Schnöde Fan-Fiction auf infantilstem Pennälerniveau
"Now you are truly LOST."
D. B. Weiss und David Benioff beenden das High-Fantasy-Epos auf lowest level und was einst als Sopranos in Mittelerde begann, endete als Sturm der Liebe in Narnia.
Es geht mir nicht um den exorbitanten Produktionsaufwand und es geht mir auch nicht um die Geschehnisse im Allgemeinen oder gar das Ende (welches in dieser Form eigentlich schon zu einem Recht frühen Zeitpunkt der Serie zu erahnen war) im Speziellen. Es geht mir in erster Linie um das faule, uninspirierte Writing, das unlogische, völlig übereilte Storytelling, das rein zweckdienliche (nicht) Vorhandensein der Plot-Armor und vor allem das perfide Verdummen bis hin zum kompletten Verrohen der handelnden Figuren* (eventuell Spoiler). Von den vielen Szenen, die ihrerseits offensichtlich nur für Reaction-Videos auf Social-Media kreiert wurden oder das wiederholte denunzieren diverser Charaktere* (eventuell Spoiler) für einen billigen Lacher und den diversen Unachtsamkeiten während der Dreharbeiten ganz zu schweigen.
D. B. Weiss und David Benioff lassen "Game of Thrones" narrativ auf dem Niveau von (gewollt!) trashigen TV-Serien à la "Hercules: The Legendary Journeys", "Xena: Warrior Princess" & Co. enden und treten dabei Jahre von begeistertem Fandoms des Zuschauers mit Füßen. Schlimmer noch, sie verkaufen ihr Publikum sogar für dumm! Wie liederliche Metzen schrecken die beiden nicht davor zurück, im Nachhinein ganz bewusst erzählerische Verfälschungen zu begehen und so tun, als hätte bereits in der 3. Staffel vor aller Augen und dennoch gänzlich unbemerkt ein epochales Foreshadowing für den ganz großen Plot-Twist stattgefunden. Genau solch ein den Handlungsverlauf auf Gedeih und Verderb zurechtzubiegen ist es, das geradezu alles zunichtemacht und sogar ins Lächerliche zieht oder emotionale Fallhöhen erst gar nicht aufkommen lässt.
Aber dieser inhaltlich qualitative Abwärtstrend kam ja nun leider auch nicht überraschend, sondern stellte sich bereits mit der 6. Staffel und dem nicht mehr Vorhandensein der literarischen Vorlage GRRMs ein. "A Song of Ice and Fire" erzählt von einer grimmigen, sich stets ernstnehmenden und stimmigen Welt und diese bezieht gerade dadurch ihre kolossale Wucht und ihren großen Anreiz.
Ein weiteres Indiz für die Genialität der Vorlage ist, dass DB&BD auf dieser Basis über Jahre hinweg eine der besten TV-Serien überhaupt abliefern und sogar so etwas wie Fernsehgeschichte schreiben konnten. Aber rückblickend scheint es, dass Weiss und Benioff diese Welt und ihre Figuren nie wirklich verstanden oder sich für diese interessiert haben - wie sonst ließe sich rückblickend der Umgang mit diversen Handlungsverläufen und/oder Figuren** (eventuell Spoiler) erklären. Möglicherweise fehlt ihnen schlicht das nötige Talent um, auf sich alleingestellt, mehr abzuliefern als schnöde Fan-Fiction auf infantilstem Pennälerniveau. Vielleicht war ihnen zum Ende hin auch alles einfach egal und man wollte die ganze Sache so schnell wie nur möglich beenden, um endlich Zeit für etwas anders zu haben - schließlich hat man mit dem "Untitled Star Wars Project" bereits das nächste ganz große Ding am Haken.
Der Berg kreißte und gebar eine Maus.
Zum Finale steht fest, das Rad wurde nicht nur nicht neu erfunden und schon gar nicht zerstört, das Rad quietscht - und zwar gewaltig. Am Ende einer jeden großen Show stellt sich die Frage, zieht sie ins Serien-Walhall ein und gesellt sich zu "The Sopranos", "The Wire" und "Breaking Bad" oder landet sie im Purgatorium der ewigwährenden Schande bei "Lost", "Dexter", "How I Met Your Mother" und "Roseanne"?
Nun, ich empfinde das was hier abgeliefert wurde als einen desaströsen und unwürdigen Abschluss für eine einst brillante TV-Serie, der rückwirkend die komplette Serie ruiniert und sage: SHAME!
* Tyrion und Brienne und der "you are a virgin"-Geistesblitz beim Trinkspiel. Natürlich ist sie noch Jungfrau! Brienne ist unverheiratet und wird nicht ohne Grund mitunter auch als Maiden of Tarth bezeichnet. Darüber hinaus ist die weibliche Jungfräulichkeit in bestimmten Kreisen ist eine sehr wichtige Sache in Westeros (siehe die Liaison zwischen Robb und Jeyne bzw. Talisa) - andernfalls wäre die Frau entehrt oder eine Hure.
Das geradezu, an Lächerlichkeit kaum zu überbietende, in Szene setzen des Heiratsantrages von Gendry an Arya oder das respektlose und herabwürdigende Verhalten von Sansa gegenüber Edmure.
** Wer verbrennt Shireen Baratheo (die gewählte Version innerhalb der TV-Serie ist in vieler Hinsicht sehr sinnfrei), die Inszenierung der Sand Snakes, Jaime Lannister ist an einem bestimmen Zeitpunkt der Serie im Vergleich zu den Büchern ja nur noch ein Schatten seiner selbst oder die lockerflockige Lösung für das Greyscale-Problem.