Good ol' Billy Rockpile
Mein Gott - wie lange ist das schon her, dass mitten im Aufkeimen von New Wave und dem schier beispiellosen musikalischen Tiefstand der unsäglichen 80er vier damals schon nicht mehr ganz taufrische Herren die Bühnen mit ihrer erfrischenden Mischung aus Power-Pop und Rock & Roll feinster Kajütte rockten. Umgeben von einem Sumpf von deprimierender Einfallslosigkeit, die sich mit allerlei technischem Schnickschnack zu tarnen versuchte, waren Rockpile von 1976 bis zum bitteren Ende 1981 eine so grandiose wie unprätenziöse Supergroup, die ihresgleichen suchte. Wer die Brüder jemals live erlebt hat, wird sich vermutlich noch heute an den Muskelkater um die Mundwinkel erinnern, den das unvermeidliche Dauerlächeln aus purer Begeisterung stets mit sich brachte.
Was ist heute aus den einzelnen Protagonisten von dunnemals geworden? Dave Edmunds scheint sich zu meinem größten Bedauern (von seltenen Live-Auftritten abgesehen) weitestgehend in den musikalischen Vorruhestand verabschiedet zu haben. Nick Lowe hat sich mit den Worten "The days of the Nazi-Beat are over!" in Richtung Crooner neu orientiert - mit Erfolg zwar, aber auch mit durchwachsenen Resultaten. Und von Über-Drummer Terry Williams hört man nach seinem Ende als Dire Strait so gut wie gar nichts mehr. Allein Billy Bremner hält die musikalische Fahne des ehemaligen Sauf-Kollektivs unbeirrt aufrecht. Allein dafür gebührt ihm eigentlich die Ernennung zum Rock 'n' Roll-Ritter des neuen Jahrtausends. Nach seinem Mini-Gastspiel bei den Pretenders war er ein paar Jahre lang in Nashville zugange und hat dort als Studiomusiker diverse Scheiben der New-Country-Szene veredelt. Irgendwann hat er dann schließlich in Schweden eine neue Heimat gefunden und dort beispielsweise die nationalen Greaser-Grö0en "The Refreshments" live und im Studio unterstützt. Fifties-Rock & Roll ist in Skandinavien ja schon seit jeher ganz groß, und Bremner hat auch sein 98er Album "A Good Week's Work" ausschließlich mit befreundeten Musikern der dortigen Szene eingespielt. Nicht dass man das herausgehört hätte - im Gegenteil: alles schwer kompetente Mucker!
Und sein neuestes Werk? "No Ifs, Buts, Maybes" hält mühelos, was man sich von dem Namen Billy Bremner verspricht. Wer - wie ich - unbeirrt immer noch auf das Unmögliche (nämlich die Rockpile-Reunion) hofft, sollte sich zwischenzeitlich unbedingt mit diesem makellosen Song-Reigen trösten. Bremner verfügt über exquisite Songschreiber-Qualitäten, die Produktion ist blitzblank ohne glatt zu sein, und sein Gitarrenspiel (angesiedelt irgendwo zwischen der unaufdringlichen aber zwingenden Melodik eines George Harrison und der Country/Rock & Roll-Schule á la James Burton oder Albert Lee) lässt so manchen Nachahmer mehr denn je vor Neid erblassen.
Thanks a million, Biily - and keep up the good work!