Etwas anderes erwartet
Aufgrund der Kurzbeschreibung habe ich mehr Informationen über die Familiengeschichte des Autors erwartet, als das Buch tatsächlich enthält. Die wenigen vorhandenen Informationen werden vollkommen willkürlich in die Erzählung eingestreut, was mir die Orientierung erschwert hat. Man spürt wohl, dass die Vergangenheit und das Trauma des Vaters nachwirken, aber die kindlichen Erinnerungsfetzen sind etwas wirr und unfertig. Gut gefallen hat mir dagegen die Erklärung, wie der Vater als Jugendlicher gezwungen wurde, die Seiten zu wechseln und das eigentliche Fehlen einer klaren Trennlinie, das plötzliche Anderssein, nur weil es verordnet wird. Das Buch ist insgesamt eine Mischung aus Erinnerungen, Zitaten, Mitschriften, Diktaten, Tonbandaufnahmen, Briefen, Akten, eigenen Ansichten und der ein oder anderen Geschichtsstunde. Es gibt viel Politisches, Philosophisches, Musiktexte, Meinungen des Autors über Erinnerungskultur und Literatur, also wirklich eine bunte Mischung. Leider mir fehlt der rote Faden, was das Lesen des ziemlich unstrukturierten Textes im Laufe des Buches immer anstrengender gemacht hat. Ein wichtiges Thema, gute Ansätze, mir aber in der Umsetzung zu abschweifend.