Der Mann mit den verschieden Gesichtern
Sinfonie Nr.1 (Klippepastoraler): Eine Sinfonie mit 60 Minuten Spieldauer. Eine spätromantische Besetzung mit Wagnertuben, vier Posaunen, zwei Paukern und im letzten Satz noch verstärktes Blech. Der erste Satz ist gigantisch, beim erstmaligen Hören gar nicht so einfach zu fassen. Es gibt neben dieser hervorragenden Aufnahme noch eine mit Sakari Oramo und den Berliner Philharmonikern.
Sinfonie Nr.2 (Vaarbrud; Originale Version): Ein völlig anderes Werk. Im zweiten Satz ein Sopransolo. Das Orchester ist viel kleiner besetzt. Das Holz ist nur doppelt besetzt, es gibt keine Tuba. An manchen Stellen hört man etwas, was einen an Wagner denken lässt, aber auch an die Klarinettensoli von Sibelius. Ein unterschätztes Werk.
Sinfonie Nr.3 (Ungdomsbrus): Wieder ein großer Kontrast. Eigentlich eine Mischung aus Sinfonie, Klavierkonzert und Chorwerk. Also so ein bisschen wie Busonis Klavierkonzert, aber wiederum anders. Die Orchesterbesetzung ist wieder sehr klassisch, mit doppelten Holz, normales Blech, aber auch Schlagwerk. Der Chor tritt nur im Finale auf. Zwei-dreimal lässt die Sinfonie einen denken, dass der Schlussakkord bereits erreicht wurde und dann ist es doch noch nicht vorbei.
Sinfonie Nr.4 (Løvfald): Der formale Aufbau erinnert ein wenig an „Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauss, jedoch nur der formale Aufbau. Das Orchester hat kein tiefes Blech. Es ist eine Harfe und/oder eine Klavier besetzt. Diese Angaben erlauben einen Spielraum. Hörenswert ist das Werk allemal.
Sinfonie Nr.5 (BVN 191): Die erste Version der fünften Sinfonie hat ein schönes Solo für den Konzertmeister. Sie ist besetzt für drei Querflöten, die dritte wechselt mit der Piccolo. Drei Oboen, drei Klarinetten, drei Fagotte (das dritte wechselt mit Kontrafagott). Blech mit vier Hörner, je drei Trompeten und Posaunen, eine Tuba. Es gibt eine Harfe, normalbesetzte Streicher, neben Pauken, auch Becken und ein Tamtam.
Sinfonie Nr.5 (Steppenatur): Bis auf die Einleitung ein komplett anderes Werk. Langgaard muss die erste Fassung nicht sehr gemocht haben. Die Instrumentierung ist anders, da das Kontrafagott fehlt, eine Celesta und ein Klavier wurden hinzugefügt und Schlagwerk (Triangel und Große Trommel). Ein hochemotionales Werk. Auch hier ist anzumerken, dass Orchester sich einfach mal trauen sollten, solch ein Werk auf das Programm zusetzen.
Sinfonie Nr.6 (Det himmelrivende): Eine Sinfonie, die an Sibelius, Grieg aber auch an Wagner, Strauss und Bruckner denken lässt. Die Aufnahme ist etwas schlechter ausbalanciert als die vorherigen Sinfonien. Es gibt drei Flöten, die dritte auch Piccolo, drei Oboen. 3. auch Englischhorn, 3 Klarinetten, 3 Fagotte, wobei das dritte mit dem Kontrafgott alterniert. Im Blech fallen die acht Trompeten auf. Es gibt Röhenglocken, eine Celesta und eine Orgel. Die sieben Sätze sind sehr abwechslungsreich.
Sinfonie Nr.7 (Version 1926): Die Sinfonie hat wie die erste Version der Fünften keine Werksbezeichnung. Sie hat formal kein Programm, aber man merkt doch, dass Langgaard wohl ein Bild im Kopf hatte. Es gibt ein TamTam und Becken und dreifach-besetztes Holz.
Sinfonie Nr.8 (Minder ved Amalienborg): Eine wunderschöne Sinfonie. Mit Tenor-Solo und Chor. Der letzte Satz erinnert an Musik von Hans Christian Lumbye. Man sieht sofort Amalienborg vor dem geistigen Auge. Es gibt ein Klavier, viel Blech und Schlagwerk.
