Ich mag das so sehen, Sie dürfen es kommentieren!
Ich war sehr gespannt auf die hochgelobte BBC-Vorlage, die nach dem erfolgreichen US-Remake von "House of Cards" unlängst auf DVD/BluRay erschienen ist. Ich schätze viele europäische (v.a. britische und skandinavische) Serien- und Spielfilm-Produktionen und wundere mich oft über die völlig überflüssigen und mitunter minderwertigen Neuauflagen für das xenophobe amerikanische Publikum. Doch nachdem ich nun die ersten beiden Teile ("Ein Kartenhaus" und "Um Kopf und Krone" mit jeweils 4 Episoden) der britischen Trilogie gesehen habe, muss ich eine gewisse Ernüchterung bei mir feststellen. Als vor Jahren nämlich das Remake angekündigt wurde, lobte man das Original als Meisterwerk. Seinerzeit gewann die Serie ja auch etliche renommierte Preise, - allerdings sieht man der Produktion ein Vierteljahrhundert später ihr Alter doch an. Technisch wurde das Material zwar für die BluRay ordentlich aufgearbeitet, aber die Serie wirkt insgesamt trotzdem recht angestaubt. Natürlich ist es durchaus interessant und unterhaltsam, dem Marionettenspieler Francis Urquhart bei seinen hinterhältigen Intrigen zu beobachten, richtig mitreißend war das für mich jedoch nicht. Was möglicherweise 1990 noch progressiv an der BBC-Serie war, macht heute leider nur noch einen ziemlich harmlosen Eindruck. Mal abgesehen vom überholten Styling (Garderobe, Make-up, Frisuren) des Ensembles, den man einer 90er-Jahre-Produktion schwerlich vorwerfen kann, ist auch der ganze Drehstil auffällig antiquiert. Von linearer Erzählstruktur bis zur Kameraführung wurde hier handwerklich simpel gearbeitet. Auch das, was womöglich viele Zuschauer amüsant finden, nämlich Urquharts direkte, süffisante Ansprache ans Publikum, verleiht der Serie in meinen Augen einen schwächenden Comedy-Charakter. Und wenn regelmäßig Ratten durchs Bild huschen, wirkte diese Allegorie auf mich eher plump und unbeholfen. Nun mag es unfair sein, "Ein Kartenhaus" mit den aktuellen Topserien dieses Genre zu vergleichen, denn mit Michael Dobbs schrieb ein echter Polit-Insider am Drehbuch mit und ich kann mir gut vorstellen, dass der Plot nicht ausschließlich auf Fiktion beruht. Aber auch wenn die Serie inhaltlich wegweisend für andere Spielfilme und Serien war, fehlt ihr die dramaturgische Reibung, die ihr auch mehr Spannung verliehen hätte. Zynismus ist ja ganz nett, aber wenn Pläne stets aufgehen und niemand ernsthaft auf Augenhöhe opponiert, wenn Störfaktoren mühelos ausgeschaltet werden und die graue Eminenz entkommt, bevor sie buchstäblich mit dem Rücken an der Wand steht, vermisse ich als Liebhaber guter Drama-Serien das Salz in der Suppe.
Ein zeitgemäßes Remake wäre also durchaus opportun gewesen, doch leider wurden die von mir empfundenen Schwächen des Originals von David Fincher und Kevin Spacey (in der ersten Staffel) übernommen. Sowohl das BBC-Original als auch das US-Remake von "House of Cards" haben als Blick hinter die politischen Kulissen unterhaltsamen Wert, überragend schätze ich sie jedoch nicht ein, weil ich in beiden Fällen das spannende, bedrohlich konkurrierende Element vermisse.