"Beglückend, berückend..."
...schrieb neulich ein Rezensent des Wiener "Standard" über einen Chopin-Abend von David Fray im Wiener Konzerthaus. Und so erlebe ich auch diese neue Einspielung. Luftig, duftig, überhaupt nicht parfümiert, dabei von großer Klarheit und dramaturgisch interessant aufgebaut.
Ich fand Chopin immer überbewertet, oft banal und seifig. Diese Aufnahme hat mich ein anderes Hören gelehrt: tiefgründig, wehmütig, aber nicht kitschig, rhythmisch mitreißend, kraftvoll und zart "wie Schmetterlingsflügel", wie Fray es ausgedrückt hat, wie improvisiert und dabei gut strukturiert.
Wie gut, dass Fray 15 Jahre lang damit gewartet hat, Chopin zu spielen. Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt für ihn gekommen zu sein. Das macht für mich einen wirklichen Künstler aus: Er spielt nicht einfach ein Repertoire, das Plattenfirma oder Publikum von ihm erwarten, sondern wartet wie ein guter Sänger darauf, dass die Oper zur Stimme, wie sie sich dann entwickelt hat, passt: Gourmet, nicht Gourmand.
Ich wünsche dieser Einspielung viele "beglückte, berückte" Hörer.