Chris Beier: Scarborough Variations - Piano Works XI
Aus Leidenschaft
Seit dem Auftreten einer neurologischen Erkrankung vor 17 Jahren hat sich Chris Beier aus dem Konzertbetrieb zurückgezogen.
Seine Leidenschaft zur Musik transportiert der deutsche Jazzpianist und Komponist aber nach wie vor mit seinen Werken.
2018 präsentiert er jetzt sein mit Spannung erwartetes Soloalbum: »Scarborough Variations – Piano Works XI«.
Scarborough Variations - Piano Works XI
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Label: ACT, 2018
- Bestellnummer: 8204998
- Erscheinungstermin: 25.5.2018
*** Digipack
Welche Faktoren prägen eine Künstlerpersönlichkeit? Wie entsteht ein Spektrum musikalischen Ausdrucks? Warum klingt ein Musiker so, wie er eben klingt? Sozialisation, Begabung, Ausbildung, Gedankenwelt, Inspirationsquellen – all diese Faktoren machen nicht nur jeden Musiker, sondern letztlich jeden Menschen zu einem Unikat. Doch genau so, wie die Summe unserer Einflüsse und Fähigkeiten, sind es auch unsere Grenzen, die uns prägen, formen und definieren. Grenzen, die Orientierung schaffen, einen Rahmen abstecken, in dem wir bestenfalls ein Zuhause finden, im unendlichen Weit der Möglichkeiten. Für die meisten Menschen verlaufen diese Grenzen organisch, werden Stück für Stück ausgelotet und bestenfalls geweitet. Man wächst mit ihnen und sie mit einem.
So auch lange Zeit für den 1953 geborenen Pianisten, Komponisten und Musikpädagogen Chris Beier. Eine stete, erfolgreiche Laufbahn: Abitur, Studium der Musikwissenschaften, Amerikanistik und Soziologie. Ab Anfang dreißig folgen erfolgreiche Tour-, Aufnahme- und Komponisten-tätigkeiten im In- und Ausland. Im Jazz, u. a. mit Albert Mangelsdorff, Marion Brown, Bill Elgart und in eigenen Besetzungen. Aber auch für Rundfunk, Fernsehen, Theater und große konzertante Ensembles bis hin zum Symphonieorchester. Parallel folgt Beier, der bis heute nicht nur Musiker, sondern auch Forschender geblieben ist, dem Drang, sein Wissen und Können an junge Musiker weiterzugeben – zuerst am Würzburger Konservatorium, später an der dortigen Hochschule für Musik. Sein prominentester Schüler: der Pianist Michael Wollny.
Soweit, so klassisch. Mitte 2002 dann, ist schließlich alles anders. Chris Beier erkrankt an Fokaler Dystonie, einer neuronalen Bewegungsstörung. Die als feinmotorisches Gedächtnis wirkenden Synapsen im Gehirn geraten hier gewissermaßen aneinander und es kommt zu einer Art Kurzschluss: Ohne Vorwarnung und in nicht vorherzusagenden Abständen verkrampfen oder erschlaffen bei Beier die Finger, was fehlerfreies Spielen unmöglich macht – und ihn schließlich zwingt, sich vom Konzertbetrieb zu verabschieden. Plötzlich werden die Grenzen enger, die Räume verschieben sich, müssen neu ausgelotet werden. Eine Aufgabe, vor der man resignieren, oder die man annehmen kann. Beier nimmt sie an. Denn der Horizont, vor dem seine Musik entsteht, ist so weit wie eh und je: Alban Berg, Maurice Ravel, Paul Hindemith, John Coltrane – Neue Musik, Klassik, Jazz – das alles findet in Beiers Werk immer wieder erstaunliche und ebenso organische Verbindungen. In seinem musikalischen Kosmos gibt es keine Grenzen. Nur die Mittel, diesen zum Klingen zu bringen, haben sich verändert.
Chris Beier komponiert und konzipiert weiter, aber anders als früher ist es nicht mehr möglich, längere Passagen Musik am Stück aufzunehmen, denn irgendwann spielen die Hände nicht mehr mit. Also nimmt Beier seine Musik in Fragmenten auf, die er später schließlich zusammenfügt. Im Jahr 2008 erscheint sein so entstandenes Soloalbum »Aeolian Green« im Rahmen der ACT Reihe »Piano Works« – neben weiteren außergewöhnlichen Solo-Piano-Aufnahmen von Pianisten wie Joachim Kühn, Michael Wollny, Don Friedman, George Gruntz, Ramon Vallé oder Simon Nabatov. Eine Kraftanstrengung, gewiss. Aber auch eine Befreiung und ein Triumph.
Mit »Scarborough Variations« liegt nun, nahe Chris Beiers 65. Geburtstag am 5. Mai 2018, die zweite Soloeinspielung vor. Die Tiefe und Komplexität von Beiers Musik drückt sich auch auf der neuen Aufnahme nicht in tausend Noten aus, sondern, allen voran, in ihrer harmonischen und melodischen Kraft, ihren oft reduzierten, doch dafür umso raffinierteren Kompositionen und den schier endlosen Bezügen zu den unterschiedlichsten musikalischen Strömungen, die sich beim Hören auftun. Es scheint, als würden die physischen Grenzen Beier dazu bringen, den Ozean an Möglichkeiten auf seine Essenz zu konzentrieren.
