Eine schicksalhafte Nacht
Es schüttet wie aus Eimern, als die 18-jährige Olivia Rutherford im November 1998 auf dem schnurgeraden Devil´s Corridor auf dem Weg nachhause in die Kleinstadt Stafferbury im beschaulichen Wiltshire geblendet von einem anderen PKW die Gewalt über ihren kleinen Peugeot 205 verliert. In dieser Nacht wird sie schwerst verletzt. Aber ihre drei Freundinnen Sally Thorne, Katie Burke und Tamzine Cole, die mit ihr im Auto saßen, verschwinden spurlos. Bis heute.
Im November 2018 macht sich die Journalistin Jenna Halliday auf, um durch einem True-Crime-Podcast vielleicht auf neue Hinweise zu den verschwundenen jungen Frauen zu stoßen. In Stafferbury gibt es allerdings wenige Menschen, die mit ihr sprechen wollen.
Nachdem mir Autorin Claire Douglas auf den ersten Seiten einen Einblick in die schicksalhafte Novembernacht 1998 gegeben hat, tauche ich gleich ein in die geheimnisvolle Atmosphäre der Kleinstadt Stafferbury mit ihren Magalithen, um die die verschiedensten Mythen, z.B. Menschenopfer, kreisen. Diese ganz besondere und dichte Atmosphäre hat mich ganz schnell gefesselt, tief in die Geschichte hinein gezogen und mich fest im Griff gehabt, so dass es mir schwer gefallen ist, mal eine Lesepause einzulegen.
Nach und nach lerne ich Olivia kennen, die von den Bewohnern der Stadt immer noch gemieden oder schief angeschaut wird und die sich vollkommen in ihre Welt zwischen dem Pferdehof ihrer Mutter Anastacia und ihrem Freund und Beschützer Wesley Tucker zurück gezogen hat. Sie tut mir einerseits leid, weil sie sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch nicht von dieser schrecklichen Nacht, die ihr ganzes Leben verändert hat, erholt hat. Sie ist mir schon sympathisch, aber beim lesen bekomme ich immer mehr den Eindruck, dass sie mehr weiß, als sie erzählt. Außerdem wird sie von ihrem Freund Tucker, den ich nicht mochte, total vereinnahmt und kontrolliert. Was bei mir den Eindruck hinterließ, dass auch er irgendetwas weiß oder vielleicht sogar mit der Sache um die verschwundenen jungen Frauen zu tun haben könnte. Die Veränderung, die sie dann durchmacht, hat mir sehr gut gefallen.
Mit Journalistin Jenna, einer sehr sympathischen jungen Frau, die aber auch ihr Päckchen zu tragen hat, habe ich von Anfang an mit gefiebert, ob sie vielleicht mehr aus ihren Interviewpartnern heraus bekommt und den Fall zusammen mit Detective- Sergeant Dale Crawford, der den Cold Case wieder aufgerollt hat, sogar klären kann. Schockiert war ich, als ein Mann, den sie gerade interviewt hatte, erschlagen bei seinem Wohnwagen im Wald aufgefunden wird.
Dass Olivia und Jenna die Geschichte jeweils aus ihrer Sicht erzählen und dass auch zwischendurch immer wieder ein Erzählstrang eingeflochten wird, bei dem es um 8 junge Leute aus England geht, die zu einem Luxusurlaub in Thailand eingeladen sind, macht die Geschichte rasant, sehr spannend und ich hatte lange keine Ahnung, wohin mich das alles führen würde. Es hat etwas gedauert, bis ich hinterblickt habe, wie dieser Thailandurlaub mit den Geschehnissen von heute zusammen hängt. Dann lichtet sich ganz langsam der Vorhang, alle Puzzleteile fallen an ihren Platz und ich kann nicht glauben, was das ganze dann, plausibel aufgedröselt, ergibt.
Ein erstklassiger Thriller mit einem hohen Spannungsbogen, der mich fasziniert, geschockt und sehr gut unterhalten hat.