"hot damn, let it out!!!"
oh, mann - was war das für eine truppe! und mir ist nach wie vor völlig schleierhaft und absolut unverständlich, dass dieses extraordinäre live-album nie dort aufgetaucht ist, wo es seit gut 40 jahren hingehört - nämlich auf der liste der allerbesten live-platten der rockgeschichte . . . und zwar ALLER zeiten! wo immer diese bande damals aufgetreten ist, da wächst bis heute kein gras mehr. auch habe ich seither nichts vergleichbares jemals wieder gehört. wie soll man dieses ereignis mit dem namen “edgar winter’s white trash“ überhaupt beschreiben? eigentlich unmöglich - man muss es HÖREN, sonst glaubt man es schlichtweg nicht.
schon die '72er debut-lp liess aufhorchen. da war also edgar w., der im jahr zuvor sein erstes solo-album “entrance“ veröffentlicht hatte. das war zwar eine interessante, jedoch ziemlich sperrige angelegenheit und nicht gerade dazu geeignet, ein breiteres (rock-) publikum anzusprechen. auftritt jerry la croix (sax, harp . . . & THROAT!). mit ihm zusammen stellte er die gospelsoulbluesrock&rollfunk-bigband (ein hilfloser umschreibungsversuch) “white trash“ auf die beine. mit dabei: der spätere johnny-winter-co-gitarrero floyd radford und eine 4-köpfige pustefix-abteilung ersten ranges. unter der produktion von rick derringer donnerte hier eine musikalische dampfwalze auf die rock-szene, die allerdings erst live ihre volle wucht entfaltete.
so wurden 1972 denn auch folgerichtig drei denkwürdige gigs der band in new york (in der academy of music und dem legendären apollo) und im whiskey a-go-go in los angeles für die doppel-lp “roadwork“ mitgeschnitten. inzwischen wurde floyd radford durch rick derringer ersetzt, mit ihm kam bassist randy jo hobbs (von den just aufgelösten “johnny winter and“). und nun versagen eigentlich alle worte. der geneigte hörer kann nurmehr am eigenen leib wirklich erfahren, was für ein inferno dieser entfesselte haufen zu entfachen im stande war. die stimmband-duelle von winter und dem überragenden jerry la croix, derringers geile gitarre, die treibende bläserarbeit, . . . und dann war da noch die geheimwaffe: mit bobby ramirez (der 1973 in chicago wegen seiner langen haare erschlagen wurde) hatten “white trash“ einen ausgefuchsten herz-und-seelen-drummer im rückgrat, der seinesgleichen sucht. und wie so oft ist auch hier das ganze weitaus mehr als die summe der einzelteile. "if you feel like lettin' it out - hot damn, let it out!!!", schreit la croix dem aufgepeitschten publikum zu. der gospel von “save the planet“ macht die blinden wieder sehen, der rock’n’roll von “back in the usa“ bringt die lahmen gar zum abhotten, und der 17-minütige marathon von “tobacco road“ lässt sicher nicht nur seinen autor john d. loudermilk sprachlos zurück. und neben soul-attacken (“i can’t turn you loose“, “turn on your lovelight“) funk-brocken (“cool fool“, “do yourself a favour“) und noch mehr rock’n’roll (“jive jive jive“, “still alive and well“) gibt’s auch den berühmten überraschungs-auftritt des sich seinerzeit in reha befindlichen johnny winter.
aber fast so schnell, wie der tornado heraufgezogen war, war er auch schon wieder vorbei: noch im gleichen jahr löste sich “white trash“ auf. edgar gründete mit ronnie montrose und dan hartman die “edgar winter group“ und feierte mit “frankenstein“ und “free ride“ seine größten kommerziellen erfolge. jerry la croix startete unter zuhilfenahme von “white trash“-mitstreitern plus barry rillera (gitarre) seine eigene band “la croix“ und führte damit den grandiosen stil der vorgänger-band fort. diese besetzung spielte übrigens auch ein superbes album für epic ein (“la croix“, 1972), auf dessen cd-veröffentlichung ich bislang jedoch vergeblich warte. aber nach dem tod seines besten freundes bobby ramirez sah sich jerry la croix nicht mehr in der lage, die band weiter am leben zu halten.
in korrektur zu meiner erst-rezension muss ich konstatieren, dass jerry auch heute noch über eine erstaunliche stimmgewalt verfügt, auch wenn er (was wunder!) in den höheren lagen nicht mehr ganz die power von damals besitzt. aber die platten von "edgar winter’s white trash“ - zuvorderst "roadwork“ - haben ihn auf seinem zenith verewigt, im rahmen einer exquisiten und einzigartigen band, der ich heute so manche träne nachweinen könnte. glücklicherweise kann man mit dieser cd die zeit für eine satte stunde um 40 jahre zurückdrehen.
HIGHLY RECOMMENDED!
p.s. zu dieser papersleeve-ausgabe:
selbstredend kommt das mini-lp-cover (wie üblich) exakt so, wie das ursprüngliche vinyl-album. dementsprechend ist der inhalt auch wieder auf 2 scheiben verteilt. der sound bringt für meine begriffe minimal weniger brillianz als die herkömmliche cd auf die waage. das ist bei einem hochpreisigen produkt (besonders angesichts der erwartungen, die man im allgemeinen an die japaner stellt) zwar etwas enttäuschend - der unterschied ist aber wirklich nur marginal.
also, so paradox es klingen mag: dem high-end-hörer empfehle ich den griff zur wesentlich preisgünstigeren columbia-cd, das ungleich attraktivere cover gibt es aber nur aus dem land des lächelns.