Schade, da hätte mehr draus werden können
Elissa ist eine ausgezeichnete Schachspielerin. Sie ist sich sicher, im nächsten Turnier wird sie gewinnen, sie ist gut vorbereitet. In der Pause, während des Turniers, möchte sie kurz im Auto der Mutter entspannen. Da passiert es. Elissa wird entführt. Stunden später findet sie sich angekettet in einem dunklen Keller wieder. Man hat ihr Streichhölzer, ein paar Kerzen und ihren Rucksack gelassen. Hilferufe sind sinnlos, niemand hört sie.
Aber Elissa ist anders als andere Mädchen. Sie muss überleben, dass ist sie ihrer Mutter schuldig. Ihre erste Strategie, sie misst den Keller ab und teilt ihn in Schachfelder ein. So kann sie die Lage der wenigen Habseligkeiten, die ihr geblieben sind, viel schneller im Dunkeln finden. Sie ist auch relativ schnell in der Lage zu überlegen, wie lange ihre Vorräte reichen können. Wann sie im Dunkeln sitzen wird, wenn sie die Kerzen dauerhaft brennen lässt.
Dann bekommt Elissa Besuch. Sie bemerkt schnell, dass es nicht ihr Entführer ist. Er riecht anders, nicht so unangenehm. Er ist ihr gegenüber verhalten und er spricht wie ein Kind. Elijah freut sich, dass Elissa da ist und nennt sie Gretel. Sie würde ja im Keller des Pfefferkuchenhauses leben. Aber er kann sie auch nicht freilassen, dass ist Elissa schnell klar. Elijah verrät nicht alles, er scheint die Entführer zu kennen und er kannte auch schon die Mädchen, die vor ihr im Keller waren. Die offensichtlich aber alle bereits tot sind.
Kann Elissa es schaffen, Elijah zu überreden, sie freizulassen? Kommt sie überhaupt jemals aus wieder aus dem Keller heraus? Wer ist denn eigentlich der Entführer und warum wurde sie entführt?
Die Erlebnisse von Elissa und Elijah werden fast wechselseitig aus ihrer Sicht erzählt. So lernt man beide auch sehr schnell kennen. Elissa, die durch ihr pragmatisches Denken, durch ihre analytischen Fähigkeiten versucht, bestmöglich mit der Situation umzugehen. Es ist wirklich spannend zu lesen, wie sie ihre Erinnerungen in Abschnitte einteilt und so versucht alles wesentliche vom unwesentlichen zu trennen. So gelingt es ihr auch, Erinnerungen an Nebensächlichkeiten wieder aufzufrischen. Elijah dagegen kommt einem wie ein unbedarftes Kind vor, der mit seinen Eltern abgeschieden und einsam im Wald lebt, der keine Schule besucht, sich aber für intelligent hält. Durch sein Leben im Wald kann er sich jedoch hervorragend im Wald und in dunklen Räumen orientieren. Er ist sogar in der Lage die Gerüche des Waldes zu unterscheiden und genau zuzuordnen. Er weiß, dass Elissa ihr Gefängnis unbedingt verlassen möchte. Aber er kann ihr nicht versprechen, dass er ihr helfen wird.
An sich könnte man sich vorstellen, dass das Buch sich mit so einer dramatischen Handlung sehr gut und schnell liest. Leider ist die Umsetzung nicht so gelungen. Merkwürdig fand ich zum Beispiel, dass das Buch am Tag 6 beginnt. Und so springt die Handlung nicht kontinuierlich von Tag zu Tag sondern immer wieder wild hin und her. Das machte es am Anfang schon extrem schwierig in die Handlung zu kommen und zu folgen. Spannung konnte dabei nicht immer aufkommen, da man einige Geschehnisse ja bereits vorher kannte.
Fasziniert dagegen hat mich das Ende. Damit konnte niemand rechnen und es war absolut unvorhersehbar. Das hat mich dann am Ende doch mit dem Buch versöhnt und vergebe drei Lesesterne.