Daniel García Diego: Wonderland
Wonderland
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Es tut sich etwas in der spanischen Jazz-Szene. Blieb man in Madrid, Barcelona und Sevilla lange eher unter sich, erlangte in den letzten Jahren eine ganze Generation aktueller spanischer Jazzmusiker internationales Renommee und das in einem Maße, dass man durchaus von einer Bewegung sprechen kann.
Elementarer Teil dieser Bewegung: Der 1983 in Salamancha geborene Pianist Daniel García, der sich in den letzten zehn Jahren mit seinem Trio einen Namen als einer der wichtigsten Vertreter des Jazz seines Heimatlands erspielt hat – auf über 300 Konzerten quer durch Europa und bis nach Japan. Die Besetzung der Band steht für eine weitere Besonderheit der spanischen Szene: Viele Musiker aus Kuba fan-den hier aufgrund der gemeinsamen Sprache eine zweite Heimat – und brachten ihre hervorragende musikalische Ausbildung und ihre Einflüsse mit. So auch Bassist Reinier »El Negron« und Schlagzeuger Michael Olivera die die ebenso tight, wie sensibel agierende Rhythmusgruppe des Daniel García Trios bilden.
»Wonderland« ist das dritte Album des Daniel García Trios auf ACT. Waren die Vorgängeralben »Travesuras« (2019) und »Vía de la Plata« (2021) noch von deutlichen Einflüssen aus Flamenco und traditioneller spanischer Musik geprägt, hat sich García nun davon emanzipiert. Die Flamenco-Anleihen auf »Wonderland« sind subtiler und stehen neben einer ganzen Palette von Inspirationen aus Modern Jazz, Klassik, Pop und Einflüssen aus der Karibik und dem mittleren Osten. Zugleich symbolisiert »Wonderland« eine innere Suche: Daniel García zitiert in den Liner Notes des Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung: »Wer nach außen schaut, träumt, wer nach innen schaut, erwacht.» García lädt seine Zuhörer, die eigenen Ge-fühle und Gedanken zu erforschen – in »eine intime Welt aus Träumen und Ängsten, Illusionen und Hoffnungen, die unser Selbst formt und uns hilft, unsere Umgebung zu verstehen«.
In den zwölf Songs des Albums durchschreitet Daniel García verschiedene innere Räume und kreiert aus diesen eine zusammenhängende Erzählung. Mit dem kraftvollen »Gates To The Lands Of Wonders« betreten wir die Gefühlslandschaft. Es folgt der Titelsong, in dem als Gast der israelische Gitarrist Gilad Hekselman unisono mit dem Bandleader die sonnige Melodie spielt. »Ich liebe seinen Sound und seine Kompositionen«, so García. »So eine kreative Kraft! Ich mag Gitarristen, die auf solch menschliche Weise durch ihr Instrument sprechen«. Das sanfte »Mi Bolita«, das García seinem neugeborenen Neffen widmet und das verspielt-energische »Witness the Smile« mit seiner Ohrwurm-tauglichen Melodie zeigen die kubanischen Einflüsse des Pianisten auf - und natürlich auch den seiner Mitstreiter Reinier »El Negron« und Michael Olivera. »Sie sind meine Brüder«, schwärmt García. »Wenn ich mir von allen auf der Welt zwei Musiker aussuchen dürfte, ich würde trotzdem die beiden wählen! Wir sind eine Einheit.«
»Es fällt mir schwer, meine Musik zu kategorisieren«, sagt García. »Es fühlt sich an, als würde man versuchen, das Meer in eine zu Kiste sperren– sie läuft nur über! Ich liebe Klassik, ich liebe Musik aus dem Mittleren Osten, ich liebe Rock, ich liebe Singer/Songwriter! Inspiration kann von überall kommen. Das Intro von »The Gathering« wurde beispielsweise durch eine Melodie inspiriert, die ich auf den Straßen von Salamanca gehört habe.« Zwei bemerkenswerte Stimmen runden das Album ab, die madrilenische Sängerin Verónica Ferreiro und die katalanische, in New York ansässige Sängerin Lau Noah. In »You and Me« singt sie: »Take my hands/Now, come and dance/Time to forget the wounds/All the scars, the pain». Eine Einladung, den Schmerz im Tanz zu vergessen – und für Daniel eine Art, die Welt zu verbessern, wenn auch nur für einen Moment. Er sagt »Um uns herum passieren so viele Tragödien. Wir können wenig tun, außer an uns selbst zu glauben und gut zu anderen sein.« Das die Kraft der Musik die Welt verbessert mag utopisch klingen. Aber man nimmt dem eher leisen, immer lächelnden, warmherzigen Daniel García den Glauben daran ab. Und es lohnt sich, ihn auf dem Weg durch sein »Wunderland« zu begleiten.
