Sternstunde der Improvisation
Die 70er Jahre waren das Jahrzehnt der improvisierten Duos und so trafen sich zwei ganz Große des europäischen Jazz zu einer SWR-Session, um sich in vier spontanen Stücken mit Posaune und Geige zu unterhalten. Es sind ihnen in der Tat großartige Dialoge geglückt, die nach langer Zeit endlich auf einer CD erschienen sind. Albert Mangelsdorff und Zbigniew Seifert tummeln sich im freien Spiel, das allerdings immer wieder auf tonale, motivische und thematische Gedanken zurückgeführt wird. Wilde Ausbrüche und Ausflüge in Geräusche sind nicht ihr Ding. Stattdessen rockt und swingt es ohne formale Vorgaben, gerade wie es so kommt. Mangelsdorff begleitet mit seiner ausgefeilten mehrstimmigen Technik oder übernimmt die Führung, genauso macht es "Zbiggy", der ebenfalls häufig auf Zweistimmigkeit zurückgreift. Dazwischen immer wieder aufregende Soloausflüge. Was für ein klasse Duo ! Seifert war in den 70ern vor allem in Deutschland ein gefragter Instrumentalist. Mit Joachim Kühn oder Philip Catherine spielte er zu Zweit. Spiritualität und Leidenschaft markierten seinen Geigenton. Ein Jammer, dass er 1979 so früh verstarb. Die CD wird von Catherines "Angel Wings" ergänzt, auf dem 73er New Jazz Meeting live in Baden Baden enstanden. Hier suchte sich Seifert Topmusiker wie Jasper van't Hof, Philip Chatherine oder Peter Trunk aus. Letzterer starb wenige Wochen danach. Die Studiofassung wäre auch hörenswert gewesen und hätte die CD pickevoll gemacht. Aber es gibt nichts zu meckern. Der Sound ist exzellent und rundet die SWR-Produktion ab. Volle Bewertung !