Einspielung der Gambenbücher abgeschlossen
Mit der Veröffentlichung des 5. Gambenbuches liegen nunmehr alle Gambenbücher von Marais als Gesamtausgabe bei Ricercar vor. Das ist umso begrüßenswerter, da die alte Referenz mit der Gruppe um Charbonnier nur noch eingeschränkt verfügbar ist und das vielversprechende Projekt mit dem hervorragenden Gambisten Philippe Pierlot, ebenfalls bei Ricercar, bereits nach dem 1. Buch eingestellt wurde. Auch bei der aktuellen Einspielung mit Joubert-Caillet ist leider eine Unsitte eingetreten, dass nämlich, lange bevor das Projekt abgeschlossen war, das 2. Buch nicht mehr zu haben war. Warum das so ist und ob eine Neuauflage geplant ist, ließ sich nicht eruieren. Wie dem auch sei, nunmehr liegt eine Gesamtausgabe vor, die man durchaus als neue Referenz ansehen kann und sicherlich Maßstäbe für künftige Einspielungen setzt. Neben der nicht zu beanstandenden editorischen Leistung, ist es insbesondere die künstlerische Qualität, die überzeugt. Stilgerecht, technisch souverän und musikalisch sensibel, werden alle Stücke individuell geformt und erzählen eine eigene musikalische Geschichte. Der Basso continuo wurde abwechslungsreich gestaltet und dem individuellen Charakter jedes einzelnen Stückes angepasst. Betrachtet man die Einspielungen der Bücher in ihrer Gesamtheit, so legt L‘Acheron mit dem 5. Buch nach meinem Dafürhalten die reifeste Leistung vor. Die Intensität der Tongebung, das Formen der einzelnen Stücke und das Aussingen der Melodielinien haben für mich einen Grad der Perfektion erreicht, die den großen Interpreten wie bspw. Savall, Kujiken, aber auch Pierlot und Zipperling, um nur einige zu nennen, in nichts nachsteht. Ebenfalls hoch anzurechnen ist das Engagement des Labels Ricercar, das Projekt jetzt „durchgezogen“ zu haben, so dass nunmehr eine Gesamtausgabe als Neueinspielung vorliegt.