR 1.903,65 Euro zu haben). Die CD enthält je sechs Stücke von den beiden Wolf Records-CDs. Die Kritik in "The Penguin Guide To Blues Recordings“ beklagt, dass "The Sky Is Crying" von einem unbekannten, falschspielenden Gitarristen über fünf Minuten lang "sabotiert" wird. Positiv an LIVE IN BOSTON wird bewertet, dass von den 15 Tracks lediglich drei Instrumentals sind.
Eine weitere CD namens LIVE AT JOE'S PLACE (Fan Club Records) enthält mit "Kitchen Sink Boogie" und "Kansas City" zwei Tracks, die nicht auf den drei vorgenannten CDs zu finden sind.
Fazit: Sie waren betrunken und spielten zum Teil auf verstimmten Instrumenten, aber Hound Dog Taylor auf seiner billigen japanische Kawai (Kingston) Guitar, Brewer Phillips auf seiner ramponierten Telecaster und Ted Harvey am Schlagzeug brachten mit ihrem rockig-verzerrten, hypnotischen, zum Tanzen anregenden Juke Joint-Sound "Joe's Place" zum Kochen. Zu den vier CDs passt die angeblich von Hound Dog Taylor gemachte Aussage, "When I die, they'll say‚ he couldn't play shit, but he sure made it sound good."
Quellen: "The Penguin Guide To Blues Recordings" - Tony Russell & Chris Smith und "Bitten By The Blues, The Alligator Story" - Bruce Iglauer & Patrick A. Roberts
Bewertungen laut "The Penguin Guide To Blues Recordings":
Have Some Fun * * (*) (reasonably good, in some respects dis-appointing = gut mit einigen Schwächen)
Freddie's Blues * * (*) (reasonably good, in some respects dis-appointing = gut mit einigen Schwächen)
Live In Boston * * * (worthwile = lohnenswert)