Ganz schön viel los in der Schluck-Familie
Jaqueline „Jackie“ Schluck arbeitet weiterhin als Chemikerin im Familienunternehmen der Schluck-Säfte. Neben ihrer Arbeit sitzt sie stundenlang auf dem Dachboden und stöbert in Kisten und Kartons aus lange vergangenen Zeiten. Diesmal ist sie nahe dran das Verschwinden ihrer Ahnin Anna aus dem Jahr 1890 zu entschlüsseln.
Bei ihren Nachforschungen trifft sie auf ihren Freund und ehemals große Liebe aus Abi-Tagen Kai Behrens, der als Archivleiter in Stade arbeitet. Und die Liebe, die sie so weit in ihren Hinterkopf verbannt hatte, ist gleich wieder da. Ob es Kai genau so geht? Und vor allem – kann sie ihm sein damaliges Verhalten verzeihen?
Außerdem ist da noch Cynthia Young-Schluck, eine Schwester von Familienoberhaupt Wolfgang Schluck, die Ansprüche auf ihr Erbe anmeldet. Auch geht ein Feuerteufel um und macht auch vor den Schlucks nicht halt. Und wer steht da so plötzlich vor der Gartentür von Christines und Philipps neuem Haus?
Behandelten die ersten beiden Bänder der Schluck-Saga die Geschichte von Christine mit Philipp und Alexander mit Gundi, geht es hier hauptsächlich um Jackie, ihre Oma Johanna und Kai. Ihre Geschichte, ihre Gedanken und Gefühle werden in der Vergangenheit erzählt. Die Dialoge, die sie mit anderen führen, sind spritzig und gut mit zu verfolgen. Ihre Gedanken schweifen oft in die Vergangenheit ab. Bei Jackie und Kai in die Zeit, wo sie ein Liebespaar waren; bei Johanna zu ihrer verstorbenen Tochter Monika.
Ich habe es so genossen, die Menschen, denen ich nun schon den dritten Besuch abstatte, alle wiederzulesen. Die Mitglieder der Familie Schluck mag ich ja von Anfang an. Hier nun haben sich Kai und sein Omchen Hilja Kolster meine Sympathien gesichert. Schade, dass Jackies beste Freundin Tomke doch wieder mit einem Schiff auf Kreuzfahrt geht. Von ihr würde ich auch gerne noch mehr erfahren. Dass Jackies Chef, Chefchemiker Michael Langenhaupt nun andere Wege gehen wird, stört mich nicht. Er wird mir nicht fehlen. Und Kai soll seine beiden Freunde bitte erst mal in den Wind geschossen lassen. Ich lese so gerne, wie sich Johanna um ihre Freundin Margret und neuerdings auch um Hilja kümmert. Sie ist so eine tolle Frau, der ich auch mal wieder ein bisserl Glück gönne.
Die Geschichte an sich ist so emotionsgeladen, so liebevoll, aber auch voller Zweifel und Argwohn. Die widersprüchlichen Empfindungen, die Jackie im Gegensatz zu Kai, der genau weiß was er will, immer wieder quälen, bringt Lotte R. Wöss so gut rüber. Ich liebe ihren bildhaften, eingängigen Erzählstil, der mir sofort Bilder in den Kopf zaubert. Ich fühle mich fast wie ein halbes Familienmitglied, so nahe bringt sie mich an die Menschen heran.
Auch verschiedene Krankheiten, die im Alter vorkommen, wie Parkinson, die Brüche bei Hilja und andere Verletzungen werden thematisiert, genau so wie die Zeit mit Corona, eine längst fällige Aussprache und der Tod einer guten Freundin.
Eine wundervolles Buch so voller Emotionen, Liebe, Leidenschaft, Gefühl, purem Glück und Geborgenheit. Aber auch Herzschmerz, Verzweiflung, Unentschlossenheit und Trauer. Eine Geschichte, die mich berührt, beeindruckt und sehr gut unterhalten hat. Ich bin sehr gespannt, wie es mit der Familie Schluck bzw. mit Julian weiter geht und wer da plötzlich vor der Gartentür steht.