Mithin ist es der Band gelungen, die Elemente Folk und Jazz perfekt miteinander zu verschmelzen...
Ingi Bjarni Skúlason, “pianist and composer”, verrät uns die Webseite des isländischen Musikers. Die Besetzung seiner Platte "Tenging" ist international, der Trompeter und Schlagzeuger sind Norweger, die Gitarristin stammt aus Estland und der Bassist ist schwedischer Nationalität, insofern eine recht nordische Angelegenheit.
Musikalische Wegbereiter und Wegweiser waren für den Pianisten die Kollegen Keith Jarrett und Herbie Hancock, doch ausgeprägter ist die Ausgestaltung durch die Musik nordischer Folklore, allenfalls gibt es gelegentliche Assoziationen zu den Werken, die Jarrett zusammen mit Jan Garbarek zusammen einspielte. Ansonsten ist der Sound voller lyrischer Momente, mitunter kühl, Weite ausstrahlend und gefüllt mit Melancholie.
Grundsätzlich, gleich am ersten Song festzumachen, ist diese Musik sehr stark vergleichbar, was sich auf dem Label ECM mittlerweile angesammelt hat, diese Stimmung ist typisch, von den Melodien über die Arrangements hin zur rhythmischen Ausgestaltung. Innerhalb liedhafter Strukturen finden die Solisten Raum für individuelle Solodarbietungen,
Doch ganz so farblos und fast schwarz-weiß wie auf dem Plattencover ist der Höreindruck mitnichten, denn so manche Farbe schimmert durch, jedoch dann tatsächlich an nordischer Atmosphäre orientiert. Schwedische Sommerhäuser wird es nicht zu sehen geben, dafür aber die Weite grüner Wälder, die blaue Farbe von Himmel und Seen darunter.
"Tenging", isländisch, soll übersetzt bedeuten so etwas wie Verbindung. Und das ist zu 100 % zutreffend, eine traumwandlerische Verbindung der fünf Musiker untereinander, ohne dass jemand, auch nicht der Bandleader, permanent hervorstechen würde durch ein Vorwärtsdrängen. Dieser Sound atmet Gemeinsamkeit, Gemeinsinn, er ist dermaßen dicht inszeniert, ständig im Fluss, dabei Freiheit ausstrahlend, Weite und Intuition.
Von den drei Solisten möchte ich niemanden besonders hervorheben, sowohl Piano, Gitarre und Trompete sind gleichermaßen integriert mit ihren Solobeiträgen, alle Drei strahlen die gleiche Art von Ruhe und Gelassenheit und Virtuosität, in gemäßigtem Ausdruck, aus. Es ist eine Wohltat, den jeweiligen Soli zuzuhören. Mithin ist es der Band gelungen, die Elemente Folk und Jazz perfekt miteinander zu verschmelzen, darauf weist insbesondere auch der letzte Song hin, denn “Ekki þjóðlag, ekki jazz“ „ bedeutet ganz einfach “Not a folk song, not jazz“ und bringt die vorliegende Synthese auf den Punkt.