Weltmusik ist sowohl ein Genre als auch ein Begriff, der einerseits problematisch, andererseits sehr spannend ist. Denn die Bezeichnung steht weder für einen einheitlichen Stil, noch wurde sie durch die Musiker geprägt. Die Herkunft und Prägung des Begriffs »Weltmusik« ist auf die von 1956 eingeführte »Capitol of the World Series« von Capitol Records zurückzuführen. Durch den beginnenden Massentourismus der US-Bürger in die Länder Südamerikas oder der Karibik wuchs zudem das Interesse an den entsprechenden »exotischen« Musikstilen. Dadurch erfuhren Genres wie Samba, Bossa Nova und Calypso und Musiker wie Harry Belafonte oder Sérgio Mendes internationale Bekanntheit.
Die Entwicklung der Weltmusik
War Weltmusik zu Beginn dem lateinamerikanischen Raum verhaftet, so wandelte sich dies in den 1970er-Jahren. Zu dieser Zeit präsentierte sich das Genre vor allem als Jazzcrossover, in dem der Jazz mit außereuropäischen Elementen vermischt wurde. Hierfür zeigten sich insbesondere Musiker wie Yusef Lateef, Tony Scott, Charlie Mariano, Don Cherry oder Dave Amram. Der Komponist George Gruntz wiederum verband sein musikalisches Interesse an Weltmusik auch als Leiter der Berliner Jazztage.
In den 1980ern kamen die Impulse für die Weltmusik zum einen aus der Popavantgarde, zum anderen von einem Musiker, der bereits in den 1960ern im Pop Erfolge feierte. Der ehemalige Genesis-Sänger Peter Gabriel ist dabei von großer Bedeutung. So veranstaltet Gabriel seit 1982 das World of Music and Dance-Festival, das den Fokus auf Weltmusik legt. Daneben fördert er Musiker aus der nichtwestlichen Welt in seinen Real World Studios. Einige der Projekte wurden wiederum auf seinem Label Real World Records veröffentlicht – Gruppen wie The Blind Boys of Alabama, Dengue Fever, Papa Wemba, Pan-African Orchestra, Portico Quartet oder Värttinä.
Der andere Innovator der Weltmusik in den 1980er-Jahren war Paul Simon von Simon & Garfunkel. Dieser veröffentlichte im Jahr 1986 sein Album »Graceland«, auf dem westliche auf afrikanische Popmusik trifft. Im Zuge der Veröffentlichung des Albums wurde auch die beteiligte Sängerin Ladysmith Black Mambazo bekannt.
Das neue Selbstvertrauen der Weltmusik
War Weltmusik bisher ein Genre, das in letzter Konsequenz vom Westen geprägt wurde, erlebt es wieder seit den 2000er-Jahren eine Emanzipation. Denn mittlerweile gibt die Welt die Impulse für die Entwicklung dieser Musik und Stile wie Baile Funk, Ghettotech oder Balkan Beats bringen Europa zum Tanzen.