Ich glaube, dass es nur eine Person gibt, die dich wirklich und zutiefst kennen kann, und das bist du selbst... auch wenn das unweigerlich nicht immer der Fall ist... In den riesigen, rätselhaften Weiten unserer inneren Welt liegt ein Ort, den wir oft übersehen - ein Zufluchtsort, der vom Chaos des Alltags unberührt ist, wo sich Träume und Ängste in einem zarten Tanz vermischen. Dies ist der Bereich, der unser wahres Selbst formt, ein Ort, den ich Wunderland nenne. In diesem geheimen Zufluchtsort befinden sich unsere tiefsten Illusionen und leidenschaftlichsten Hoffnungen, die uns den Weg durch das Labyrinth des Lebens weisen.
Das Album »Wonderland« ist eine Einladung, diese innere Landschaft zu erkunden. Jeder Titel auf »Wonderland« ist ein Portal, eine Einladung, in verschiedene Facetten der menschlichen Natur zu blicken. Mit diesem Album möchte ich einen Blick auf unser Inneres werfen, das ich als persönlich und universell zugleich betrachte. Ich möchte die komplexen Emotionen und Erfahrungen widerspiegeln, die unser inneres Leben bestimmen; es ist eine Herausforderung, sich unseren tiefsten Ängsten zu stellen, unsere Träume zu pflegen, unsere Illusionen zu hinterfragen und letztlich an der Hoffnung festzuhalten. Bei diesem Album geht es nicht nur um die Musik. Es ermutigt die Hörer, die verschiedenen Aspekte ihrer inneren Welten anzunehmen. Ich lade Sie ein, beim Hören in Ihre eigene innere Landschaft einzutauchen und die Schönheit und Tiefe Ihres Herzens zu entdecken.
Diese Reise erinnert uns daran, dass in jedem von uns ein privater Zufluchtsort - ein Wunderland - existiert, in dem wir Trost, Klarheit und ein erneuertes Gefühl von Ziel und Verständnis finden können. Auf diese Weise spricht »Wonderland« die universelle menschliche Erfahrung an, ausgehend von der Bescheidenheit einer Handvoll musikalischer Kompositionen, die einen Raum bieten, um nach den verborgenen Teilen von uns selbst zu suchen und dadurch vielleicht jedem dieser Lieder einen individuellen Sinn zu geben. Ich hoffe, dass ich Sie mit diesem Album auf dieser persönlichen Reise begleiten kann, während wir die Wunder erforschen, die in uns allen liegen.
- Daniel García
Elementarer Teil dieser Bewegung: Der 1983 in Salamancha geborene Pianist Daniel García, der sich in den letzten zehn Jahren mit seinem Trio einen Namen als einer der wichtigsten Vertreter des Jazz seines Heimatlands erspielt hat – auf über 300 Konzerten quer durch Europa und bis nach Japan. Die Besetzung der Band steht für eine weitere Besonderheit der spanischen Szene: Viele Musiker aus Kuba fan-den hier aufgrund der gemeinsamen Sprache eine zweite Heimat – und brachten ihre hervorragende musikalische Ausbildung und ihre Einflüsse mit. So auch Bassist Reinier »El Negron« und Schlagzeuger Michael Olivera die die ebenso tight, wie sensibel agierende Rhythmusgruppe des Daniel García Trios bilden.
»Wonderland« ist das dritte Album des Daniel García Trios auf ACT. Waren die Vorgängeralben »Travesuras« (2019) und »Vía de la Plata« (2021) noch von deutlichen Einflüssen aus Flamenco und traditioneller spanischer Musik geprägt, hat sich García nun davon emanzipiert. Die Flamenco-Anleihen auf »Wonderland« sind subtiler und stehen neben einer ganzen Palette von Inspirationen aus Modern Jazz, Klassik, Pop und Einflüssen aus der Karibik und dem mittleren Osten. Zugleich symbolisiert »Wonderland« eine innere Suche: Daniel García zitiert in den Liner Notes des Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung: »Wer nach außen schaut, träumt, wer nach innen schaut, erwacht.» García lädt seine Zuhörer, die eigenen Ge-fühle und Gedanken zu erforschen – in »eine intime Welt aus Träumen und Ängsten, Illusionen und Hoffnungen, die unser Selbst formt und uns hilft, unsere Umgebung zu verstehen«.
