Anouar Brahem: Souvenance
Anouar Brahem gedenkt auf »Souvenance« dem arabischen Frühling, der in Brahems Heimat Tunesien seinen Ursprung hatte. Umbruch und Veränderungen hatten selbstverständlich auch Auswirkungen auf das Leben des Musikers. Die Ereignisse haben ihn geprägt.
Im Rückblick auf das, was sich geändert hat und was ihn verändert hat, schrieb Anouar Brahem »Souvenance«. Das klingt nicht nur poetisch und elegant wie gewohnt, sondern bisweilen verstörend und getrieben. In der Kunstform dieser Musik ist die Revolution nachzuvollziehen: Schmerz, Leid, Veränderung, Versöhnung. Wir erhalten Einblick in die Seele des Musikers.
»Souvenance«: Ein vielschichtiges Album. Reflektiert und zugänglich, aufwühlend und elegant.
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
Mit »Souvenance« veröffentlicht Anouar Brahem nach fünf Jahren ein neues Album als Doppel-CD. Die CDs wurden im Sommer 2014 in Lugano mit seinem bewährten Quartett, François Couturier am Klavier, Klaus Gesing an der Bassklarinette und Björn Meyer am Kontrabass, sowie den Streichern des Orchestra Della Svizzera Italiana eingespielt. Zuvor hatte Brahem »Souvenance« live im römischen Theater von Karthago uraufgeführt. Diese Premiere war doppelt ungewöhnlich, weil er selten in Tunesien spielt und noch seltener vor so großem Publikum.
Anouar Brahem hatte bereits mit der Komposition eines neuen Albums begonnen, als die politischen Veränderungen und gesellschaftlichen Umwälzungen des arabischen Frühlings seine Heimat Tunesien erfassten. Die Ereignisse haben ihn geprägt – das Album wurde ein anderes: »Souvenance«. Der Albumtitel bedeutet auf Deutsch Erinnerung. Die musikalische Erinnerung an die jüngste Vergangenheit, an der uns Anouar Brahem hier teilhaben lässt, klingt zunächst wie die gewohnt eleganten, ›orientalisch‹ klingenden Melodien, die wir schon von vorherigen Alben kennen.
Doch die Verbindung von Orient und Okzident, die für Brahems Alben prägend sind, erfährt in einigen Stücken von »Souvenance« auch eine weniger harmonische, weniger sanfte Interpretation. Anhand der Brüche und Kontraste zwischen den einzelnen Kompositionen lässt sich nachvollziehen, wie der äußere Konflikt die Musik Anouar Brahems beeinflusst hat. Das Cover-Artwork unterstreicht optisch, dass Kunst nicht beschönigen muss, denn Revolution bedeutet Straßenkämpfe, Bürgerkrieg, Tod. Die Streicher, die Anouar Brahem für »Souvenance« zum Ensemble hinzunimmt, stehen sinnbildlich für die Tatsache, dass die Auswirkungen einer Revolution nicht nur schwarz oder weiß sind, sondern wahrhaftig vielstimmig erzählt werden müssen.
Insgesamt zeichnet die neue Doppel-CD »Souvenance« von Anouar Brahem ein stilvolles, vielschichtiges und poetisches Spiegelbild ausgewählter Momentaufnahmen eines großen Umbruchs.
Rezensionen
»Vieles blitzt hier oft nur kurz auf, bleibt aber als Subtext bestehen und gibt der äußerlich entwicklungsarmen Musik einen innendynamischen Spannungsgehalt, der das Hören zum Abenteuer macht.« (Fono Forum, Januar 2015)
»... ›Souvenance‹ ein Meisterstück. Denn selten zuvor hat Anouar Brahem auch nur annähernd so gut geklungen und so formvollendet musiziert.« (Audio, Januar 2015)
»Die äußerlich entwicklungsarme Musik hat einen innendynamischen Spannungsgehalt, der das Hören zum Abenteuer macht.« (Stereo, Februar 2015)
»Filigran changieren Melodien und Klänge, manchmal fließen die Melodien nahezu gleichmäßig von einem Instrument in das andere über, wirken ineinander verschlungen.« (Jazzthing, Februar / März 2015)
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 2 (CD)
- 1 Improbable Day
- 2 Ashen Sky
- 3 Deliverance
- 4 Souvenance
- 5 Tunis At Dawn
- 6 Youssef's Song
Disk 2 von 2 (CD)
- 1 January
- 2 Like A Dream
- 3 On The Road
- 4 Kasserine
- 5 Nouvelle Vague