Gigantisch gut!
Als bekennender Deep Purple und Rainbow Fan habe ich Demon’s Eye als „Deep Purple Tribute Band“ schon des Öfteren live gesehen. Sie spielen mit viel Können die Musik meiner Helden so, wie ich sie hören möchte – im Geiste der Siebziger. Ein besonderes Augenmerk wird von Demon’s Eye darauf gelegt, die Songs nicht nur zu spielen wie Deep Purple. Nein, sie improvisieren auch wie Deep Purple, so dass ein Song bei jedem Auftritt anders klingt. Demon’s Eye Konzerte sind ein Erlebnis.
Nach langem Warten liegt nun endlich das erste Album mit eigenen Songs vor. Dazu noch mit dem unglaublichen Doogie White als Sänger. Meine Erwartungen waren sehr hoch – und ich wurde nicht enttäuscht.
Nach mehrmaligem Hören kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass hier ein Meilenstein veröffentlicht wurde. Nicht nur Gitarren-Virtuose Mark Zyk und Keyboard-Wizard Florian Pritsch ist ein virtuoses Werk gelungen. Nein, die Rhythmuseinheit von Bandgründer Andree Schneider (Drums) und dem Bassisten Maik Keller legen einen treibenden Soundteppich hin, der seines Gleichen sucht.
Der majestätische Gesang von Doogie White (Rainbow, Malmsteen, Cornerstone, Tank) ist dann das I-Tüpfelchen. Von ihm stammen übrigens alle Texte, er war aber am Songwriting nicht beteiligt.
Ganz deutlich möchte ich betonen, dass hier nicht etwa versucht wird, Rainbow oder Deep Purple zu kopieren. Natürlich bleibt es dennoch nicht aus, dass vielleicht einmal etwas vertraut klingt. Das ist natürlich auch gewollt. Trotzdem ist hier etwas ganz eigenständiges entstanden. Etwas das sogar noch wächst je öfters man es hört.
Obwohl ich fast alles kenne, dass Doogie White bisher eingesungen hat und er jedes Mal den Alben seine wunderbare Note aufdrückt: So brillant wie hier habe ich ihn seit 1995 nicht mehr gehört. Ich behaupte sogar, dass Doogie noch nie so gut gesungen hat wie auf „The Stranger Within“.
Man hat dabei nicht das Gefühl, dass er mal eben als Gastsänger eingesprungen ist. Man könnte vermuten, er ist ein langjähriger Part der Familie „Demon’s Eye“.
Und hier ist der große Unterschied zu Rainbow. Dieses ist kein Solowerk eine Gitarristen, sondern eine echte Gemeinschaftsproduktion von fünf Meistern ihres Fachs. Mark Zyk, dessen Gitarrenspiel immerhin schon so viel Aufsehen erregt hat, dass Jon Lord ihn nach England eingeladen hat um dort mit ihm und einem Symphonieorchester zu spielen, zeigt, dass er, anders als sein geistiger Vater ein Teamplayer ist.
Keyboarder Florian Pritsch bekommt auf dem Album sehr viele Freiheiten und Soloparts, das wäre auf einem Rainbow-Album so nicht möglich gewesen.
Die ausgezeichnete Produktion ist erstaunlich klar und druckvoll, so wie es dies Album auch verdient hat. Die tollen Arrangements bieten auch einige sehr wirkungsvolle Stereo-Effekte und Überraschungen. Vier der zwölf Songs sind über sechs Minuten lang. Das edle 16-seitige Booklet, bietet neben allen Texten auch ein paar schön drapierte Fotos.
An diesem Album darf kein Rockfan vorbei gehen.
Zum Schluss noch ein Rundgang – für den, der noch überzeugt werden muss:
Nach einem schönen Keyboard-Intro fesselt uns schon „THE UNKNOWN STRANGER“, ein klassischer Hardrocker, wie man ihn vielleicht erwartet hat. Orientalisch-mystische Klänge mit einem fesselnden Doogie als Erzähler einer alten Weise, tragen diesen Song. Ein paar schöne Gitarrenlicks von Mark Zyk verbreiten Gänsehautfeeling und dabei ist der Song trotzdem durchaus unaufdringlich kommerziell. Wenn man an „Stranger In Us All“ erinnert wird, dann besonders bei diesem Song.
“SINS OF THE FATHER” ist ein Rocker mit treibenden Riff, der durch mehrstimmigen Gesang und dem treibenden Bass von Maik Keller gepuscht wird, bevor es zu einem Orgel-Gitarren Duell kommt. Ebenfalls durchaus radiotauglich – natürlich ohne poppig zu sein. Das Zusammenspiel von Orgel und Gitarre ist wunderbar.
