Traumhafte Bilder, großartige Charakterisierung und die unübertreffliche Macht der Liebe
Vorwort:
Als Kind habe ich im Fernsehen immer Animefilme von Studio Ghibli gesehen, darunter auch "Das wandelnde Schloss". Dieser blieb immer mein Lieblingsanime, obwohl ich ihn nur einmal gesehen habe. Nun ist er Teil meiner Sammlung, als einer der wenigen Filme nach 1990. Inzwischen habe ich diesen Film schon zweimal wieder gesehen (zwischen Erst- und Zweitsichtung liegen ca. 8 Jahre) und ich muss zugeben, er ist einer meiner Lieblingsfilme im allgemeinen.
Zum Film:
Ein seltsames Gebilde wandelt durch den dichten Nebel. Es quietscht und pfeift, bewegt sich auf Hühnerbeinen fort, bestehend aus Schrott von Häusern, Kriegsschiffen und allerlei Gerümpel. Dieses Gebilde ist Hauros wandelndes Schloss.
In einem Hutladen in einer schönen Stadt arbeitet die unauffällige Sophie. Sie hat den Laden von ihrem Vater übernommen, ihre schönere Schwester Letty betreibt einen Laden indem sie ständig im Mittelpunkt steht, umworben von allen Männern der Stadt. Sophie ist das genaue Gegenteil, bis sie eines Tages auf den mysteriösen Zauberer Hauro trifft, der sie vor zwei frevelhaften Soldaten rettet. Noch am selben Abend bekommt Sophie besuch von einer Dame, der Hexe des Niemandslandes, welche Sophie mit einem Fluch belegt um sie von Hauro fernzuhalten, und umgekehrt, denn Sophie ist nun eine alte Frau geworden.
Aus Angst und Scham flüchtet sie vor sich selbst. Auf ihrer beschwerlichen Reise trifft sie auf eine Vogelscheuche, welche ebenfalls verzaubert zu sein scheint, denn sie kann sich fortbewegen und versteht Sophie scheinbar auch. Auf der Suche nach einer Unterkunft kreuzt das wandelnde Schloss ihren Weg. Sophie ergreift die Chance und lebt fortan in disem magischen Haus, welches von einem Feuerdämon namens Calcifer angetrieben wird.
Ebenfalls im "Schloss" wohnt der junge Markl, Hauros Lehrling. Anfangs ist er skeptisch, freundet sich aber schnell mit Sophie an. Schließlich kommt auch Hauro hinzu, Sophie stellt sich ihm als neue Putzfrau vor. Sophie versucht weiterhin, sich mit ihrem Zwangsalter anzufreunden, schließt aber eine Art Handel mit Calcifer, da dieser ihren Fluch brechen kann, sofern sie den seinen und Hauros aufklären kann. Dafür bleibt aber kaum Zeit, Hauro wird vom König eingeladen, weigert sich aber, weil er zu feige ist, zudem weiß er, was mit Zauberern geschieht, die in diesen Zeiten zum König gerufen werden. Da kommt Sophie ins Spiel, sie soll sich als Hauros Mutter ausgeben.
Auf dem Weg zum Palast trifft Sophie wieder auf die Hexe des Niemandslandes, welche auch eingeladen wurde. Doch diese Einladung entpuppt sich als Falle für die Hexe und sie verliert all ihre Kräfte, während sich die Zauberin der Königsfamilie, Madame Suliman, als Hauptgegner herausstellt.
Zur Blu-ray:
Erstmal das einfachste: Bildqualität ist ausgezeichnet, die handgezeichneten Szenen erscheinen in knalligen Farben und beeindrucken an jeder Ecke. Tonqualität wird in DTS 6.1 dargeboten. Da die üblichen Filme, die ich so anschaue, aufgrund ihres Alters nicht über Dolby Digital 2.0 zu hören sind, war das schon ein kleines Erlebnis, ich habe da nichts zu bemängeln. Neben der deutschen Synchronfassung wird auch die japanische Originalfassung angeboten, zuzüglich mit deutschen Untertiteln (beide Fassungen haben DTS 6.1).
