Wendell Harrison: Birth Of A Fossil auf LP

Wendell Harrison wurde 1942 in Detroit geboren, wo er eine formale Jazz-Ausbildung für Klavier, Klarinette und Tenorsaxophon begann. Mit 14 Jahren, noch während er die High School besuchte, begann Harrison mit professionellen Auftritten und Aufnahmen mit Künstlern wie Marvin Gaye, Grant Green, Sun Ra, Hank Crawford und vielen anderen. 1971 begann Harrison, Musik bei Metro Arts (einem Multi-Kunst-Komplex für Jugendliche) zu unterrichten, wo er auch Marcus Belgrave, Harold McKinney und Phil Ranelin kennenlernte, die kurz darauf das (inzwischen legendäre) afrozentrische Plattenlabel und Künstlerkollektiv »Tribe« gründeten.
»Tribe« nutzte den Metro Arts-Komplex als Vehikel, um ein wachsendes schwarzes politisches Bewusstsein zu vermitteln.

Wendell Harrison gab auch das sehr populäre »Tribe«-Magazin heraus, eine Publikation, die sich lokalen und nationalen sozialen und politischen Themen widmete und auch künstlerische Beiträge wie Poesie und visuelle Werke enthielt. 1978 waren Harrison und McKinney Mitbegründer von »Rebirth«, einer gemeinnützigen Organisation für Jazz-Performance und -Vermittlung, an der sich viele namhafte Jazz-Künstler beteiligten.

Etwa zur gleichen Zeit gründete Wendell Harrison auch das Plattenlabel und den Verlag »Wenha«, der viele seiner (inzwischen klassischen) Aufnahmen sowie die anderer Künstler wie Phil Ranelin, Doug Hammond und Reggie Fields (The Real ShooBeeDoo) veröffentlichte. Anfang der 1990er Jahre wurde Wendell Harrison von Arts Midwest mit dem Titel »Jazz Master« ausgezeichnet. Diese Auszeichnung führte dazu, dass Harrison mit anderen Geehrten zusammenarbeitete und man ihm die Möglichkeit gab, durch die Vereinigten Staaten, den Nahen Osten und Afrika zu touren. Auch heute noch haben Wendell Harrisons Aufnahmen für die Labels »Tribe«, »Wenha« und »Rebirth« eine große weltweite Fangemeinde.

Auf »Rebirth« veröffentlichte Harrison das Werk »Birth Of A Fossil« (1985), das wir Ihnen heute mit Stolz vorstellen. »Birth Of A Fossil« ist ein Monster von Album mit einer All-Star-Besetzung, die Dennis Rowland (Count Basie) am Gesang, Duke Billingslea (Martha Reeves) an der Bassgitarre, Pamela Wise (Tribe) an den Keyboards und Lorenzo Brown (Marcus Belgrave, Strata Records, Dennis Coffey) an den Percussions umfasst.

Auf diesem fantastisch klingenden Album (das vom Maestro selbst produziert wurde) wird der Hörer eingeladen, eine Synthese aus dem, was war, und dem, was jetzt ist, zu erleben. Die Platte zeigt Wendells charakteristisches Können auf Saxophon, Flöte und Klarinette und obwohl sich die 80er Jahre mit einem sanfteren Fusion-Sound, mehr Synthesizern und R & B-Gesang einschleichen, bleibt dies eine sehr spirituelle (und gefühlvolle) Jazzplatte.

Von der ersten bis zur letzten Note erhält man eine unwiderstehliche Mischung aus Soul-Jazz in Kombination mit funkiger elektrischer Instrumentierung und einem groovigen Sound, der seiner Zeit sehr ähnlich ist, aber dennoch zeitlos und heute noch genauso relevant wie damals, als er erstmals veröffentlicht wurde.