Ein mörderischer Aufenthalt am Lago Maggiore
Tabea und Ludwig Kummer stehen vor einer schwierigen Entscheidung. Sie müssen aus ihrer Züricher Wohnung raus und Ludwigs Vater hat ihnen angeboten zu ihm in die Villa Felicità am Lago Maggiore in Ascona zu ziehen. Beide haben allerdings nicht das beste Verhältnis zu dem alten eigensinnigen Herrn. Der Garten, den Tabea dort bewirtschaften kann, gibt schließlich den Ausschlag für den Umzug. Dann, einige Tage später, liegt Herbert tot auf seinem schwarz-roten Orientteppich – vergiftet.
Da die Commissaria Lara Patelli mit den Ermittlungen nicht so richtig weiter kommt, beschließt Tabea die Aufklärung selbst in die Hand zu nehmen. Nicht ahnend, wie sehr sie sich damit selbst in Gefahr bringt.
Autorin Alexandra Holenstein hat mich mit diesem leisen Krimi und vor allem dem Humor, den ich da geboten bekomme, vollkommen überzeugt. Angesiedelt am wunderschönen Lago Maggiore, auf den ich immer mal wieder einen Blick werfen kann, erzählt sie die ganze Geschichte jeweils abwechselnd aus der Sicht von Tabea und von Ludwig. Dadurch bin ich auch durch ihre Gedanken noch näher am Geschehen und auch an ihnen selbst dran.
Der sehr unterhaltsame Krimi mit einem großen Anteil an Komödie um den vergifteten Hausherrn ist schon etwas speziell. Fast jeder der Mitwirkenden, seien es Mario und Paul, die beiden Freunde von Herbert, seine Fitnesstrainerin Kassandra, die Nachbarin Olivia, die Haushälterin Matilda oder der Gärtner Guiseppe - sie alle haben einen mehr oder weniger triftigen Grund, Herbert aus dem Leben zu katapultieren. Außerdem stellt sich bald heraus, dass Herbert nicht der war, als der er sich gerne dargestellt hat. Die Aufgabe, das alles aufzudröseln und sich einen Überblick zu schaffen, damit hat Tabea alle Hände voll zu tun. Dazu kommt, dass ihr Mann Ludwig nichts besseres zu tun hat, als ewig hinter der charmanten Commissaria Lara her zu schawenzeln. Das trägt natürlich auch nicht dazu bei, den Haussehen, der eh etwas schief hängt, wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Daneben hat sie auch noch Herberts Basset Bruno an der Backe, der eigentlich zu Kassandra sollte, die ihn aber nicht brauchen kann. Alles in allem eine schwierige Situation für die so sympathische Tabea.
Wunderschön finde ich auch die Beschreibungen am See mit dem Blick auf die Berge, die Inseln im See, die Blüten- und Farbenpracht überall. Und natürlich Tabeas Garten, in dem es grünt und blüht und sie mit dem Verarbeiten von Obst und Gemüse gar nicht nach kommt. Das erzeugt ein unglaubliches Urlaubsfeeling und ich wäre so gerne mal mit einem Glas Wein in der Hand auf der kleinen Steinbank an der Villa gesessen und hätte vor mich hin geträumt.
Das einzige, was mir nicht gefallen hat, sind die dauernden Einschübe von italienischen Worten oder Sätzen. Deren Übersetzung ergibt sich dann zwar zum Teil aus dem Text oder wird direkt übersetzt. Mich hat das beim lesen leider nur gestört. Und um das italienische Flair zu erzeugen hat man den See mit seinem Drumherum. Da ist die Sprache für mich Nebensache.
Ich habe den Kurztrip nach Ascona an den Lago Maggiore sehr genossen, wurde bestens unterhalten und konnte beim Ermitteln gut mit rätseln. Von mir bekommt das Buch eine klare Leseempfehlung.