“THE BEST OF TIMES” ist zweimal vertreten, zunächst als kürzere (4:18) “Normalversion” und am Ende noch einmal als fast 8-minütiges Gesamtkunstwerk (Bonustrack). Anfänglich eine Ballade – bewegend interpretiert von Doogie White, steigert sich dieser Song zu einem Opus Magnum wie man es lange nicht gehört hat. Hier muss man die Gitarre einfach hervorheben, die einen mehrstimmig durch eine gefühlvolle Traumwelt leitet. Besonders das bluesige erste Solo in der „Longversion“ hat es mir angetan. Zum Ende begeistert Florian Pritsch mit einem sentimental-verschlungenem Piano- und Keyboard-Outtro, das Seinesgleichen sucht. Jetzt schon ein Klassiker.
Hier stimmt alles.
Der vierte Song „AIN'T NOTHING BETTER“ ist wieder härter. Besonders auffallend sind hier die Drums von Andree Schneider, der hier knallhart und trotzdem technisch brillant seine Stärke zeigt.
Raue Gitarre, herrliche brummende Orgel. Auch im Solo. Diese Zusammenarbeit kannte ich bisher nur von Blackmore/Lord.
Zum Ende schreit Doogie sich die Seele aus dem Leib, begleitet von einem stilvollen Honkytonk-Klavier.
„EVIL COMES THIS WAY“ wird mit einem irren Bassintro eingeleitet, um dann nach einer balladenhaften Strophe ein ganz spannender Song zu werden. Besonders schön sind das Klavier und die akustische Gitarre, die Doogies Gesang ständig begleiten. Allein in diesem Song singt Doogie so unterschiedlich, wie es wohl kaum ein Rocksänger hinbekommt. Man könnte meinen, dass Doogie hier seine ganz persönliche Hommage an den Dio zu Rainbow Zeiten bringen möchte.
Sicherlich einer der Songs, der live für Gänsehaut sorgen wird.
Mit „HEAVEN AGAIN“, einem fast 7-minütigen Song, hören wir wieder etwas ganz anderes. Ein funkig groovender Song, der von einem komplizierten Bass-Drumrhythmus getragen wird. Doogie singt hier wieder ganz anders. Im Mittelteil dann ein herrliches verzerrtes Gitarrensolo, das dem Song plötzlich eine ganz andere Note gibt. Herrliche Stereoeffekte. Mit kurzen Wah-Wah Sound. Allein der Mittelteil dieses Songs ist schon das Geld des Albums wert. Nach der letzten Strophe und einem herrlichen Schrei von Doogie, dann eine herrliche psychedelische Orgel von Mr. Pritsch. Aber auch Bass und Schlagzeug glänzen hier wieder.
Der siebente Songs “A FOOLISH MAN” ist der schnellste Song auf dem Album mit einem harten Orgel/Gitarrenriff. Herrlich schnelles Gitarrensolo, das sich jedoch nicht Malmsteenartig überschlägt, sondern nach Art des schwarzen Meisters den Song unterstützt, bevor es in ein majestätisches Synthesizer-Orgel Solo übergeht.
Zum Ende singt Doogie dann sehr überraschend wie Gillan zu besten „Future Shock“-Zeiten. Das Ende ist sehr unerwartet. Mehr wird nicht verraten.
“MIDNIGHT IN HEAVEN OR HELL” ist vielleicht der ungewöhnlichste Song, der durchaus zu Deep Purple Mark III gepasst hätte. Toller Honkytonk Anfang (Klavier und Gitarre). Ein groovender Bass – sehr schön. Dazu Clavinet und Slidegitarre. Am Anfang fand ich den Song etwas gewöhnungsbedürftig und mittlerweile gehört er zu meinen Lieblingssongs, zeigt er doch wie abwechslungsreich die Band ist.
Fast 10 Minuten „FAR OVER THE RAINBOW“ – der nächste mögliche Klassiker und für mich der fehlende Song auf der “Rainbow Rising” (das Album war viel zu kurz). Obwohl hier auch ein tolles Solo von Florian Pritsch zu hören ist, lebt dieser Song von den schier endlosen Gitarrenimprovisationen Mark Zyks, dem Stakkatodrums von Andree Schneider und dem Gesang von Doogie White. Der Gitarrist ist hier voll in seinem Element. Das Solo lebt. Herrliche Slide. Ein Meisterwerk. Punkt.
Live ein Muss!
“BRAND NEW LIFE” ist ein etwas getragener Song mit hartem Riff, warmer Orgel. Nach dem brillanten ruhigen Gitarrensolo, steigert sich das Tempo im Orgelsolo plötzlich mehrfach, was dem Song eine besondere Note gibt. Doogie singt großartig.
„LE VENT LAMENT“ schließlich ist ein kurzes ruhiges Instrumentalstück, bei dem sich Mark Zyk richtig austoben kann – mit klassischer Gitarre. Von Barock bis spanisch zeigt er seine ganze Bandbreite. (Carol, verstecke Candice, sonst hast Du bald einen neuen Schwiegersohn… - was ich nicht hoffe, sonst geht mir das zweite Mal ein Rockgitarrengott verloren…. )
Einfach nur schön. Auch das kann Mark…. Klasse gespielt.