Michael Wollny schreibt über das Album: »Man hört diese Musik und fragt sich immer und immer wieder, warum diese Harmonien so ganz tiefe Saiten in einem berühren, warum diese Melodien stunden- und tagelang im Kopf bleiben, wie ein Flügel gleichzeitig so archaisch und vollkommen klingen kann.« Und, so scheint es, ist die einzige wirkliche Grenze des Menschen am Ende nur die eigene Vorstellungskraft.
So auch lange Zeit für den 1953 geborenen Pianisten, Komponisten und Musikpädagogen Chris Beier. Eine stete, erfolgreiche Laufbahn: Abitur, Studium der Musikwissenschaften, Amerikanistik und Soziologie. Ab Anfang dreißig folgen erfolgreiche Tour-, Aufnahme- und Komponisten-tätigkeiten im In- und Ausland. Im Jazz, u. a. mit Albert Mangelsdorff, Marion Brown, Bill Elgart und in eigenen Besetzungen. Aber auch für Rundfunk, Fernsehen, Theater und große konzertante Ensembles bis hin zum Symphonieorchester. Parallel folgt Beier, der bis heute nicht nur Musiker, sondern auch Forschender geblieben ist, dem Drang, sein Wissen und Können an junge Musiker weiterzugeben – zuerst am Würzburger Konservatorium, später an der dortigen Hochschule für Musik. Sein prominentester Schüler: der Pianist Michael Wollny.
Soweit, so klassisch. Mitte 2002 dann, ist schließlich alles anders. Chris Beier erkrankt an Fokaler Dystonie, einer neuronalen Bewegungsstörung. Die als feinmotorisches Gedächtnis wirkenden Synapsen im Gehirn geraten hier gewissermaßen aneinander und es kommt zu einer Art Kurzschluss: Ohne Vorwarnung und in nicht vorherzusagenden Abständen verkrampfen oder erschlaffen bei Beier die Finger, was fehlerfreies Spielen unmöglich macht – und ihn schließlich zwingt, sich vom Konzertbetrieb zu verabschieden. Plötzlich werden die Grenzen enger, die Räume verschieben sich, müssen neu ausgelotet werden. Eine Aufgabe, vor der man resignieren, oder die man annehmen kann. Beier nimmt sie an. Denn der Horizont, vor dem seine Musik entsteht, ist so weit wie eh und je: Alban Berg, Maurice Ravel, Paul Hindemith, John Coltrane – Neue Musik, Klassik, Jazz – das alles findet in Beiers Werk immer wieder erstaunliche und ebenso organische Verbindungen. In seinem musikalischen Kosmos gibt es keine Grenzen. Nur die Mittel, diesen zum Klingen zu bringen, haben sich verändert.
Chris Beier komponiert und konzipiert weiter, aber anders als früher ist es nicht mehr möglich, längere Passagen Musik am Stück aufzunehmen, denn irgendwann spielen die Hände nicht mehr mit. Also nimmt Beier seine Musik in Fragmenten auf, die er später schließlich zusammenfügt. Im Jahr 2008 erscheint sein so entstandenes Soloalbum »Aeolian Green« im Rahmen der ACT Reihe »Piano Works« – neben weiteren außergewöhnlichen Solo-Piano-Aufnahmen von Pianisten wie Joachim Kühn, Michael Wollny, Don Friedman, George Gruntz, Ramon Vallé oder Simon Nabatov. Eine Kraftanstrengung, gewiss. Aber auch eine Befreiung und ein Triumph.
Mit »Scarborough Variations« liegt nun, nahe Chris Beiers 65. Geburtstag am 5. Mai 2018, die zweite Soloeinspielung vor. Die Tiefe und Komplexität von Beiers Musik drückt sich auch auf der neuen Aufnahme nicht in tausend Noten aus, sondern, allen voran, in ihrer harmonischen und melodischen Kraft, ihren oft reduzierten, doch dafür umso raffinierteren Kompositionen und den schier endlosen Bezügen zu den unterschiedlichsten musikalischen Strömungen, die sich beim Hören auftun. Es scheint, als würden die physischen Grenzen Beier dazu bringen, den Ozean an Möglichkeiten auf seine Essenz zu konzentrieren.
Michael Wollny schreibt über das Album: »Man hört diese Musik und fragt sich immer und immer wieder, warum diese Harmonien so ganz tiefe Saiten in einem berühren, warum diese Melodien stunden- und tagelang im Kopf bleiben, wie ein Flügel gleichzeitig so archaisch und vollkommen klingen kann.« Und, so scheint es, ist die einzige wirkliche Grenze des Menschen am Ende nur die eigene Vorstellungskraft.
- Tracklisting
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Sacciapensieri
- 2 Scarborough Variations
- 3 Campane di l'alba
- 4 Biscaya
- 5 December Sun
- 6 Ombra Serena
- 7 Land Of Dawn
- 8 Waldgate
- 9 Ionian Days
- 10 Cloud
- 11 Terra Rossa
- 12 Sénanque
- 13 Scarborough - Slight Return