In den zwölf Songs des Albums durchschreitet Daniel García verschiedene innere Räume und kreiert aus diesen eine zusammenhängende Erzählung. Mit dem kraftvollen »Gates To The Lands Of Wonders« betreten wir die Gefühlslandschaft. Es folgt der Titelsong, in dem als Gast der israelische Gitarrist Gilad Hekselman unisono mit dem Bandleader die sonnige Melodie spielt. »Ich liebe seinen Sound und seine Kompositionen«, so García. »So eine kreative Kraft! Ich mag Gitarristen, die auf solch menschliche Weise durch ihr Instrument sprechen«. Das sanfte »Mi Bolita«, das García seinem neugeborenen Neffen widmet und das verspielt-energische »Witness the Smile« mit seiner Ohrwurm-tauglichen Melodie zeigen die kubanischen Einflüsse des Pianisten auf - und natürlich auch den seiner Mitstreiter Reinier »El Negron« und Michael Olivera. »Sie sind meine Brüder«, schwärmt García. »Wenn ich mir von allen auf der Welt zwei Musiker aussuchen dürfte, ich würde trotzdem die beiden wählen! Wir sind eine Einheit.«
»Es fällt mir schwer, meine Musik zu kategorisieren«, sagt García. »Es fühlt sich an, als würde man versuchen, das Meer in eine zu Kiste sperren– sie läuft nur über! Ich liebe Klassik, ich liebe Musik aus dem Mittleren Osten, ich liebe Rock, ich liebe Singer/Songwriter! Inspiration kann von überall kommen. Das Intro von »The Gathering« wurde beispielsweise durch eine Melodie inspiriert, die ich auf den Straßen von Salamanca gehört habe.« Zwei bemerkenswerte Stimmen runden das Album ab, die madrilenische Sängerin Verónica Ferreiro und die katalanische, in New York ansässige Sängerin Lau Noah. In »You and Me« singt sie: »Take my hands/Now, come and dance/Time to forget the wounds/All the scars, the pain». Eine Einladung, den Schmerz im Tanz zu vergessen – und für Daniel eine Art, die Welt zu verbessern, wenn auch nur für einen Moment. Er sagt »Um uns herum passieren so viele Tragödien. Wir können wenig tun, außer an uns selbst zu glauben und gut zu anderen sein.« Das die Kraft der Musik die Welt verbessert mag utopisch klingen. Aber man nimmt dem eher leisen, immer lächelnden, warmherzigen Daniel García den Glauben daran ab. Und es lohnt sich, ihn auf dem Weg durch sein »Wunderland« zu begleiten.
Ich glaube, dass es nur eine Person gibt, die dich wirklich und zutiefst kennen kann, und das bist du selbst... auch wenn das unweigerlich nicht immer der Fall ist... In den riesigen, rätselhaften Weiten unserer inneren Welt liegt ein Ort, den wir oft übersehen - ein Zufluchtsort, der vom Chaos des Alltags unberührt ist, wo sich Träume und Ängste in einem zarten Tanz vermischen. Dies ist der Bereich, der unser wahres Selbst formt, ein Ort, den ich Wunderland nenne. In diesem geheimen Zufluchtsort befinden sich unsere tiefsten Illusionen und leidenschaftlichsten Hoffnungen, die uns den Weg durch das Labyrinth des Lebens weisen.
Das Album »Wonderland« ist eine Einladung, diese innere Landschaft zu erkunden. Jeder Titel auf »Wonderland« ist ein Portal, eine Einladung, in verschiedene Facetten der menschlichen Natur zu blicken. Mit diesem Album möchte ich einen Blick auf unser Inneres werfen, das ich als persönlich und universell zugleich betrachte. Ich möchte die komplexen Emotionen und Erfahrungen widerspiegeln, die unser inneres Leben bestimmen; es ist eine Herausforderung, sich unseren tiefsten Ängsten zu stellen, unsere Träume zu pflegen, unsere Illusionen zu hinterfragen und letztlich an der Hoffnung festzuhalten. Bei diesem Album geht es nicht nur um die Musik. Es ermutigt die Hörer, die verschiedenen Aspekte ihrer inneren Welten anzunehmen. Ich lade Sie ein, beim Hören in Ihre eigene innere Landschaft einzutauchen und die Schönheit und Tiefe Ihres Herzens zu entdecken.
Diese Reise erinnert uns daran, dass in jedem von uns ein privater Zufluchtsort - ein Wunderland - existiert, in dem wir Trost, Klarheit und ein erneuertes Gefühl von Ziel und Verständnis finden können. Auf diese Weise spricht »Wonderland« die universelle menschliche Erfahrung an, ausgehend von der Bescheidenheit einer Handvoll musikalischer Kompositionen, die einen Raum bieten, um nach den verborgenen Teilen von uns selbst zu suchen und dadurch vielleicht jedem dieser Lieder einen individuellen Sinn zu geben. Ich hoffe, dass ich Sie mit diesem Album auf dieser persönlichen Reise begleiten kann, während wir die Wunder erforschen, die in uns allen liegen.
- Daniel García
Rezensionen
»Das alles hat Ohrwurmqualität, und so entsteht hier ein echtes ›Wonderland‹ der Töne.« (STEREO, Oktober 2024)- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Paz
- 2 Gates to the Land of Wonders
- 3 Wonderland
- 4 The Gathering
- 5 Mi Bolita
- 6 Resistance Song
- 7 You and Me
- 8 Tears of Joy
- 9 Witness the Smile
- 10 A Little Immensity
- 11 La Tarara
- 12 The Path of Life
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