Sinfonie Nr.9 (Fra Dronning Dagmars by): Der zweite Satz hat etwas von Fuciks Musik. Aber dann doch wieder sehr anders, der dritte Satz hat tiefe Glocken und eine Orgel. Die Szenerie könnte auf einen Friedhof sein und es gruselt einen ein wenig. Die Sinfonie ist interessant besetzt, es gibt je zwei Hörner, Trompeten, Posaunen und Bass Tuben.
Sinfonie Nr.10 (Hin Torden-bolig): Die Sinfonie hat einen Satz von ca. 26 Minuten. Ein sehr interessantes Werk, welches auch wieder ein bisschen an Strauss „Alpensinfonie“ erinnert. Zu den Kuriositäten dieser Sinfonie gehören die fünf Flöten, wobei drei Piccolo spielen. Es gibt auch fünf Klarinetten und die dritte Oboe wechselt mit dem Englischhorn. Im letzten Abschnitt der Sinfonie ist ein Pianino zu hören.
Sinfonie Nr.11 (Ixion): Ist das eine Sinfonie oder ist das eine Miniatur? Auf jeden Fall ist dies Werk fast lärmend mit den immer wiederkehrenden Beckenschlägen. Als Besetzung wählt der Komponist Langgaard fünf Tuben. Selbst die großen Orchester kommen wohl mit Akademiestellen höchstens auf drei Tuben.
Sinfonie Nr.12 (Hélsingeborg): Eine kleine Sinfonie. Knapp sieben Minuten Spieldauer. Auch da die Frage ist das eine Sinfonie? Eine Suite? Die Trompeten haben eine markante Stellen. Es gibt keine Tasten, keine Harfe. Dreifaches Holz, normales Blech.
Sinfonie Nr.13 (Undertro): Sieben Sätze, knapp 28 Minuten Spieldauer… Besetzung: Spätromantisch, mit Celesta, Harfe, Orgel und Klavier. Das Klavier hat sogar einige solistische Passagen, aber nicht so wie in der dritten Sinfonie. Einen Stil kann man nach 13 Sinfonien aber immer noch nicht ausmachen.
Sinfonie Nr.14 (Morgenen): Die Sinfonie (Suite) eröffnet mit einem Chor, der an Charpentier mit ein bisschen Händel erinnert, aber auch an Mahlers Auferstehungssinfonie oder den Gurre-Liedern von Schönberg. Im zweiten Satz meint man fern den Lohengrin zu hören.
Die Besetzung ist im Holz kleiner als die vorherigen, die Orgel dröhnt mit Röhrenglocken.
Sinfonie Nr.15 (Søstormen): Ein Chor spielt wieder eine Rolle, aber ein Männerchor mit einem Baritonsolo. Die Sinfonie ist ganz klassisch besetzt, auch nur zwei Hörner und keine Tasten. Das „Scherzo“ ist mit knapp einer Spielminute doch sehr kurz geraten.
Sinfonie Nr.16 (Syndflod af Sol): 1951 komponiert Langgaard also seine letzte Sinfonie. Ein relativ großes Werk für seine Verhältnisse. Die Sinfonie hat fünf Sätze, von den das Scherzo wieder sehr kurz ist. Das Orchester ist wieder größer besetzt und hat eine Orgel vorzuweisen.
Drapa: Eine Komposition, die den verstorbenen Edvard Grieg gewidmet ist. Mit sechs Spielminuten klein und fein. In der Orchestrierung gibt es keine Überraschungen.
Sphinx: Dies Werk ist spätromantisch besetzt und kommt auch so daher. Eine Tondichtung, die man gerne öfter hören möchte.
Hvidbjerg-Drapa: Eine Miniatur für großen Chor, Orgel und Orchester. Das ganze ist nach drei Minuten auch schon vorbei.
Danmarks Radio: Eine einmütige Fanfare. Für Dänemarks Radio. Das ist zwar sehr weit hergeholt, aber Fanfaren waren zu der Zeit wohl besonders beliebt. Coplands „Fanfare for a common Man” und auch Boris Blachers „Fanfare zur Eröffnung der Berliner Philharmonie“ kann man in die Kategorie „Nachkriegsfanfare“ einordnen. (1942, 1948, 1963). Langgaard hat wieder eine Orgel besetzt.
Res absùrda?!: Ein Werk für Chor und Orchester. Rued Langgaard bleibt in all seinen Werken ein Sucher. Er findet keine Einbahnstraße, sondern eine Straße wo man nach links und rechts schauen kann und immer noch angetan ist, von der Vielfalt dieser musikalischen Persönlichkeit.