Chris Beier: Piano Works VIII: Aeolian Green
Piano Works VIII: Aeolian Green
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: ACT, 2007
- Erscheinungstermin: 27.3.2008
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* Digipack
Wer glaubt, schon alles gehört zu haben, was der Jazz und seine angrenzenden Gebiete hergeben, der sollte sich nur die ersten Takte des Titeltracks von Chris Beiers Aeolian Green anhören, und ihm wird wahrhaft „unerhörte“ Musik begegnen. Jeder Ton ist hier in der Kirchentonart äolisch, dem „natürlichen Moll“ gehalten - alles andere als eine im Blues und Jazz gebräuchliche Tonart. Trotzdem entwickelt sich eine bluesartige Impression, deren verblüffender Kraft und Stringenz man sich nicht entziehen kann. Fast wie eine Gnossienne von Erik Satie wiederum klingt „Aigues-Mortes“, freilich um den improvisatorischen Ansatz des Jazz erweitert.
Schon seit den frühen Achtziger Jahren, als er als Sideman mit Größen wie Albert Mangelsdorff, Aladar Pege, Bill Elgart, Jörg Widmoser oder John Etheridge, als feste Größe in den Ensembles von Leszek Zadlo und verstärkt mit eigenen Formationen wie „Space“ (mit Zadlo und dem Bassisten Rainer Glas) arbeitete, hat Beier einen ureigenen Stil entwickelt: Eine betont europäische Musik, in dem das amerikanische Jazz-Idiom mit der klassischen Moderne verschmilzt. McCoy Tyner ist da ein ebenso entscheidender Einfluss wie Debussy, Ravel oder Bartok. Dementsprechend spielt die im Jazz meist dominierende Rhythmik eine eher untergeordnete Rolle: Beier ist ein Harmoniker.
Kein Wunder also, dass er mit der Suite „Angel Memory“ nach Motiven von Alban Bergs Violinkonzert, mit dem Saxophonkonzert „Ratisbona“ für symphonisches Orchester und den zweistündigen Suiten „Ragas & Sagas“ sowie „Winds of Akasha“ für das 17-köpfige Overtone Orchestra narrative Werke schrieb, die man rein formal und wegen ihrer Opulenz eher der Klassik als dem Jazz zuordnen möchte. Außerdem glänzte Beier bei den weithin beachteten Produktionen des Staatstheaters Nürnberg von 1997 bis 2001 als deren musikalischer Leiter. Angesichts dieses vielfältigen Fundaments wird auch erklärlich, welch wichtiger Lehrer Chris Beier wurde.
Seit 1987 leitete Beier den Fachbereich Jazz an der Musikhochschule Würzburg. Gleich mehrere seiner eigenen Schüler sind heute nicht mehr aus der Jazzszene wegzudenken: Bernhard Pichl, Michael Flügel, Peter Fulda und - allen voran - Michael Wollny. „Er war der beste Student, den ich je hatte“, erzählt Beier, „bei ihm kam alles zusammen. Ich unterrichtete ihn schon, seit er 15 Jahre alt war. Als er dann mit 20 das Vollstudium aufnahm, hatte er schon fünf Jahre bei mir im Kreuz.“ Wer die bahnbrechenden CDs des ACT-Künstlers Michael Wollny, dem schon jetzt wohl wichtigsten deutschen Jazzpianisten, genau anhört, der kann darin Beiers Schule und Credo wiederfinden: Die kompromisslose Konzentration auf den eigenen Ton und die Verschränkung der europäischen Musikgeschichte mit dem Jazz.
Beier selbst war damit seiner Zeit - in der die Jazzpolizei mit ihrer indifferenten Bevorzugung amerikanischer Interpreten regierte – voraus, bislang fuhren nur seine Schüler die Ernte ein. Mit Aeolian Green tritt er nun selbst spät, aber umso eindrucksvoller ins Rampenlicht. Zumal Beier, wie er selbst meint, erst mit diesem Soloprojekt ganz zu sich selbst gekommen ist. Dabei spielt ein tragischer Einschnitt in seine Karriere eine wichtige Rolle. Seit 2001 leidet Beier an „fokaler Dystonie“, einer neuronalen Bewegungsstörung, die normalerweise die Halsregion oder die Augenlider betrifft, aber sehr selten eben auch die Finger von Pianisten. Die als feinmotorisches Gedächtnis wirkenden Synapsen im Gehirn geraten hier gewissermaßen aneinander, und es kommt zu einer Art Kurzschluss: Ohne Vorwarnung und in nicht vorherzusagenden Abständen verkrampfen oder erschlaffen die Finger, fehlerfreies Spielen wird dann unmöglich. Beier musste sich deshalb vom Konzertbetrieb verabschieden. „Es ist ein Fluch, aber auch ein Segen“, sagt Beier, „denn so musste ich mich ganz auf die Töne konzentrieren, die ich wirklich meine. So kamen diese Aufnahmen zustande.“
Tonmeister Michael Hanf setzte das in der Würzburger Musikhochschule professionell aufgenommene Material perfekt zusammen. Zwar dachte Chris Beier von vorneherein an eine Veröffentlichung, ebenso sehr diente Aeolian Green aber auch seinem Hausgebrauch: „Ich bin inzwischen ein bisschen autistisch und will nur noch die nach meiner Vorstellung ideale Musik hören. Da ich sie sonst nirgendwo finden konnte, habe ich sie selbst eingespielt. Ich freue mich wohl selbst am meisten, wenn ich meine CD höre.“ Wenn nicht Michael Wollny ohne Beiers Wissen eine Kopie dem ACT-Chef Siggi Loch zum Geburtstag geschenkt hätte - die Welt hätte womöglich nicht so schnell von dieser einzigartigen Musik erfahren, die ruhig, aber energetisch fließt und dabei stets neue Farben und Harmonien erfindet.
