Neue Ufer
Also wenn ich mir die Rezensionen hier so anschaue kann man leicht mit dem falschen Dampfer ablegen.
Vieles deutet darauf hin, als läge ein Mastering-, Press- oder Produktionsfehler vor.
Die Wahrheit ist, Lady Blackbird hat sich stilistisch zu neuen Ufern aufgemacht.
Wer den jazzigen, wohlig-warmen, dunkel timbrierten Sound vom Debut erwartet, wird mit einer grelleren, bunteren, souligeren und auch psychedelischen Welt konfrontiert. Das ist kein Kammerjazz, sondern exzessiv instrumentiert und daher eine klangtechnisch komplett andere Welt.
Das ist anstrengender, fordernder und ja, auch weniger dynamisch um alle Register unterzubringen.
Das ginge klangtechnisch sicher auch etwas runder und weniger schroff.
Meine Vinylversion entspricht ziemlich 1:1 den verfügbaren Digitalisaten. Ein technischer Fehler der Vinylversion liegt also sicher nicht vor.
Mir gefällt das Gesamtwerk trotz des andersartigen Sounds hervorragend. Keine Ausfälle bei den Songs. Das ist bei aller Vielfalt schon in sich geschlossen und ein Album mit durchgehendem Vibe und Charakter.
Im Geiste höre ich hier sehr viel früh- und mittsiebziger Soul mit streckenweise sehr psychedelischem Mantel. Viele bemühen hier Adele als Vergleich. Deren Kosmos gehört nicht so zu meiner Welt, und ich würde das nicht unterschreiben.
Auf jeden Fall hat die gute Lady hier den mutigen Ansatz gewählt und richtet sich nicht in der lauschigen Vocal-Jazz Ecke ein. Das Erstlingswerk wäre in dieser Hinsicht auch kaum zu toppen.
Bitte seid offen, hört rein und gebt dem Album eine Chance. Ich bin jetzt 3 x durch und denke es hat auch Growerqualitäten. Man muss sich nur von einer festen Erwartungshaltung lösen.