Interessant wird es bei den Extras. Diese entsprechen der 2-Disc DVD Special Edition, kaufgrund liegt hier also im technischen Bereich. Zu den Extras zählt eine Reportage zu den Computereffekten des Films, ganz interessant, sie zeigt den Einsatz von CGI bei Szenen, wo der Hintergrund in 3D erscheint, Hauptbestandteil ist aber das wandelnde Schloss selbst. Die Arbeit, die dahinter steckt, ist größer als man denkt. Ebenfalls vorhanden ist eine japanische Kurz-Dokumentation über die Soundeffekte des Films und wie sie entstanden sind. Neben Mitarbeitern von Studio Ghibli ist auch der japanische Synchronsprecher von Calcifer zu sehen. Auf der Blu-ray wird allerdings angegeben, es handle sich um eine Doku zur Filmmusik, davon wird allerdings kein Wort gesagt (vielleicht war es ein Übersetzungsfehler, es wäre aber kein Akt gewesen, das zu überprüfen).
Wer noch nicht genug vom Film hat, kann sich den ganzen Streifen auch als Storyboard-Skizzen ansehen... ich habs zwar nicht gemacht, aber wen sowas interessiert, dem gefällt das bestimmt.
Zu den fragwürdigeren Extras zählen das Featurette "Hayao Miyazaki zu Besuch bei Pixar", bei dem in Amateuraufnahmen der unerwartete Besuch Miyazakis bei der Premiere der englischen Synchronfassung in den Pixar-Studios gezeigt wird. Fand ich nicht so spannend, genauso wenig wie das Interview mit Pete Docter, dem Regisseur der englischen Synchronfassung. Wenigstens die Anekdote mit Lauren Bacall und ihrer Rolle als Hexe des Niemandslandes wird (wieder) erwähnt, mein persönliches Highlight.
Wiederum sehenswert ist das Interview mit Diana Wynne Jones, der Autorin der Romanvorlage. Überraschender Weise ist sie sehr zufrieden mit dem, was Miyazaki mit ihrem Werk gemacht hat, anders als die anderen Leser ihres Buches.
Abgerundet werden die Extras mit TV-Spots, bzw. einem einzigen, der nur mit jedem Mal um wenige Szenen erweitert wird, also auch wieder fragwürdig. Schlußendlich gibt es noch einige Trailer zu weiteren Studio Ghibli Filmen.
Ein letztes Wort noch zur "Verpackung": Die Blu-ray kommt in einem Digipack mit Pappschuber. Nicht gerade stabil, meine Hülle sieht schon recht gebraucht aus. Das FSK-Logo ist aufgeklebt, lässt sich also entfernen, aber aufpassen, wenn man es einfach so abzieht, bleibt ein hässlicher Rückstand des Klebers auf der Hülle (nicht, dass mir das passiert wäre... *hust hust*). Das Design des Pappschubers finde ich übrigens nicht sehr passend. Dass auf dem Cover die Silhouette eines zum Film passenden Motivs zu sehen ist, damit kann ich leben, aber bei dem Film "Das WANDELNDE Schloss" erwartet man schon das im Titel beschriebene, und nicht das fliegende, kleinere Schloss aus der allerletzten Szene des Films...
Meine Bewertung:
Kommen wir zum abschließenden Teil: meiner persönlichen Meinung zum Film. Und die fällt, wenig überraschend, mehr als positiv aus. Man kann den Film auf zwei Arten sehen, objektiv, wie viele es tun, oder subjektiv. Subjektiv ist für diesen Film sogar notwendig, man erfährt nicht jedes kleinste Detail, man muss sie sich selbst zudsammensetzen aus dem was man sieht und hört. Der Film scheint auch, je nach Sichtweise, weniger eine Geschichte erzählen zu wollen, als vielmehr eine Cnarakterstudie zu sein. Fast jede Figur hat einen komplexeren Charakter, der sich bis in die letzten Minuten wandelt, bestes Beispiel ist die Hexe des Niemandslandes, ohne jetzt zuviel zu verraten. Kernaussagen des Films bleiben aber unumstritten die Sinnlosigkeit von Kriegen und der Liebe als einzige, alle Zauberkraft übersteigende Macht.
Ich will nicht ewig lange rumlabern, der Film ist für mich ein wunderschönes Meisterwerk mit doppeltem Boden, tollen Charakteren, traumhaften Zeichnungen und einfach einem magischen Erlebnis. Allerdings, der Film könnte nicht jedem gefallen... leider...
Endgültige Bewertung: Volle 5 Sterne mit Glitzereffekt für den Film selbst, für die Blu-Ray würde ich einen halben Stern abziehen.