Schon seit den frühen Achtziger Jahren, als er als Sideman mit Größen wie Albert Mangelsdorff, Aladar Pege, Bill Elgart, Jörg Widmoser oder John Etheridge, als feste Größe in den Ensembles von Leszek Zadlo und verstärkt mit eigenen Formationen wie „Space“ (mit Zadlo und dem Bassisten Rainer Glas) arbeitete, hat Beier einen ureigenen Stil entwickelt: Eine betont europäische Musik, in dem das amerikanische Jazz-Idiom mit der klassischen Moderne verschmilzt. McCoy Tyner ist da ein ebenso entscheidender Einfluss wie Debussy, Ravel oder Bartok. Dementsprechend spielt die im Jazz meist dominierende Rhythmik eine eher untergeordnete Rolle: Beier ist ein Harmoniker.
Kein Wunder also, dass er mit der Suite „Angel Memory“ nach Motiven von Alban Bergs Violinkonzert, mit dem Saxophonkonzert „Ratisbona“ für symphonisches Orchester und den zweistündigen Suiten „Ragas & Sagas“ sowie „Winds of Akasha“ für das 17-köpfige Overtone Orchestra narrative Werke schrieb, die man rein formal und wegen ihrer Opulenz eher der Klassik als dem Jazz zuordnen möchte. Außerdem glänzte Beier bei den weithin beachteten Produktionen des Staatstheaters Nürnberg von 1997 bis 2001 als deren musikalischer Leiter. Angesichts dieses vielfältigen Fundaments wird auch erklärlich, welch wichtiger Lehrer Chris Beier wurde.
Seit 1987 leitete Beier den Fachbereich Jazz an der Musikhochschule Würzburg. Gleich mehrere seiner eigenen Schüler sind heute nicht mehr aus der Jazzszene wegzudenken: Bernhard Pichl, Michael Flügel, Peter Fulda und - allen voran - Michael Wollny. „Er war der beste Student, den ich je hatte“, erzählt Beier, „bei ihm kam alles zusammen. Ich unterrichtete ihn schon, seit er 15 Jahre alt war. Als er dann mit 20 das Vollstudium aufnahm, hatte er schon fünf Jahre bei mir im Kreuz.“ Wer die bahnbrechenden CDs des ACT-Künstlers Michael Wollny, dem schon jetzt wohl wichtigsten deutschen Jazzpianisten, genau anhört, der kann darin Beiers Schule und Credo wiederfinden: Die kompromisslose Konzentration auf den eigenen Ton und die Verschränkung der europäischen Musikgeschichte mit dem Jazz.
Beier selbst war damit seiner Zeit - in der die Jazzpolizei mit ihrer indifferenten Bevorzugung amerikanischer Interpreten regierte – voraus, bislang fuhren nur seine Schüler die Ernte ein. Mit Aeolian Green tritt er nun selbst spät, aber umso eindrucksvoller ins Rampenlicht. Zumal Beier, wie er selbst meint, erst mit diesem Soloprojekt ganz zu sich selbst gekommen ist. Dabei spielt ein tragischer Einschnitt in seine Karriere eine wichtige Rolle. Seit 2001 leidet Beier an „fokaler Dystonie“, einer neuronalen Bewegungsstörung, die normalerweise die Halsregion oder die Augenlider betrifft, aber sehr selten eben auch die Finger von Pianisten. Die als feinmotorisches Gedächtnis wirkenden Synapsen im Gehirn geraten hier gewissermaßen aneinander, und es kommt zu einer Art Kurzschluss: Ohne Vorwarnung und in nicht vorherzusagenden Abständen verkrampfen oder erschlaffen die Finger, fehlerfreies Spielen wird dann unmöglich. Beier musste sich deshalb vom Konzertbetrieb verabschieden. „Es ist ein Fluch, aber auch ein Segen“, sagt Beier, „denn so musste ich mich ganz auf die Töne konzentrieren, die ich wirklich meine. So kamen diese Aufnahmen zustande.“
Tonmeister Michael Hanf setzte das in der Würzburger Musikhochschule professionell aufgenommene Material perfekt zusammen. Zwar dachte Chris Beier von vorneherein an eine Veröffentlichung, ebenso sehr diente Aeolian Green aber auch seinem Hausgebrauch: „Ich bin inzwischen ein bisschen autistisch und will nur noch die nach meiner Vorstellung ideale Musik hören. Da ich sie sonst nirgendwo finden konnte, habe ich sie selbst eingespielt. Ich freue mich wohl selbst am meisten, wenn ich meine CD höre.“ Wenn nicht Michael Wollny ohne Beiers Wissen eine Kopie dem ACT-Chef Siggi Loch zum Geburtstag geschenkt hätte - die Welt hätte womöglich nicht so schnell von dieser einzigartigen Musik erfahren, die ruhig, aber energetisch fließt und dabei stets neue Farben und Harmonien erfindet.
- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 In A Nutshell
- 2 Pitchblack Blues
- 3 Daisy
- 4 Aeolian Green
- 5 Song for Hans-Werner
- 6 Silent Island
- 7 Prelude in the key of John
- 8 Chanteraine
- 9 Aigues-Mortes
- 10 Terra di luce
- 11 White Moon
- 12 Enigma Luminosa
- 13 Côte De Nuit
- 14 Musica ficta